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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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hoffnungsvoll in den Stallungen um, aber die Zahl seiner Verbündeten war nicht gewachsen, und am Schluss blieb sein Blick dann auch noch an Espes zerstörtem, finsterem Gesicht hängen. Das war sogar noch schlimmer als Dows Lächeln. Egal, wie oft er die flächige Narbe zu sehen bekam, jedes Mal war sie hässlicher, als er sie in Erinnerung hatte. »Wie sieht es mit Reichel aus?«
    »Der Pappi deiner Frau befindet sich einen Tagesritt entfernt im Osten«, sagte Dow. »Er veranstaltet eine Heerschau.«
    Golding schnaubte. »Es sollte mich überraschen, wenn er noch einen Jungen findet, der eine Klinge schwingen kann und der nicht schon längst eingezogen wurde.«
    »Nun, er kratzt alles zusammen, was noch da ist. Wahrscheinlich werden wir jede verfügbare Hand brauchen, wenn es zur Schlacht kommt. Vielleicht auch deine.«
    »Oh, man müsste mich mit Gewalt zurückhalten!« Calder schlug gegen das Heft seines Schwertes. »Ich kann es gar nicht erwarten!«
    »Hast du das Scheißding da überhaupt schon mal gezogen?«, fragte Zehnweg verächtlich und reckte den Hals, um erneut auszuspucken.
    »Nur ein einziges Mal. Ich wollte die haarige Möse deiner Tochter trimmen, damit ich besser ans Ziel kommen konnte .«
    Dow lachte schallend auf. Golding kicherte in sich hinein. Eisenkopf ließ sich zu einem hauchdünnen Grinsen hinreißen. Zehnweg verschluckte sich an seiner Spucke, und ein schimmernder Speichelfaden rann sein Kinn hinab, aber Calder war das ziemlich egal. Er wollte lieber bei denen punkten, bei denen seine Sache noch nicht ganz verloren war. Irgendwie musste es ihm gelingen, zumindest einen dieser kompromisslosen Dreckskerle auf seine Seite zu ziehen.
    »Ich hätte nie gedacht, dass ich das je sagen würde«, seufzte Dow und wischte sich mit einem Finger über ein Auge, »aber ich habe dich vermisst, Calder.«
    »Geht mir nicht anders. Lieber handele ich mit Pferdedung in einem Stall, als zu Hause in Carleon meine Frau zu küssen. Was liegt an?«
    »Du weißt schon.« Dow nahm den Knauf seines Schwertes zwischen Daumen und Zeigefinger und drehte ihn ein wenig hin und her, bis das silberne Zeichen nahe dem Heft glitzerte. »Krieg. Ein Scharmützel hier, ein Überfall dort. Wir löschen ein paar Nachzügler aus, sie brennen ein paar Dörfer nieder. Krieg. Dein Bruder hat schnell zugeschlagen und den Südländern einen mächtigen Denkzettel verpasst. Ein nützlicher Mann, dein Bruder, der hat richtig Biss.«
    »Schade, dass dein Vater nur einen echten Sohn gezeugt hat«, knurrte Zehnweg.
    »Na, das war ja wohl um Schamhaaresbreite daneben, aber laber ruhig weiter, alter Mann«, sagte Calder. »Neben mir wirst du immer wie der alte Sack aussehen, der du bist.«
    Zehnweg wollte auffahren, aber Dow bedeutete ihm mit einer Handbewegung, Ruhe zu bewahren. »Jetzt ist aber gut mit dem Schwänzemessen. Wir führen Krieg.«
    »Und wie viele Siege haben wir schon zu verzeichnen?«
    Eine kurze, unzufriedene Pause. »Keine Schlacht«, knurrte Eisenkopf.
    »Dieser Kroy«, zischte Golding quer durch den Raum, »der Kerl, der die Union anführt.«
    »Marschall nennen sie ihn.«
    »Wie auch immer sie ihn nennen mögen, er ist ein vorsichtiger Drecksack.«
    »Ein feiger Scheißkerl, der nichts als kleine Trippelschritte macht«, grollte Zehnweg.
    Dow zuckte die Achseln. »Es hat nichts mit Feigheit zu tun, wenn man seine Schritte vorsichtig wählt. Wäre nicht mein Stil, wenn ich über seine Truppenstärke verfügte, aber nun gut …« Er wandte sich immer noch grinsend an Calder. »Dein Vater hat immer gesagt: Im Krieg geht es darum, zu gewinnen. Alles andere ist was für Narren, die Lieder verfassen wollen. Kroy macht also langsam und versucht, unsere Geduld zu strapazieren. Wir Nordmänner sind schließlich nicht dafür bekannt, lange still zu halten. Er hat sein Heer in drei Truppen geteilt.«
    »Drei verdammt große Truppen«, sagte Eisenkopf.
    Golding gab ihm überraschenderweise Recht. »Vielleicht zehntausend Kämpfer pro Einheit, die ganzen Hilfskräfte nicht mit eingerechnet.«
    Dow beugte sich vor wie ein Großvater, der einem Kind etwas übers Angeln beibringen möchte. »Jalenhorm im Westen. Tapfer, aber schlampig; er macht leicht Fehler. Mitterick in der Mitte. Nach allem, was man hört, der Schlaueste der drei, aber skrupellos. Liebt seine Pferde, heißt es. Meed im Osten. Kein Soldat, und er hasst die Nordmänner wie ein Schwein den Metzger. Das könnte ihm den Durchblick nehmen. Und dann hat Kroy noch ein paar

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