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Helden-Maus

Titel: Helden-Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
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anderes. Da es Hunderte verschiedener Geschmäcker gab und die Steinadern willkürlich verteilt waren, hatte eine Zapplerlarve nur eine Chance von 1:1000, jemals Gestein in der richtigen Geschmacksnote zu finden. Ein normaler Schwarm umfasste Tausende von Larven, so dass einige wenige von ihnen normalerweise auch tatsächlich ein Zuhause fanden. Darum gab es auch an der Oberfläche keine Heerscharen von Zapplern; das Weibchen paarte sich nur ein einziges Mal, danach wurde es unfruchtbar, weil alle Eizellen in seinem Körper für das Hervorbringen der Larven verbraucht wurden. Pro Jahr gab es höchstens einen oder zwei Schwärme, die auf ihre jeweiligen Gesteinsadern beschränkt blieben. Es wäre eine Hilfe gewesen, wenn das Gestein, das für die Schwarmbildung geeignet war, auch zur Nahrungsaufnahme hätte dienen können; dann hätten alle Larven sich sofort niederlassen und fressen können.
    Doch als er darüber nachdachte, erkannte Volney auch, warum dem nicht so sein durfte. Wenn all die Tausende von Zapplerlarven den Fels auffräßen, in dem sie nisteten, wäre dieser bald verschwunden, und von der Gesteinsader bliebe nichts anderes übrig als eine pulsierende Masse nur teilweise zur Reife gelangter Zappler. Von diesen würde dann keiner mehr die volle Reife erlangen, weil es keine Nahrung mehr gab. So würden alle umkommen, und die Zappler würden aussterben. Daher mussten sich Nist- und Wachstumsgeschmack voneinander unterscheiden; der Nistgeschmack war für alle Larven gleich, der Fress- oder Wachstumsgeschmack unterschiedlich. Wenn man es so verstand, leuchtete das Zapplersystem durchaus ein.
    Doch diese spezielle Zapplerprinzessin, die er aufsuchen wollte, war eine Mutantin, wie die Grabbler erklärt hatten. Normalerweise gab es in jedem Schwarm eine recht große Vielfalt, der Geschmack einzelner Larven reichte vom gewöhnlichsten Gestein bis zum seltensten. Der Nistgeschmack stimmte mit dem Fressgeschmack der Prinzessin überein; da sie normalerweise den größten Teil des Nahrungsvorrats beim Heranreifen aufbrauchte, musste sie sich danach zum Nisten ähnliches Gestein suchen. Dieses Weibchen aber hatte einen sehr exotischen Geschmack und hatte demzufolge auch kein anderes, ihm entsprechendes Gestein finden können. Solange es für sie aber keinen richtigen Nistplatz gab, konnte sie sich auch nicht paaren. Hatte sie einen solchen Platz gefunden, würde sie ein Männchen herbeirufen, die beiden würden sich paaren und das Weibchen würde sich an einen geeigneten Ort begeben, um dort sein Nest zu bauen.
    Der Grund, weshalb die Grabbler, die doch recht gewitzte Wesen waren, nach Volneys Meinung sich dafür interessierten, war die Tatsache, dass der Geschmack der Prinzessin auf luftgewürztes Gestein ausgerichtet war. Sie hatte zwar ihre eigene Gesteinsader ausfindig gemacht und verzehrt, doch schien dies die einzige gewesen zu sein, die es gab. Im allgemeinen bevorzugten Zappler felsgewürzten Stein, insofern war sie ein äußerst seltenes Exemplar. Sie schien allerdings nicht zu wissen, dass es oben an der Erdoberfläche sehr viel luftgewürzte Steine gab, weil die Luft ja alles beschmutzte, mit dem sie in Berührung kam. Tatsächlich war dies auch eine Erklärung für jene seltenen Zapplerschwärme, die man gelegentlich an der Oberfläche beobachten konnte, sobald ein Weibchen bis zu dieser Ebene empor stieß und auch einen entsprechenden Geschmack besaß. Die Lebewesen an der Oberfläche glaubten, dass sie alle Zapplerlarven eines Schwarms vernichten mussten, um die Entstehung eines neuen zu verhindern; das war eben ihre Unwissenheit. In Wirklichkeit machten ihre Bemühungen nur einen sehr geringen Unterschied. Sie verhinderten damit allenfalls die vorübergehende Unbequemlichkeit, die das Durchbohren aller möglichen Gegenstände durch die Larven mit sich brachte, von denen ja keine den gleichen Geschmack besaß wie ihre Königinmutter. Nur jene Larven, die an Tiefengestein Geschmack fanden und die zudem eine entsprechende Gesteinsader aufspürten, konnten überleben. In Wirklichkeit mussten die Oberflächenwesen also einen solchen Schwarm nur ignorieren, dann würde er auch wieder verschwinden. So in etwa lauteten die Ausführungen der Grabbler, die mehr als zufrieden gewesen waren, einen ihrer Wühlmausvettern endlich einmal über die wahren Tatsachen des Lebens auf der anderen Seite des Spektrums aufzuklären.
    All dies war für Volney völlig neu, denn bisher hatte er die übliche Angst der

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