Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Helden-Maus

Titel: Helden-Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
fragte das Mädchen.
    »Ich werde es schon überleben«, antwortete Esk.
    Sie lächelte ihn kurz an. »Morgen früh werde ich Sie wecken.« Dann war sie auch schon verschwunden. Sie war offensichtlich kein Vamp, nur eines der unwichtigen Geschöpfe dieser Gegend.
    Die nächsten beiden Tage waren voller Theaterstücke. Im großen und ganzen genoss Esk sie, und bald hatte er sich auch daran gewöhnt, dass er genauestens beobachtet wurde, während er die Stücke beobachtete. Er hatte tatsächlich das Gefühl, dass er für die Gemeinschaft etwas Nützliches tat und dass seine Reaktionen dabei helfen würden, ihre Stücke für die Tournee zu verbessern. Denn obgleich die Fluchungeheuer offenbar wirtschaftlich weitgehend unabhängig waren, sehnten sie sich auf dem Gebiet ihrer eigenen Kunst verzweifelt nach der Anerkennung durch andere. Sie wollten, dass man ihre Stücke für herausragend hielt und ihr Publikum sich schon auf die folgende Saison freute. Immerhin beruhte auch die Beförderung innerhalb ihrer Hierarchie darauf: Ein erfolgreicher Schauspieler wurde auch zum Führer ihrer Gesellschaft.
    Nun, warum nicht? Es war ein System, mit dem er leben konnte. Es tat ihm leid, dass er Doris von sich gewiesen hatte. Ein Mädchen an einem so netten Ort wie diesem…
    Doch er hatte eine Aufgabe zu erfüllen, und es gab eine andere Gesellschaft, bei deren Rettung er behilflich sein wollte. Es war müßig, ans Bleiben zu denken, denn die Fluchungeheuer würden ihn ohnehin nicht akzeptieren. Im Augenblick behandelten sie ihn nur nett, weil sie sein Urteil als unwissender Zuschauer schätzten, und das würde sich bald ändern, wenn er ihr gesamtes Repertoire kennengelernt hatte.
    Das letzte Stück jedoch interessierte ihn aus anderen Gründen, als die Fluchungeheuer es vorhergesehen hatten. Es handelte von den Erlebnissen eines Menschen mit einem Dämon, und so sah Esk besonders aufmerksam zu.
    Es war, wie die Fluchungeheuer es ausdrückten, die übliche Handlung vom Typ Dämonenpakt. Ein junger Mann, mit dem Esk sich schnell identifizierte (darin waren die Schauspieler sehr gut), suchte den Guten Magier Humfrey mit einer Frage auf: Wie konnte er sicher einen Dämon zähmen? Er leistete seinen Jahresdienst ab – für das Publikum durch den Szenenwechsel verkürzt – und erhielt die Antwort: ein Talisman, ein Zeichen, ein gesprochener Zauber und ein Stück Pergament, auf dem ein Kontrakt geschrieben stand. »Allerdings wird es nur einmal funktionieren, weil all diese Dinge sich selbst vernichten«, warnte ihn der Gute Magier. »Aber diese Kombination wird einen Dämon herbeirufen und beherrschen, und dann wird der Dämon mit dir verhandeln müssen, um seine Freiheit wiederzuerlangen. Du kannst ihn dazu zwingen, alles zu tun, was du willst.«
    »Alles?« fragte der Junge begierig.
    »Alles, was in seiner Macht steht. Was ich dir gegeben habe, erlaubt dir, einen der mächtigsten Dämonen zu beherrschen, so dass er sehr viel wird tun können, aber er ist nicht allmächtig. Doch er wird nicht fähig sein, dich zu täuschen, also kannst du ihn nach seinen Fähigkeiten fragen, bevor du dich entscheidest. Du musst nur sichergehen, dass er diesen Vertrag unterschreibt, nachdem du deinen Teil der Abmachung in allen Einzelheiten eingetragen hast.«
    »Das werde ich!« rief der Jüngling. Esk hatte das Gefühl, als stünde er selbst auf der Bühne und unterhielte sich mit dem Guten Magier. Wie schön es doch gewesen wäre, wenn er eine ähnliche Frage hätte stellen können.
    Der Junge nahm die Sachen mit nach Hause und begann mit der Beschwörung. Zunächst zog er das Zeichen, eine seltsame, fünfseitige Figur, auf seinen Fußboden und malte es auf, damit es nicht ausgewischt werden konnte. Dann nahm er den Talisman auf und hielt ihn hoch. »Dämon des Tages, ich rufe dich!« intonierte er. »Bei der Macht dieses Zaubers erscheine im Pentagramm!« Und dann sprach er den Zauber aus, der für Esks Ohren zwar unverständlich, aber sehr eindrucksvoll klang.
    Die Bühne verfinsterte sich. Bedrohlich schwoll die Musik an. Funken stoben. Die Luft über dem Pentagramm füllte sich mit Rauch. Dann gab es ein gewaltiges Brüllen, das Esk zusammenzucken ließ.
    Der Rauch verflog, und im Pentagramm stand ein leuchtender Dämon.
    Esk konnte erkennen, dass es sich um einen Schauspieler im Dämonenkostüm handelte und nicht um einen wirklichen Dämon, doch natürlich hätte man einen echten Dämon auch niemals zu so etwas bewegen können, ohne Magie

Weitere Kostenlose Bücher