Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
irritierend Vertrautes an ihm. Als ob Calder sein Name auf der Zunge läge, ihm aber nicht einfallen wollte. Hatte er ihn vielleicht mal gesehen, wie er seinen Vater besuchte, angetan mit einem schönen Mantel? Oder an Eisenkopfs Feuer, mit dem Helm eines Carls auf dem Kopf? Oder neben Fremder-klopf-an, mit bemaltem Gesicht und Knochensplittern im Ohr? »Fleisch, mein Herr?«
    »Nein«, flüsterte Calder. Das viele Fleisch in der Grube, nur ein paar Schritt von ihnen entfernt, stand ihm noch zu sehr vor Augen.
    »Ihr solltet wirklich einmal kosten«, schwärmte Bayaz. »Komm, gib ihm etwas davon! Und hilf dem Prinzen, Yoru, seine rechte Hand ist doch verletzt.«
    Der Diener legte Fleisch auf Calders Teller, und der blutige Bratensaft schimmerte im dunklen Licht. Dann schnitt er es mit geradezu bedrohlicher Geschwindigkeit in kleine Stücke, während Calder bei jeder Bewegung des Messers zusammenzuckte.
    Ihm gegenüber kaute der Magus bereits zufrieden. »Ich muss zugeben, dass mir der Ton bei unserer letzten Unterhaltung nicht gefallen hat. Er hat mich ein wenig an Euren Vater erinnert.« Bayaz hielt inne, als ob er eine Entgegnung erwartete, aber Calder fiel keine ein. »Das ist nicht so sehr als Kompliment, sondern vielmehr als große Warnung gemeint. Euer Vater und ich hatten über lange Jahre … eine Vereinbarung.«
    »Das hat ihm nicht viel genützt.«
    Der Zauberer hob die Augenbrauen. »Wie kurz doch das Gedächtnis in Eurer Familie ist! Es hat ihm eine Menge genützt. Er hat von mir Geschenke erhalten, jede Menge Hilfe und weise Ratschläge, und oh, wie hoch stieg er empor! Vom popeligen Häuptling zum König der Nordmänner! Er einte eine Nation, die zuvor aus streitenden Bauern und Schweinedreck bestand!« Bayaz’ Messer fuhr mit einem kreischenden Geräusch über den Teller, und seine Stimme wurde gleichermaßen scharf. »Aber dann ließ ihn sein Ruhm hochmütig werden, er vergaß seine Schuld und sandte seine aufgeblasenen Söhne aus, um mir Forderungen zu stellen. Forderungen «, zischte der Magus, und seine Augen glühten in ihren Höhlen. »An mich .«
    Calders Kehle war plötzlich wie zugeschnürt, als Bayaz sich wieder zurücklehnte. »Bethod hat unserer Freundschaft den Rücken zugekehrt, und dann wandten sich seine Verbündeten von ihm ab, all seine großen Errungenschaften zerfielen, er starb auf blutige Weise und wurde in einem unbezeichneten Grab verscharrt. Das sollte Euch eine Lehre sein. Hätte Euer Vater seine Schulden bezahlt, dann wäre er vielleicht immer noch König der Nordmänner. Ich setze große Hoffnungen darauf, dass Ihr aus seinen Fehlern lernen werdet und Euch daran erinnert, was Ihr schuldig seid.«
    »Ich habe nichts von dir angenommen.«
    »Habt … Ihr … das … nicht?« Nach jedem Wort verzog Bayaz den Mund. »Ihr werdet nie erfahren – und Ihr könntet auch gar nicht begreifen – , auf wie vielfältige Weise ich zu Euren Gunsten eingeschritten bin.«
    Der Diener hob eine Braue. »Die Liste ist lang.«
    »Habt Ihr vielleicht geglaubt, dass sich für Euch alles deswegen so wunderbar fügt, weil Ihr ein so einnehmendes Wesen habt? Oder weil Ihr so schlau seid? Oder weil Ihr ganz einfach so viel Glück habt?«
    Genau das hatte Calder tatsächlich gedacht.
    »War es Eure Wesensart, die Euch bei der Heerschau vor Reichels Mordbuben bewahrt hat, oder die zwei Nordmänner, die ich ausgesandt hatte, damit sie über Euch wachen?«
    Calder hatte darauf keine Antwort.
    »War es Eure Schläue, die Euch in der Schlacht den Hals rettete, oder die Tatsache, dass ich Brodd Zehnweg anwies, für Eure Sicherheit zu sorgen?«
    Darauf hatte er erst recht keine. »Zehnweg?«, flüsterte er.
    »Freunde und Feinde sind oft schwer zu unterscheiden. Ich hatte ihn gebeten, stets so zu tun, als sei er dem Schwarzen Dow treu ergeben. Vielleicht war er ein zu guter Schauspieler. Wie ich hörte, wurde er getötet.«
    »Soll vorkommen«, krächzte Calder.
    »Bei Euch nicht.« Das » noch nicht« blieb ungesagt, dröhnte aber laut in seinen Ohren. »Und dann standet Ihr sogar dem Schwarzen Dow in einem Zweikampf auf Leben und Tod gegenüber! Und war es wohl reines Glück, das die Waage zu Euren Gunsten umschlagen ließ, als der Bewahrer des Nordens tot zu Euren Füßen lag, oder mein alter Freund Fremder-klopf-an?«
    Calder fühlte sich, als habe er eben erst bemerkt, dass er bis zur Brust im Treibsand steckte. »Er ist dein Mann?«
    Bayaz triumphierte nicht, er lachte nicht einmal leise, sondern sah

Weitere Kostenlose Bücher