Heldenklingen
haufenweise.«
»Joh.«
»Allerdings vor allem Unionisten.«
»Joh.«
Whirrun ließ das Schwert von seiner Schulter gleiten, stellte es auf die Spitze, den Griff in beiden Händen, und dann beugte er sich vor, bis er sein Kinn auf dem Knauf abstützen konnte. »Und dennoch, selbst, wenn es Feinde sind … so ein Anblick lässt einen dann doch dran zweifeln, ob Krieg so eine gute Sache ist.«
»Machst du Witze?«
Whirrun hielt inne und drehte den Griff weiter und weiter, bis sich die Spitze der fleckigen Scheide in das fleckige Gras bohrte. »Ich bin mir einfach nicht mehr sicher. Agrick ist tot.« Kropf sah auf, der Mund blieb ihm offen stehen. »Er stürmte beim Angriff ganz nach vorn. Ist dann hier im Kreis gefallen. Ich glaube, erstochen – mit einem Schwert, ungefähr hier.« Whirrun griff sich an die Seite. »Unterhalb der Rippen. Die Klinge ging dann wahrscheinlich glatt durch bi…«
»Ist doch egal, wie es genau passiert ist, oder?«, zischte Kropf.
»Wahrscheinlich hast du Recht. Schlamm ist Schlamm. Über ihm lag ein Schatten, seit sein Bruder starb. Das konnte man sehen. Ich jedenfalls. Es war klar, dass der Junge nicht lange durchhalten würde.«
»Na, das ist ja tröstlich. Und die anderen?«
»Yon Fröhlich hat ein, zwei Kerben abbekommen. Brack macht das Bein noch immer Ärger, auch wenn er das nicht zugeben will. Davon abgesehen geht es allen gut. Zumindest so gut wie zuvor. Herrlich meinte, wir könnten Agrick doch neben seinem Bruder begraben.«
»Joh.«
»Dann sollten wir wohl mal ein Loch buddeln, oder? Ich meine, bevor sich jemand anders diese Stelle aussucht?«
Kropf holte tief Luft und sah sich um. »Vielleicht kannst du ja einen Spaten auftreiben, den gerade niemand braucht. Ich komme dann und spreche die Worte.« Welch ein passendes Ende für diesen Tag. Er war jedoch nur wenige Schritte weit gekommen, als sich ihm Caul Espe in den Weg stellte.
»Dow will dich sehen«, sagte er. Mit seinem Flüstern, seiner Narbe und seinem gefühllosen Gesichtsausdruck wirkte er wie der Große Gleichmacher höchstpersönlich.
»In Ordnung.« Kropf kämpfte gegen das Verlangen, schon wieder an seinen Fingernägeln zu kauen. »Sag den anderen, ich käme gleich wieder. Ich komme doch gleich wieder, oder?«
Espe zuckte die Achseln.
Kropf mochte versucht haben, das Schlachtfeld, das sie hier oben angerichtet hatten, einigermaßen unbeteiligt zu betrachten. Der Schwarze Dow hingegen, der den Rest eines fast aufgegessenen Apfels in der Hand hielt und an einem der hohen Steine lehnte, ließ deutlich erkennen, dass er mit seinem Tagewerk vollauf zufrieden war. »Kropf, du alter Sack!« Als er sich umwandte, sah Kropf, dass eine Seite seines grinsenden Gesichts blutbespritzt und rot verschmiert war. »Wo zur Hölle hast du dich rumgetrieben?«
»Bin ganz aufrecht weiter hinten herumgehumpelt.« Spaltfuß und ein paar seiner Carls saßen in der Nähe, die Schwerter gezogen, die Augen hellwach. Ziemlich viel blanker Stahl, wenn man bedachte, dass sie gerade einen Sieg errungen hatten.
»Ich dachte, du hättest dich vielleicht umbringen lassen«, sagte Dow.
Kropf verzog vor Schmerz das Gesicht, als er mit seinem brennenden Fuß auftrat, aber nun hatte er doch das Gefühl, dass ihm noch ein wenig Zeit blieb. »Ich wünschte, ich könnte noch so schnell rennen, dass diese Gefahr bestünde. Stell mich irgendwohin und ich halte stand, aber diese schnellen Angriffe sind etwas für junge Männer.«
»Ich konnte ganz gut mithalten.«
»Wir sind nicht alle so blutdürstig wie du, Häuptling.«
»Das hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Allerdings kann ich mich an keinen Tag erinnern, an dem ich je auf so gute Arbeit zurückblicken konnte.« Dow legte Kropf eine Hand auf die Schulter und führte ihn zwischen zwei Steinen hindurch an den Rand der Bergkuppe, wo sie nach Süden über das Tal blicken konnten. Genau dorthin, wo Kropf gestanden hatte, als er die Union zuerst hatte anrücken sehen. In nur wenigen Stunden hatten sich die Dinge sehr verändert.
Die verfallene Mauer strotzte vor Waffen, die im schwindenden Licht matt glänzten. Auch auf dem Hang unter ihnen waren Männer unterwegs, legten Gräben an und schnitzten Pfähle, um aus dem Heldenberg eine Festung zu machen. Der Südhang unter ihnen war bis hinunter zu den Obstbäumen mit Leichen gepflastert. Zwischen ihnen waren die Knochenpicker unterwegs, zuerst die Menschen, dann die Krähen – gefiederte Bestatter, die in glücklichem Reigen
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