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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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schweres Gewicht auf die Anwesenden. Selbst Gorst, der neben ihm stand, empfand plötzlich den unbändigen Wunsch, sich hinzuknien.
    »Ein Fehler beim Eisenguss«, brachte Saurizin mühsam hervor, während er seinem Kollegen einen giftigen Blick schenkte.
    »Meine Legierungen sind perfekt!«, heulte Denka. »Schuld war mehr eine Unregelmäßigkeit im Sprengpulv…«
    »Schuld?« Die Stimme des Magus war beinahe ebenso furchteinflößend, wie es die Explosion gewesen war. »Glauben Sie mir, meine Herren, davon gibt es nach einer Schlacht immer reichlich. Selbst auf der Seite der Gewinner.« Die beiden alten Männer wanden sich beinahe auf dem Bauch vor ihm. Dann machte Bayaz eine Handbewegung, und das Gefühl der Bedrohung schwand. »Aber solche Dinge geschehen nun einmal. Insgesamt war es eine sehr … interessante Demonstration.«
    »Oh, Lord Bayaz, Sie sind wirklich zu gütig …«
    Ihr unterwürfiges Gemurmel verebbte, während Gorst sich zu der Stelle vortastete, an der kurz zuvor noch ein Wächter gestanden hatte. Der Mann lag im langen Gras, die Arme ausgestreckt, und ein gezacktes Stück gebogenen Metalls ragte aus seinem Helm. Durch das verbogene Visier war ein Auge zu sehen, das mit überraschtem Ausdruck in den Himmel starrte. Wahrlich, jeder Einzelne ein Held.
    Der Schild des Wächters lag in der Nähe, und die goldene Sonne, die darauf gemalt war, schimmerte ein wenig, als sich ihr Gegenstück zwischen ein paar Wolken sehen ließ. Gorst hob ihn auf, schob seinen linken Arm durch die Schlingen auf der Rückseite und stapfte flussaufwärts zur Alten Brücke. Als er an Bayaz vorüberkam, saß der Magus wieder auf seinem Klappstuhl, einen Stiefel über den anderen gelegt, der Stab vergessen im nassen Gras an seiner Seite.
    »Wie sollte man sie nennen? Es sind Vorrichtungen, die Feuer spucken, also … Feuerspucker? Nein, das ist blöd. Todesrohre? Namen sind so wichtig, aber ich habe nie ein Händchen dafür gehabt. Haben Sie beide vielleicht eine Idee?«
    »Todesrohre gefällt mir«, sagte Denka.
    Bayaz hörte nicht zu. »Ich vermute, über kurz oder lang wird jemandem etwas Passendes einfallen. Etwas Schlichtes, Einfaches. Ich habe das Gefühl, wir werden eines Tages weitaus mehr von diesen Dingern sehen …«

VERNÜNFTIGE DEBATTE
    S oweit Beck es beurteilen konnte, brach allmählich alles zusammen.
    Die Union hatte eine doppelte Reihe Bogenschützen auf dem Südufer des Flusses aufgestellt. Sie verschanzten sich hinter einem Zaun, um ihre hässlichen kleinen Bögen zu spannen, und richteten sich immer wieder kurz auf, um einen klappernden Bolzenhagel zum nördlichen Brückenkopf zu schicken. Die Carls dort duckten sich hinter ihre pfeilgespickten Schildmauer, die Hörigen drängten sich dicht hinter ihnen zusammen, die Speere zu einem ungeordneten Wald verkeilt. Ein paar Männer waren inzwischen auch mit Pfeilen gespickt, und dass man sie schreiend durch die Reihen nach hinten schleppen musste, hatte den Kampfgeist der Übrigen nicht unbedingt gestärkt. Becks Kampfgeist auch nicht. Soweit überhaupt noch etwas davon übrig war.
    Er sagte es beinahe mit jedem Atemzug vor sich hin: Wir müssen abhauen! Viele der anderen hatten genau das getan. Erwachsene Männer, namhafte Männer waren um ihr Leben gerannt und hatten den Kampf auf der anderen Flussseite aufgegeben. Wieso blieben Beck und die anderen? Welche Rolle spielte es für sie überhaupt, ob Caul Reichel eine Stadt hielt oder nicht, oder ob der Schwarze Dow weiterhin Bethods alte Kette tragen durfte?
    Am Südufer des Flusses kämpfte niemand mehr. Die Union hatte die letzten Häuser geräumt und die Verteidiger entweder erschlagen oder aber mitsamt ihrer Häuser verbrannt, was am Ende auf dasselbe herauskam. Der Rauch trieb noch immer über das Wasser. Jetzt machten sie sich bereit, die Brücke zu stürmen, und ein Keil von Soldaten formierte sich auf der Südseite. Beck hatte noch nie zuvor so schwer gerüstete Männer gesehen, die von Kopf bis Fuß in Metall gehüllt waren und so wirkten, als seien sie nicht als Wesen aus Fleisch und Blut geboren, sondern geschmiedet worden. Er dachte an die lächerlichen Waffen, die er und seine Truppe zur Verfügung hatten. Stumpfe Messer und verbogene Speere. Es war, als wollte man versuchen, einen Bullen mit einer Nadel zu bezwingen.
    Ein neuerlicher Hagel kleiner Pfeile zischte über das Wasser, und ein großer, massiger Höriger sprang hoch, gab einen wilden Schrei von sich, schubste die Männer vor sich aus

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