Helden-Maus
Situation hat sich etwas verändert«, erklärte Volney. Und dann erzählte er vom Problem im Tal der Wühlmäuse.
»Ihr wollt also, dass wir kommen, um neue Kurven zu bohren, damit der Fluss wieder freundlich wird.«
»Genau. Euch können die Dämonen nicht daran hindern, weil ihr ja beim Bohren nichtstofflich seid.«
Nach Art seiner Rasse überlegte der Schauflerführer. Nach einer Stunde erwiderte er: »Wir Schaufler haben keinen Ärger mit den Dämonen und möchten sie daher auch nicht provozieren. Deshalb werden wir uns in diese Angelegenheit auch nicht einmischen.«
Diese Antwort traf Volney hart. Er wusste, dass die Entscheidung endgültig war. »Ich danke euch dafür, dass ihr über den Vorschlag nachgedacht habt«, sagte er mit schleppender Stimme.
»Aber die Grabbler sehen das vielleicht anders«, meinte der Schaufler. »Die sind kleiner als wir und schneller, so dass sie auch im Denken anpassungsfähiger sind. Ich werde dir einen Führer mitgeben, damit du ihren Anführer aufsuchen kannst.«
»Dafür danke ich dir«, erwiderte Volney. Er hatte ohnehin vorgehabt, als nächstes die Grabbler zu befragen, doch so würde es leichter sein.
Der Schaufler reichte ihm einen kleinen Stein. »Der Geschmack wird dich leiten.«
Volney nahm den Stein in den Mund. Dann vollführte er einen Kreis. Wenn er in eine Richtung blickte, wurde der Geschmack immer besser, blickte er in die andere, wurde er schlecht. Dieser Führer war wirklich leicht zu verstehen!
Er verabschiedete sich vom Anführer der Schaufler und machte sich in Richtung des guten Geschmacks auf den Weg.
Dieser führte ihn zu seiner Überraschung nicht nach oben, sondern geradewegs voran. Normalerweise lebten die Grabbler dicht an der Oberfläche, so dicht sogar, dass sie ihren Schutt oft auf der Erde deponierten, anstatt damit ihre Gänge zu versiegeln. Das Tiefengestein war nicht ihre Spezialität, da sie am liebsten mit unsäglicher Schnelligkeit bohrten. Das leichte Erdreich und die unverstopften Gräben ließen sie schneller werden, während dichter, harter Fels sie bremste. Aber vielleicht gab es ja irgendein tiefes Tal oder eine Abzweigung der Spalte, was die Oberflächenhöhe gesenkt hätte; möglicherweise zogen es die Anführer der Grabbler aber auch vor, sich in einem derart abgeschiedenen Gebiet aufzuhalten.
Langsam wurde es wärmer; Volney merkte, wie er keuchte. Oberflächenwesen wie die Humanoiden und die Zentauren hatten eine sehr grobe Methode, ihre Hitze loszuwerden: Sie schieden Feuchtigkeit durch die Haut aus, die daraufhin verdunstete und sie kühlte. Das führte zu Rückständen an ihren Körpern und in ihrem Pelz oder ihrer Kleidung, die einen typischen, nicht immer angenehmen Geruch hervorbrachte. Wie die meisten anderen Wesen auch, gingen die Mühlmäuse da schon delikater vor: Sie streckten einfach die Zunge aus und leiteten die Hitze so an die Luft weiter. Allerdings musste man zugeben, dass es Gelegenheiten gab, da das Ganzkörper-Schweißbad der Humanoiden die praktischere Lösung darstellte.
Er hielt inne, um etwas von seiner überschüssigen Hitze loszuwerden. Doch die Hitze blieb; sie strahlte ihn aus dem Gestein an. Das war überraschend, denn eigentlich hätte dies hier eine kühle Erdschicht sein müssen. Wo kam die Hitze nur her? Bestimmt mochten die Grabbler es doch auch nicht so heiß!
Er wandte sich ab – und sofort begann der Stein in seinem Mund übel zu schmecken. Also drehte er sich wieder um und machte sich erneut ans Graben.
Die Hitze wurde immer stärker, und er vernahm Rumpeln im Gestein, dem er nicht traute. Er hatte von Vulkanen gehört, großen Auswürfen aus den heißen Schichten der Tiefe; ob es hier in der Nähe vielleicht einen gab? Aber warum sollten die Grabbler dann freiwillig in einer derart gefährlichen Gegend leben wollen?
Als er schließlich im Gestein Strukturen spürte, die auf eine Felsöffnung hinwiesen, war die Hitze schon fast unerträglich geworden. Gerade noch rechtzeitig! Er durchbrach eine Felswand und stieß in eine große, unterirdische Höhle vor.
Wieder hielt er inne. Von den Grabblern war nichts zu sehen. Die Bögen waren rein natürlichen Ursprungs, ebenso die unregelmäßigen Rillen im Boden, die von einer von der Decke herabtropfenden, heißen Flüssigkeit herzurühren schienen. Der Boden war tatsächlich kühler als die Decke; die tropfende Flüssigkeit hatte sich unten zu Schichten farbigen Gesteins verfestigt, die im Licht sicherlich sehr hübsch anzusehen
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