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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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für das Beste, es dabei zu belassen. »Geht es bei euch jeden Tag so zu?«
    »Nein, nein, nein, mein Junge. Nicht an jedem Tag.« Ein irres Grinsen zog sich über Whirruns scharf geschnittenes Gesicht. »Nur an ganz bestimmten.«
    Kropf hatte stets den beunruhigenden Verdacht gehabt, dass Calder ihn eines Tages richtig in die Scheiße reiten würde, und offenbar war dieser Zeitpunkt nun gekommen. Er schubste Calder vor sich her, durch den beißenden Wind, den Abhang hinab und weg von den Steinen, und die ganze Zeit über hielt er ihn fest am Ellenbogen gepackt. Zwanzig Jahre lang hatte er sich alle Mühe gegeben, die Zahl seiner Feinde so überschaubar wie möglich zu halten. Nun war er erst seit ein paar Stunden Dows Stellvertreter, und schon schossen sie wie Pilze aus dem Boden, und Brodd Zehnweg war ein Gegner, auf den er besonders gut hätte verzichten können. Der Kerl war inwendig so hässlich wie außen und hatte ein verdammt gutes Gedächtnis, was Kränkungen anging.
    »Was zur Hölle sollte denn das?« In ausreichender Entfernung von den Lagerfeuern und möglichen neugierigen Ohren brachte er Calder mit einem Ruck zum Stehen. »Du hättest uns alle umbringen können!«
    »Scale ist tot. Das war der Grund. Weil dieses verkommene Arschloch nichts getan hat, ist Scale jetzt tot.«
    »Joh.« Kropf fühlte, wie sein Zorn verrauchte. Einen Augenblick stand er da, während der Wind das lange Gras gegen seine Waden peitschte. »Das tut mir leid. Aber es hilft kein bisschen, den Leichenberg noch weiter zu erhöhen. Vor allem nicht mit meiner Leiche.« Er legte sich die Hand auf die Rippen und fühlte sein Herz dahinter wild schlagen. »Bei den Toten, beinahe wäre ich schon allein vor Schreck tot umgefallen.«
    »Ich bringe ihn um.« Calder sah finster zum Feuer, und in ihm schien plötzlich eine Flamme zu lodern, die Kropf noch nie zuvor wahrgenommen hatte. Da war etwas, das ihn dazu brachte, Calder warnend die Hand auf die Brust zu legen und ihn sanft wieder in die andere Richtung zu drehen.
    »Heb dir das für morgen auf. Für die Union.«
    »Wieso? Meine Feinde sind hier. Zehnweg hat untätig zugesehen , wie Scale starb. Hat da oben gesessen und gelacht.«
    »Und du bist wütend, weil er sich nicht gerührt hat? Oder weil du auch nicht eingegriffen hast?« Kropf legte Calder die andere Hand auf die Schulter. »Ich habe deinen Vater letztlich wirklich gern gehabt. Und dich liebe ich wie den Sohn, den ich nie hatte . Aber woran liegt es, dass ihr euch beide auf jeden Kampf einlasst, den man euch anträgt? Es wird immer wieder neue geben. Ich werde dir beistehen, wenn ich kann, das weißt du, aber es gibt noch andere Dinge zu bedenken.«
    »Ja, ja.« Calder schlug Kropfs Hand weg. »Deine Truppe am Leben zu erhalten, sich nicht zu weit vorzuwagen und das Rechte zu tun, selbst, wenn es das Falsche ist …«
    Kropf packte ihn wieder bei den Schultern und schüttelte ihn. »Ich muss den Frieden hier wahren! Mir als Dows Stellvertreter unterstehen jetzt seine Carls, und ich kann nicht zulass…«
    » Was bist du? Du beschützt ihn?« Calders Finger bohrten sich in Dows Arme, und er riss die Augen plötzlich weit auf. Nicht aus Zorn, eher begierig. »Du sitzt hinter ihm, mit gezogenem Schwert? Das ist deine Aufgabe?« Und Kropf erkannte, welche Grube er sich direkt unter seinen Füßen selbst gegraben hatte.
    »Nein, Calder!«, fauchte er und versuchte sich aus dessen Griff zu lösen. »Halt die … «
    Calder hielt ihn weiter fest, zog ihn in eine eigenwillige Umarmung, und Kropf konnte den Branntwein in seinem Atem riechen, als er ihm ins Ohr flüsterte: »Du könntest es tun! Du könntest all dem ein Ende bereiten!«
    »Nein!«
    »Töte ihn!«
    »Nein!« Kropf riss sich los und schubste Calder weg, die Hand auf dem Schwertgriff. »Nein, du verdammter Narr!«
    Calder sah aus, als begriffe er nicht, was Kropf da sagte. »Wie viele Männer hast du umgebracht? Damit verdienst du doch dein Geld. Du bist ein Mörder.«
    »Ich bin ein namhafter Mann.«
    »Also bist du besser im Töten als die meisten anderen. Was würde es ausmachen, noch einen Menschen mehr umzulegen? Und dieses Mal im Namen der guten Sache! Du könntest all dem hier Einhalt gebieten. Du magst diesen Drecksack doch nicht einmal!«
    »Es spielt keine Rolle, wen ich mag, Calder! Er ist der Häuptling.«
    »Jetzt mag er Häuptling sein, aber wenn du ihm eine Axt in den Schädel donnerst, dann ist er Schlamm, sonst nichts. Dann kräht kein Hahn mehr nach

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