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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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König jedoch begnadigt. Zwar hatte man Brock seine Ländereien und Titel genommen, aber ihm das Leben gelassen. Wie sehr wünschte Gorst jetzt, der König wäre weniger nachsichtig gewesen.
    »Er dient im Stab von Lord Statthalter Meed.«
    »Ja.« Brock sah scheußlich gut aus, besaß ein freundliches Lächeln und eine gewinnende Art. Der Drecksack. Er hatte einen guten Ruf und wurde allgemein geschätzt, obwohl sein Vater in Ungnade gefallen war. Der Wurm. Er hatte sich seinen Platz durch Tapferkeit und sein angenehmes Wesen erkämpft. Der Scheißkerl. Harod dan Brock war alles, was Gorst nicht war.
    Gorst ballte die rechte Faust, bis sie vor Anspannung bebte, und stellte sich vor, damit das freundliche Lächeln aus Harod dan Brocks Gesicht zu reißen. Mitsamt dem Kiefer. »Ja.«
    »Wir sind sehr glücklich«, sagte Finree.
    Wie schön für dich. Ich würde mich am liebsten umbringen. Sie hätte ihm keinen größeren Schmerz zufügen können, wenn sie seine Nüsse in einem Schraubstock zerquetscht hätte. Konnte sie denn so naiv sein, dass sie ihn nicht durchschaute? Etwas in ihr musste es doch geahnt haben, und von daher genoss sie es nun vermutlich, ihn zu erniedrigen. Oh, wie ich dich liebe. Oh, wie ich dich liebe. Oh, wie sehr ich dich begehre.
    »Meine Glückwünsche für Sie beide«, raunte er.
    »Ich werde sie meinem Gatten übermitteln.«
    »Ja.« Ja, ja, sag ihm, er soll sterben, er soll brennen, und zwar bald. Gorst hielt sich an dem verkrampften Lächeln fest, während Brechreiz seine Kehle kitzelte. »Ja.«
    »Ich muss nun zu meinem Vater. Vielleicht werden wir uns ja bald einmal wiedersehen?«
    O ja. Schon sehr bald. Heute Nacht, würde ich sagen, wenn ich mit meinem Schwanz in der Hand wach liege und mir vorstelle, ihn umschlössen nicht meine Finger, sondern dein Mund … »Das hoffe ich sehr.«
    Sie ging bereits an ihm vorüber. Für sie ist das nur eine flüchtige Begegnung mit einem alten Bekannten. Ihm jedoch erschien es, dass die Nacht anbrach, als sie sich abwandte. Die Erde wird über mich geworfen, der Beerdigungsstaub füllt meinen Mund. Er sah zu, wie die Tür klappernd hinter ihr ins Schloss fiel, und stand einen Augenblick lang im Regen da. Er wollte weinen und weinen und weinen um all seine gescheiterten Hoffnungen. Am liebsten hätte er sich in den Dreck gekniet und sich alle Haare ausgerissen, die er noch besaß. Gern hätte er jemanden umgebracht, ganz egal, wen. Mich selbst vielleicht?
    Stattdessen zog er scharf die Luft ein, die leicht in einem Nasenloch pfiff, und ging mit schmatzenden Schritten durch den Schlamm in die hinaufziehende Dämmerung.
    Schließlich hatte er eine Botschaft zu überbringen. Ohne irgendwelche Heldentaten.

DER SCHWARZE DOW
    D ie Stalltür fiel mit einem Krachen zu wie ein herabsausendes Henkersbeil, und Calder musste all seine berühmte Arroganz aufbieten, um nicht vor Schreck aufzuspringen. Er hatte noch nie viel für Kriegsrat übriggehabt, und noch weniger schätzte er Zusammenkünfte, bei denen vor allem seine Feinde vertreten waren. Drei der fünf Anführer des Schwarzen Dow waren hier versammelt, und wie sein verdammtes Pech es wollte, waren es genau jene drei, die Calder am wenigsten leiden konnten.
    Glama Golding sah vom Scheitel bis zur Sohle aus wie der große Held, kräftig, muskelbepackt und mit markigem Kinn, das lange Haar, der gesträubte Schnurrbart und die Augenwimpern bis zur Spitze von blassgoldener Farbe. Er trug mehr von dem gelben Metall am Körper als eine Prinzessin an ihrem Hochzeitstag – einen breiten, goldenen Ring um den dicken Hals, Armreifen um die wulstigen Handgelenke und säckeweise Ringe an den dicken Wurstgriffeln. Alles an ihm war mit viel Geduld, Spucke und Selbstverliebtheit auf Hochglanz poliert.
    Cairm Eisenkopf hingegen gab ein völlig anderes Bild ab. Sein von Narben durchzogenes Gesicht war eine grimmige Festung, an der man eine Axt hätte schärfen können, Augen wie Nägel, Brauen wie ein Amboss, das kurz geschorene Haar und der Bart von kompromisslosem Schwarz. Er war nicht so groß wie Golding, aber noch breiter, ein Mann wie eine Steinplatte, mit schimmerndem Kettenpanzer unter einem Mantel aus schwarzem Bärenfell. Gerüchteweise hatte er den Bären mit eigenen Händen erwürgt. Wahrscheinlich, weil ihn das Tier falsch angeguckt hatte. Weder Eisenkopf noch Golding empfanden für Calder etwas anderes als Verachtung, aber glücklicherweise verabscheuten sie einander so sehr wie die Nacht den Tag, und diese

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