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Helden-Maus

Titel: Helden-Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ogersee.«
    »Ich bin sicher, dass ich es finden werde«, erwiderte sie. Ihre Augen wurden hellrot, während ihr Pelz silbern wurde. »Ich bin ja so froh, dass du mich aufgesucht hast!«
    Irgend etwas an ihrer Haltung störte ihn. Er blickte in ihr Gesicht und erkannte plötzlich, welch ein außergewöhnlich anziehendes Wesen sie doch war.
    Diese lodernden roten Augen… Rote Augen! Die Farbe der Paarung!
    »Ich muss jetzt weitergraben«, sagte er hastig. »Es war wirklich sehr nett, dich kennengelernt zu haben.«
    »Bleib noch ein Weilchen«, hauchte sie. »Wir könnten uns ein wenig amüsieren.«
    Inzwischen hatte er begriffen, was vorgefallen war. Wilda hatte einen geeigneten Nistplatz gefunden, weil er ihr vom Tal erzählt hatte; und sie hatte den Geruch überprüft. Damit war sie in die Paarungsphase übergewechselt – und er war der nächstbeste männliche Partner. Zappler waren nicht gerade die intelligentesten Wühler, genau wie die Schaufler; sie ließen sich hauptsächlich von ihren Trieben leiten. Als erstes besorgte sich ein Zappler einen Ort, wo er fressen und heranwachsen konnte; dann machten die Männchen sich ans Umherstreunen, und die Weibchen suchten sich einen Nistplatz; hatten sie einen solchen gefunden, waren sie paarungsbereit, und das erste Männchen, das beim Umherschweifen vorbeikam, war auch gleich der Richtige. So etwas dauerte normalerweise nicht sehr lange, weil sie zur Paarung einen besonderen Geruch ausschieden, der alle Männchen in der Umgebung anzog.
    Dieser Paarungsduft! Deshalb wurde sie also plötzlich so anziehend! Sie mochten zwar verschiedenen Arten angehören, doch schien dieses Geruchssignal auch auf ihn zu wirken. Wenn er noch länger hier blieb, würde er schon bald davon überwältigt werden, trotz des Artunterschieds, und…
    Und es war eine Falle. Nicht, weil der Akt selbst irgendwie gefährlich gewesen wäre, sondern weil es diesen Artenunterschied gab.
    »Vergiss nicht, ich bin ein Wühlmäuserich, und du bist eine Zapplerin«, erinnerte er sie.
    »Erzähl mir bloß nicht, dass du prüde bist, was andere Kulturen angeht«, murmelte sie und rieb ihren Pelz an seinem. Das jagte ihm ein Prickeln durch den ganzen Körper.
    Er atmete tief durch – und musste feststellen, dass der Duft ihn betörte. Allzu bald würde er davon überwältigt werden, und dann würde ihm der Artenunterschied egal sein.
    »Mit Prüderie hat das nichts zu tun«, erklärte er. »Aber es wäre höchst sinnlos. Wir wären nämlich nicht fruchtbar; dann würdest du keinen Schwarm hervorbringen.«
    »Das verstehe ich nicht«, meinte sie. »Wenn man sich paart, bringt man auch Nachkommen hervor. Einen einzigen Schwarm; danach schließt man sich der Erwachsenengesellschaft an, und alle späteren Paarungen bleiben unfruchtbar.«
    »Wir haben unterschiedliche Gene. Du musst dich mit einem Männchen deiner eigenen Art paaren. Ich bin sicher, dass schon bald eins vorbeikommen wird.« Denn der Paarungsduft würde durch die Felsritzen dringen und Zapplermännchen anlocken.
    »Warten wir doch nicht solange«, sagte sie und liebkoste mit der Schnauze seinen Nacken.
    Der Duft, auch Zappler-Wasser genannt, drohte Gewalt über ihn zu erringen. Volney wusste, dass die Sache nicht so lief, wie es sein sollte, doch es fiel ihm immer schwerer, sich an den Grund dafür zu erinnern. Spielte es denn wirklich eine Rolle? Sie war doch solch ein wunderschönes Geschöpf!
    Dann hatte er einen verzweifelt schlauen Einfall! Er nahm den Leitstein aus dem Mund und schob ihn sich in die Nase. Nun übertönte seine Bitterkeit den Paarungsduft, und sein Geist wurde wieder klar.
    Jetzt begriff er auch, weshalb diese Falle so gefährlich war. Wenn er versuchte sich mit ihr zu paaren, würde er sie nicht befruchten können. Folglich würde sie auch nicht schwanger werden, und ihr Paarungsinstinkt würde dabei auch nicht nachlassen. Sie würde sich weiterhin unentwegt paaren wollen, und ihr Paarungsduft sowie ihr Aussehen würden dieses Verlangen widerspiegeln – worauf er in einer ständigen Paarungsrolle feststecken würde. Solange er da war, würde sie keinen anderen Partner suchen, und kein Zapplermännchen würde sie stören, so begierig es auch sein mochte, weil kein Wühlmauswesen mit der Paarung leichtfertig umging. Somit könnte sie nie geschwängert werden. Und er käme aus dieser Zwickmühle nicht mehr heraus, weil kein Männchen dem Zappler-Wasser widerstehen konnte, wenn es erst einmal seine volle Wirkung entfaltet

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