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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Vorsicht festhielt, und zwang sich, seinen Griff leicht zu lockern.
    »Und was noch schlimmer ist«, fuhr Vallimir fort, »es sieht so aus, als hätte man uns gestern einen Befehl zum Angriff geschickt, der uns leider nicht erreichte, weil der Bote nicht zu uns durchkam.« Forest warf Tunny einen strengen Blick zu, aber der Korporal zuckte nur die Achseln. Lederlingen war immer noch nicht wieder aufgetaucht. Wahrscheinlich hatte er sich jetzt freiwillig zur Fahnenflucht gemeldet. »Als uns dann ein zweiter erreichte, war es bereits dunkel. Daher verlangt Mitterick, dass wir diese Scharte heute auswetzen. Sobald es hell ist, wird der General mit überwältigender Truppenstärke Clails Mauer angreifen.«
    »Pah.« Tunny hatte in den letzten Tagen oft genug etwas von überwältigender Truppenstärke gehört, und die Nordmänner waren noch immer ziemlich unterwältigt, wenn man das so sagen konnte.
    »Die Mauer hier im äußersten Westen überlässt er aber uns. Der Feind kann nicht genügend Männer dafür abstellen, sie zu halten, wenn der Angriff erst einmal läuft. Sobald wir sehen, dass sie die Mauer verlassen, überqueren wir das Flüsschen und fallen ihnen in die Flanke.« Vallimir stieß mit der Faust in die Fläche der anderen Hand, um das bildlich zu unterstreichen. »Und damit machen wir sie fertig. Ganz einfach. Sobald sie die Mauer verlassen, greifen wir an. Noch Fragen?«
    Und was, wenn sie die Mauer nicht verlassen, drängte sich Tunny sofort als Frage auf, aber er wusste es besser, als vor einer Gruppe Offiziere mit laut geäußerten Zweifeln aufzufallen.
    »Gut.« Vallimir lächelte, als ob schon allein das allgemeine Schweigen bewies, dass der Plan perfekt sein musste, und nicht ebenso bedeuten konnte, dass seine Männer zu blöd, zu kampfeslustig oder zu vorsichtig waren, um auf die Schwachstellen hinzuweisen. »Uns fehlen zwar die Hälfte unserer Männer und alle unsere Pferde, aber davon wird sich das Erste Regiment Seiner Majestät nicht aufhalten lassen, was? Wenn heute jeder seine Pflicht erfüllt, dann ist noch genug Zeit für uns alle, zu Helden zu werden.«
    Tunny musste sich zusammennehmen, um nicht höhnisch aufzulachen, als die blöden, kampfeslüsternen und vorsichtigen Offiziere sich nun zerstreuten und zwischen den Bäumen verschwanden, um ihre Soldaten in Bereitschaft zu versetzen. »Haben Sie das gehört, Forest? Wir können alle Helden werden.«
    »Mir reicht’s, den heutigen Tag zu überleben, Tunny. Sie marschieren noch mal zum Waldrand hinauf und behalten die Mauer im Auge. Ich brauche da oben ein paar erfahrene Augen.«
    »Oh, ich habe schon alles gesehen, Herr Oberfeldwebel.«
    »Und noch eine Menge mehr, daran zweifle ich nicht im Geringsten. Sobald Sie merken, dass die Nordmänner abrücken, geben Sie das Signal. Und, Tunny?« Er wandte sich noch einmal um. »Sie werden nicht als Einziger dort beobachten, also versuchen Sie keine schlauen Tricks. Ich weiß noch sehr gut, was bei dem Hinterhalt vor Schrikta gelaufen ist. Oder vielmehr, was nicht.«
    »Mir war kein Fehlverhalten nachzuweisen, zitiere ich mal aus der nachfolgenden Verhandlung.«
    »Sie sind doppelt durchs Ohr gebrannt, zitiere ich jetzt auch einmal aus derselben Verhandlung.«
    »Herr Oberfeldwebel Forest, ich bin am Boden zerstört, dass mir ein Kamerad einen so schlechten Charakter attestiert.«
    »Was für einen Charakter überhaupt?«, rief Forest ihm nach, während Tunny bereits durch den Wald den Hügel hinaufmarschierte. Dotter hockte immer noch im Gebüsch, ungefähr dort, wo sie sich die ganze Nacht über versteckt hatten, und hatte Tunnys Fernrohr auf das Flüsschen gerichtet.
    »Wo ist Werth?« Dotter klappte den Mund auf und wollte etwas sagen. »Wenn ich jetzt so überlege, kann ich es mir denken. Und, bewegt sich irgendwas? Außer in Soldat Werths Gedärmen, meine ich?«
    »Nein, Korporal Tunny.«
    »Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich das überprüfe.« Er schnappte sich das Fernrohr, ohne eine Antwort abzuwarten und nahm die Mauer genau in Augenschein, vom Bach ausgehend den Hang hinauf nach Osten, wo sie hinter einer Anhöhe verschwand. »Nicht, dass ich an Ihren Fähigkeiten zweifle …« Vor den Trockensteinen war niemand zu sehen, aber dahinter ragten Speere auf, jede Menge, die sich nun langsam gegen den dunklen Himmel abzeichneten.
    »Da bewegt sich nichts, oder, Korporal?«
    »Nein, Dotter.« Tunny senkte sein Fernrohr und kratzte sich am Hals. »Kein bisschen.«
    General Jalenhorms

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