Helden-Maus
Abenteuer in Gang gesetzt. Aber auch sie hatte ihm das Abbild einer Frau angeboten, eine Abmachung, um ihn dazu zu bringen, sein Versteck preiszugeben. Hätte er auf diese Abmachung eingehen sollen?
Vielleicht würde ihm dieses Theaterstück dabei helfen, das zu entscheiden.
Als sich der Vorhang wieder hob, ruhte der Jüngling gerade im Inneren eines prachtvollen Hauses. Der Dämon trat mit einem riesigen Füllhorn ein, aus dem frisches Obst rieselte. In der Ferne erscholl ein Schrei wie von einem hungrigen Waisenkind. Der Dämon legte das Füllhorn in die Hände des Jungen.
»Nun?« fragte der Junge.
»Herr?« fragte seinerseits respektvoll der Dämon.
»Nun, wo bleibt die Frau?«
»Das Abbild einer Frau«, murmelte der Dämon.
»Mir ist es gleich, wie du sie nennst! Die Abmachung wird erst vollständig, wenn du sie ablieferst, um uns dann auf alle Zeiten in Frieden zu lassen. Durch diesen Vertrag kannst du mir niemals etwas anhaben.«
»Das ist wahr, Herr«, antwortete der Dämon. »Ich werde die Frau schicken.«
Inzwischen hatte sich Esks Sympathie fast gänzlich von dem Jungen auf den Dämon verlagert. Der Junge war ein verwöhntes Bürschchen, während der Dämon sich buchstabengetreu an die Abmachung hielt.
Der Dämon verließ die Bühne, während der Junge üppige Früchte aus dem Füllhorn hervorholte, in jede einmal hineinbiss und sie von sich schleuderte.
Einen Augenblick später kam eine wahrhaft betörende Frau auf die Bühne. In einem dünnen Neglige kam sie mit grazilen Bewegungen heran, sie war das anmutigste Geschöpf, das Esk jemals gesehen hatte. Fast war er selbst von ihr betört, obwohl er doch wusste, wie töricht so etwas war. Die Fluchungeheuer hatten eine Schauspielerin dazu ausgebildet, die wunderschönste Frau darzustellen, die es überhaupt gab – und das war sie auch.
»Ich bin gekommen, um dir Freude zu machen, stattlicher Mann«, verkündete die Frau in sinnlichem Tonfall.
Der Jüngling musterte sie. Seine Augen weiteten sich erfreut. »Du bist diejenige?«
»Ich bin diejenige«, sagte sie und vollführte eine kleine Pirouette, die ihr Neglige umherwirbeln ließ und etwas von ihren makellosen Beinen zeigte. »Das Abbild der vollkommenen Frau.«
»Du wirst alles tun, was ich verlange?«
»Alles«, hauchte sie.
»Dann zieh dich aus.«
»Wie du wünschst, stattlicher Mann«, sagte sie und begann ihr Nachtkleid zu öffnen, als das Licht erlosch und der Vorhang sich senkte. Esk bemühte sich, etwas von ihrem Körper zu sehen, bekam aber nur noch ein kurzes, aufregendes Aufblitzen zu Gesicht.
Als sich der Vorhang schließlich wieder hob, lagen die beiden im Bett, offensichtlich hatten sie die Szene bereits beendet, die Esk so gern mitangesehen hätte. Doch dieses Stück sollte jugendfrei bleiben, weshalb die Andeutung die Oberhand über die realistische Darstellung bekam. Der Jüngling schlief gerade, während die Frau wach war. Sie flüsterte ihm mit ihrer Theaterstimme ins Ohr: »Ist der Pakt auch bewahrt? Ist der Pakt auch bewahrt?«
Der Junge rührte sich. »Der Pakt!« brummte er verschlafen. In seinen Nachtkleidern sprang er auf und schlurfte zu einem Schrank hinüber, aus dem er die Schriftrolle hervorzog.
»Ist es auch der richtige? Ist es auch der richtige?« flüsterte die Frau.
Der Junge musterte ihn. »In diesem Licht kann ich nichts erkennen!« rief er. »Wenn irgend jemand ihn stehlen und ein anderes Papier hierhin legen sollte…«
Er tastete nach einer Kerze und entzündete sie an einer glühenden Kohle im Kamin, wobei er sich fast die Finger versengte. Dann hielt er die Kerze an das Pergament. »Ja, es ist der richtige«, sagte er hinunterblickend.
»Schützt er dich auch vor dem Dämon? Schützt er dich auch vor dem Dämon?« flüsterte die Frau.
Er sah genauer hin, um die entsprechende Stelle zu finden. Die Kerze neigte sich gefährlich. »Hier heißt es: ›… wird besagter Dämon dem obengenannten Begünstigten keinen Schaden zufügen oder eine andere Partei dazu bewegen.‹ Das ist wasserdicht; der Dämon kann mir nichts anhaben.«
»Bist du sicher? Bist du sicher?« flüsterte die Frau.
»Natürlich bin ich sicher!« erwiderte er gereizt. »Schau doch selbst. Hier steht es… hoppla!« Denn von der schrägen Kerze war nun ein Wachstropfen auf das Pergament geklatscht. Als das heiße Wachs mit der Tinte reagierte, zischte ein Rauchwölkchen empor.
Mit einem verärgerten Fluch griff der Jüngling nach dem sofort hart gewordenen Wachs und riss
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