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Helden-Maus

Titel: Helden-Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
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kann das die Situation möglicherweise noch verschlimmern. Nun treten die Störungen halbwegs regelmäßig auf, meine letzten beiden Versuche erwiesen sich als gute, kräftige Flüche. Daher habe ich seit sechs Monaten keinen mehr ausgestoßen. Der Magistrat wusste davon und wollte mich deshalb unbedingt loswerden.«
    »Klug von ihm«, meinte Esk zynisch. »Vielleicht kannst du uns ja segnen, damit der Rest unserer Reise leicht verläuft.«
    »Mich selbst kann ich weder verfluchen noch segnen, nur andere.«
    »Nun, vielleicht solltest du mich dann verfluchen, und wenn das tatsächlich ein Segen wird, wie du sagst…«
    »Das wäre Drachenroulette«, sagte sie. »Ich kann mir nicht absolut sicher sein, dass es sich als Segen erweist, es handelt sich lediglich um eine große Wahrscheinlichkeit. Was immer es ist, es wird jedenfalls extrem machtvoll sein.«
    Doch inzwischen war Esk durch und durch fasziniert. »Ich riskiere es. Verfluch mich einfach.«
    »Nein, das ist zu riskant.«
    »Aber wenn du mich verfluchst und es sich als Segen herausstellt, dann weißt du wenigstens, dass die nächsten beiden Flüche richtige Flüche sein werden, und du kannst dich auf sie verlassen. Das wäre ein Vorteil, weil wir noch ziemlich raues Land zu durchqueren haben.«
    Sie wirkte nachdenklich. »Das mag stimmen. Überleg dir die Sache noch einmal in der Nacht, und wenn du am Morgen immer noch das Experiment wagen willst, werde ich es tun.«
    Sie schliefen, und am Morgen erschien Esk die Sache immer noch faszinierend genug, um seine Bitte zu wiederholen. Latia zögerte, doch schließlich gab sie nach und stieß einen kräftigen Fluch aus.
    Er hatte das Gefühl, dass etwas über ihn strich und seine Haare sich aufstellten, aber es war nicht schmerzhaft. »Das war's?« fragte Esk. »Ich fühle mich weder besser noch schlimmer.«
    »Das ist seltsam«, meinte Latia, die genauso verwundert war wie er. »So sehr habe ich noch nie danebengetroffen. Vielleicht hat mein Talent jetzt gänzlich nachgelassen, so dass ich weder verfluchen noch segnen kann.«
    »Vielleicht«, stimmte Esk mit einer Mischung aus Erleichterung und Bedauern zu. »Nun, ich werde mal eben im Gebüsch verschwinden, danach können wir losgehen.«
    Sie nickte. In dieser Hinsicht hielten es die Fluchungeheuer eher mit den menschlichen als den zentaurischen Sitten, worüber er recht froh war. Er verschwand also und machte sich bereit, sein Geschäft zu erledigen.
    Doch plötzlich sackte der Boden unter seinen Füßen ein. Zu spät erkannte er, dass das dichte Unterholz eine Grube verbarg. Er schlug um sich, versuchte etwas zu fassen zu bekommen, um sich daran festzuhalten, doch erfolglos; so stürzte er ins Loch.
    Es war eine alte Grube; nichts sickerte herein, und überall wuchsen Schlingpflanzen. Esk glitt an der glatten Emailleoberfläche nach unten und überschlug sich. Dann entdeckte er den Abfluss; zum Glück war der von Schlingpflanzen verstopft. Schließlich traf sein Gesicht auf eine kühle Oberfläche. Er blinzelte und sah hin.
    Es war ein Hypnokürbis, und sein rechtes Auge spähte direkt ins Guckloch. Bevor er begriff, was er da tat, hatte Esk schon hineingesehen – und da war es zu spät, jetzt war sein Bewusstsein im Inneren des Kürbisses gefangen.
    Es gab nur eins, was seine Trance brechen konnte, indem nämlich der Blickkontakt zwischen Auge und Guckloch unterbrochen wurde. Unwahrscheinlich aber, dass Latia ihn in diesem verborgenen Versteck im Boden finden würde; der Rand des Loches war von weitem kaum zu erkennen.
    Endlich war klargeworden, welche Auswirkungen Latias Aktion hatte: Es war doch ein mächtiger Fluch gewesen, dessen Wirkung gerade lang genug hinausgezögert worden war, dass er um so effektiver wurde. Esk saß jetzt ohne Hoffnung auf Rettung fest.

8
SCHAUFLER
    Volney schluckte eine der Kraftpillen, die Ivy ihm gegeben hatte, legte seine Schwerstarbeitskrallen an und begann mit dem Graben. Das Ergebnis war erstaunlich: Die Erde stob nur so hinter ihm in die Höhe, er kam doppelt so schnell voran wie sonst. Wie nett von dem Menschenmädchen, ihm diesen Gefallen zu tun; eigentlich hatte er nicht sonderlich viel für Menschen übrig, doch Esk mochte er und dieses Kind nun auch.
    Sein Ziel war das Reich der weniger zivilisierten Wühlmäuse. Er kam zwar ausgezeichnet voran, hatte aber auch einen weiten Weg vor sich, denn als erstes wollte er die größten Exemplare seiner Verwandtschaft aufsuchen, die Schaufler. Sie bohrten Tunnel ohne Krallen,

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