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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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etwas ändern, nun … der hat wohl einfach nur noch nicht genügend Kriege geführt, was? Schön, dass der Regen jetzt endlich nachlässt. Er war äußerst hinderlich für mein Experiment.«
    Besagtes Experiment bestand aus drei riesigen Rohren aus mattem, grauschwarzem Metall, die auf großen Gabeln aus Holz ruhten und an einem Ende verschlossen waren, während das andere zum Fluss und zum Heldenberg zeigte. Sie waren mit größter Mühe und Vorsicht auf einem kleinen Hügel aufgebaut worden, der sich ungefähr hundert Schritt von Gorsts Zelt entfernt befand. Der ständige Lärm der Männer, Pferde und Gerätschaften hätte ihn die ganze Nacht über wach gehalten, wenn er nicht sowieso die ganze Zeit über halb wach gewesen wäre, wie es inzwischen seine Gewohnheit war. Er irrte durch den Rauch in Cardottis Haus der Sinnesfreuden und suchte verzweifelt nach dem König. Sah ein maskiertes Gesicht in der Düsternis an der Treppe. Oder er stand vor dem Geschlossenen Rat, als der ihm seine Stellung aberkannte und plötzlich der Boden unter der ganzen Welt wegrutschte. Oder er hielt Finree in inniger Umarmung umschlungen. Hielt nur Rauch in den Armen. Hustete vor Rauch, als er durch die verwinkelten Flure von Cardottis Haus …
    »Erbärmlich, nicht wahr?«, fragte Bayaz.
    Kurz fragte sich Gorst, ob der Magus seine Gedanken gelesen hatte. Und tatsächlich, es ist wirklich verdammt erbärmlich. »Verzeihung?«
    Bayaz breitete die Arme aus, als wollte er die gesamte Szenerie mit ihrer hektischen Betriebsamkeit umfassen. »All die Taten der Menschen, die doch immer noch den Launen des Himmels ausgesetzt sind. Vor allem im Krieg.« Er nahm wieder einen Schluck aus seiner Tasse, verzog das Gesicht und kippte die Neige ins Gras. »Sobald wir in der Lage sein werden, Menschen zu jeder Tageszeit, zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter zu töten, na, dann werden wir wirklich zivilisiert sein, was?« Und er kicherte in sich hinein.
    Nun wuselten die beiden alten Adepti von der Universität von Adua heran; sie benahmen sich so kratzfüßig wie Priester, denen eine persönliche Audienz bei ihrem Gott gewährt worden war. Der eine, der Denka genannt wurde, war blass wie ein Untoter und zitterte. Dem anderen, Saurizin, stand ständig ein Schweißfilm auf der Stirn, der ebenso schnell zurückkehrte, wie er ihn abwischen konnte.
    »Lord Bayaz.« Saurizin versuchte, sich gleichzeitig zu verbeugen und zu grinsen und bekam beides nicht allzu überzeugend zustande. »Ich glaube, das Wetter hat sich so weit gebessert , dass die Vorrichtungen ausprobiert werden können.«
    »Na endlich«, knurrte der Magus. »Worauf warten Sie dann noch, auf die Feierlichkeiten zur Wintersonnenwende?«
    Die beiden Alten hasteten davon, und Saurizin warf seinem Kollegen auf dem Weg zu den Rohren äußerst gehässige Blicke zu. Dort angekommen, stürzten sich beide in eine heftige Diskussion mit dem Dutzend Pioniere, die mit Schürzen vor Bauch und Brust um das Rohr herumstanden, das Gorst am nächsten war, woraufhin wild mit den Armen gefuchtelt, zum Himmel gedeutet und auf verschiedene Messinginstrumente geblickt wurde. Schließlich holte einer der Männer eine lange Fackel, an deren geteertem Ende schon Flammen leckten. Die Adepti und ihre Untergebenen eilten davon, verschanzten sich hinter Kisten und Fässern und hielten sich die Ohren zu. Der Fackelträger näherte sich seinem Ziel mit der Begeisterung, mit der ein Verurteilter zum Galgen schreitet, und hielt dann die Flamme mit ausgestrecktem Arm an das hintere Ende des Rohres. Ein paar Funken flogen, eine kleine Rauchfahne kräuselte sich, dann ertönten ein leises Plopp und ein Zischen.
    Gorst runzelte die Stirn. »Was ist …«
    Plötzlich gab es eine kolossale Explosion. Gorst kauerte sich aus Reflex auf den Boden und hielt sich schützend die Hände über den Kopf. Dergleichen hatte er seit der Belagerung von Adua nicht mehr gehört, als die Gurkhisen eine Mine gezündet und die Stadtmauer auf hundert Schritt in Trümmer gelegt hatten. Wachleute sahen erschreckt hinter ihren Schilden hervor. Erschöpfte Arbeiter rappelten sich mit offenen Mündern an ihren Feuern wieder auf. Andere versuchten, in Panik geratene Pferde zu beruhigen, von denen zwei das Geländer umgerissen hatten, an dem sie angebunden gewesen waren, und nun die Stange beim Davongaloppieren hinter sich herschleiften.
    Gorst erhob sich langsam und voll Misstrauen. Leichter Rauch ringelte sich aus der Öffnung des einen Rohrs, um das

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