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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Fehde ließ keinen Raum für den Hass auf andere.
    Wenn es aber um Hass ging, dann hieß der wahre Spezialist Brodd Zehnweg. Er war einer dieser Fieslinge, die nicht einmal friedlich atmen können, hässlich wie Inzuchtbrut und noch dazu stets dazu aufgelegt, seine unangenehme Art jedem aufzudrängen – wie ein abartiger Dorfbewohner, der ständig den Milchmädchen auf ihren Wegen auflauerte. Seine Ausdrucksweise war widerlich, seine Zähne waren so verrottet, wie er roch, und sein verzerrtes Gesicht schmückte ein ekelhafter Ausschlag, auf den er ganz offensichtlich auch noch stolz war. Er hatte sich Calders Vater zum bitteren Feind gemacht und zwei Schlachten gegen ihn verloren, woraufhin er gezwungen worden war, sich zu unterwerfen und alles aufzugeben, was er je gehabt hatte. Dass er nun Würde und Besitz zurückerhalten hatte, schien seine Laune nur noch verschlechtert zu haben, und er hatte die jahrelange Bitterkeit, die er Bethod gegenüber gehegt hatte, leichten Sinnes auf seine beiden Söhne übertragen, ganz besonders auf Calder.
    Und dann gab es natürlich noch das Oberhaupt dieser zusammengestückelten Schurkenfamilie, den selbsternannten Bewahrer des Nordens, den Schwarzen Dow persönlich. Er saß lässig auf Skarlings Thron, ein Bein untergeschlagen, und tappte mit dem anderen Stiefel leise auf den Boden. Es lag etwas wie ein Lächeln auf seinem zerfurchten, narbigen Gesicht, aber die Augen waren zusammengekniffen wie die eines hungrigen Katers, der gerade eine Taube erspäht hat. In letzter Zeit hatte Dow es sich angewöhnt, edle Kleidung zu tragen, und die funkelnde Kette, die einst Calders Vater gehört hatte, lag breit auf seinen Schultern. Ein Mörder bis zu den Spitzen seiner Ohren. Oder vielmehr seines einen Ohres, da das linke nur noch aus einer kleinen Erhebung aus Knorpeln bestand.
    Als seien der Name und das Grinsen des Schwarzen Dow nicht schon Drohung genug, hatte er diese auch noch mit einer großen Menge scharfen Stahls unterfüttert. Ein langes, graues Schwert lehnte an einer Seite von Skarlings Thron, an der anderen eine Axt, schartig vom häufigen Gebrauch und stets in Reichweite seiner Finger. Es waren Mörderfinger – abgeschürft, angeschwollen und an den Knöcheln vernarbt. Die Toten mochten wissen, welche und wie viele finstere Taten er mit ihnen verübt haben mochte.
    Spaltfuß stand in der Düsternis an Dows Seite. Sein Stellvertreter, im Klartext also sein oberster Leibwächter und Arschkriecher, hielt sich eng wie ein Schatten an seinen Herrn, die Daumen in den silberbeschlagenen Schwertgurt gehakt. Zwei seiner Carls lauerten hinter ihm, und ihre Rüstungen, die Ränder der Schilde und die blanken Schwerter schimmerten, was das Zeug hielt. Andere standen weiter entfernt an den Wänden oder flankierten die Tür. Es roch nach altem Heu und alten Pferden, aber noch stärker war der Gestank von Gewaltbereitschaft, der so dick in der Luft hing wie Pesthauch über modrigen Sümpfen.
    Und als ob das alles nicht schon genügt hätte, damit sich Calder beinahe in die gut geschnittenen Hosen machte, stand auch noch Espe an Dows Seite und brachte, wie es seine Art war, eine gehörige Portion Kälte in die Versammlung.
    »Na, wenn das nicht der tapfere Prinz Calder ist .« Dow bedachte Calder mit einem Blick, wie ihn ein Kater für einen Strauch übrig hat, an den er gleich pissen wird. »Schön, dass du dich wieder dem ehrlichen Kampf anschließt, mein Junge. Wirst du dieses Mal tun, was man dir sagt, du kleiner Scheißer ?«
    Calder vollführte eine Verbeugung. »Dein ergebener Diener.« Er grinste, als ob die Worte nicht auf seiner Zunge brannten. »Golding. Eisenkopf.« Er nickte beiden Männern respektvoll zu. »Mein Vater pflegte immer zu sagen, es gäbe keine tapfereren Herzen im ganzen Norden.« Sein Vater pflegte immer zu sagen, es gäbe keine dümmeren Dickschädel im ganzen Norden, aber Calders Lügen waren an die Häuptlinge ebenso verschwendet wie gutes Geld, das man in einen Brunnen wirft. Eisenkopf und Golding starrten einander weiter feindselig an. Calder spürte das brennende Bedürfnis, jemanden in seiner Nähe zu wissen, der ihn mochte. Oder ihn zumindest nicht tot sehen wollte. »Wo ist Scale?«
    »Dein Bruder ist im Westen«, erklärte Dow. »Und kämpft.«
    »Du weißt, was das ist, oder, Kleiner?« Zehnweg wandte ihm den Kopf zu und spuckte durch die Lücke in seinen braunen Vorderzähnen aus.
    »Ist das … diese Sache mit den vielen Schwertern?« Calder sah sich

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