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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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wieder die Pioniere herumwuselten. Denka und Saurizin stritten lautstark miteinander. Ob die Vorrichtung abgesehen von dem infernalischen Lärm sonst noch etwas bewirkt hatte, konnte Gorst beim besten Willen nicht sagen.
    »Tja.« Bayaz steckte sich einen Finger ins Ohr und bewegte ihn hin und her. »Zumindest sind sie laut genug.«
    Ein leises Grollen hallte über das Tal. Es klang ein bisschen wie Donner, obwohl Kropf gerade noch gedacht hatte, dass sich das Wetter etwas aufheiterte.
    »Hast du das gehört?«, fragte Spaltfuß.
    Kropf konnte nur mit einem Blick zum Himmel die Achseln zucken. Es hingen noch genug schwere Wolken am Himmel, selbst wenn zwischendrin schon viel Blau hindurchlugte. »Vielleicht kommt noch mehr Regen.«
    Dow war währenddessen mit anderen Dingen beschäftigt. »Wie läuft es für uns an der Alten Brücke?«
    »Sie sind schon bei Tagesanbruch angerückt, aber Scale hat sie aufgehalten«, sagte Spaltfuß. »Hat sie gleich wieder auf die andere Seite getrieben.«
    »Sie werden es erneut versuchen, und zwar schon bald.«
    »Zweifelsohne. Meinst du, er wird die Stellung halten?«
    »Wenn nicht, haben wir ein Problem.«
    »Die Hälfte seiner Männer sind weiter hinten im Tal bei Calder.«
    Dow schnaubte. »Das ist gerade derjenige, den ich gern in meinem Rücken wüsste, wenn ich um mein Leben kämpfte.«
    Spaltfuß und ein paar andere lachten glucksend.
    Für Kropf gab es eine rechte Art, Dinge zu tun, und dazu gehörte, dass man nicht schweigend danebenstand, wenn andere über die eigenen, gerade nicht anwesenden Freunde lachten, ganz egal, wie sehr dieses Gelächter vielleicht berechtigt sein mochte. »Der Junge wird euch vielleicht noch alle überraschen«, sagte er.
    Spaltfuß’ Grinsen wurde noch ein wenig breiter. »Hatte ganz vergessen, dass ihr so dicke seid.«
    »Ich hab den Jungen ja praktisch aufgezogen«, sagte Kropf, der sich jetzt breitbeinig vor Spaltfuß aufbaute und ihn fest ansah.
    »Das erklärt eine ganze Menge.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    Dow übertönte sie, und ein leicht gefährlicher Ton schwang in seiner Stimme mit. »Ihr zwei könnt euch über Calder die Köpfe heißreden, sobald das Licht wieder weg ist. Falls es euch nicht aufgefallen sein sollte, haben wir Wichtigeres zu tun. Was ist mit Osrung?«
    Spaltfuß warf Kropf einen letzten, vernichtenden Blick zu und wandte sich dann wieder an seinen Häuptling. »Die Union hat die Palisade überwunden, und im Südviertel wird gekämpft. Reichel wird sie aber aufhalten.«
    »Das will ich für ihn hoffen«, knurrte Dow. »Und in der Mitte? Gibt es schon Anzeichen dafür, dass sie die Furt überqueren wollen?«
    »Sie marschieren dort unten hin und her, aber bisher nich…«
    Spaltfuß’ Kopf verschwand, und Kropf bekam etwas ins Auge. Ein Knacken ertönte, und dann hörte er nur noch ein langgezogenes, schrilles Pfeifen.
    Unvermittelt bekam er einen Stoß in den Rücken und stürzte, überschlug sich, rappelte sich wieder auf, vornübergebeugt wie ein Betrunkener, und der Boden schwankte unter seinen Füßen.
    Dow hatte seine Axt gezogen, schwang sie und brüllte, aber Kropf konnte ihn nicht hören. Nur dieses verrückte Pfeifen. Überall war Staub, in richtig dicken Wolken, wie Nebel.
    Beinahe wäre er über Spaltfuß’ kopflosen Körper gefallen, aus dem das Blut strömte. Kropf erkannte ihn am Kragen seines Panzerhemds. Ihm fehlte auch ein Arm. Spaltfuß, nicht Kropf. Der hatte noch beide. Er überprüfte das. An seinen Händen war Blut; wessen Blut, das wusste er nicht.
    Wahrscheinlich hätte er sein Schwert ziehen sollen. Er bewegte die Hand zum Griff, konnte aber nicht sagen, wie weit seine Finger noch davon entfernt waren. Um ihn herum rannten Leute hin und her, konturenlose Gestalten in der Düsternis.
    Kropf rieb sich die Ohren. Noch immer nichts anderes als dieses Pfeifen.
    Ein Carl saß auf dem Boden, schrie tonlos und riss an seinem blutigen Kettenpanzer, aus dem etwas herausragte. Zu dick für einen Pfeil. Ein Steinsplitter.
    Wurden sie angegriffen? Aber woher? Der Staub legte sich langsam. Überall taumelten Leute herum, stießen zusammen, knieten über Verwundeten, zeigten mal in diese, mal in jene Richtung, kauerten auf dem Boden.
    Von einem der Helden fehlte die obere Hälfte. Der alte Stein war sauber entzweigeschlagen worden und zeigte eine frische, schimmernde Bruchkante. An seinem Fuß lagen Tote. Aber sie waren nicht nur tot. Nein, in Stücke gerissen. Zusammengeknüllt und verdreht.

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