Heldenklingen
beinahe gelangweilt aus. »Ich kannte ihn schon, als man ihn noch Stöpsel nannte. Aber große Männer brauchen große Namen, was, Schwarzer Calder?«
»Stöpsel«, murmelte der und versuchte, sich den Riesen mit diesem Namen vorzustellen.
»Ich würde ihm das allerdings nicht ins Gesicht sagen.«
»Ich bin nicht groß genug, dass ich das könnte.«
»Das sind die wenigsten Männer. Er will die Zivilisation in seine Moore bringen.«
»Da wünsche ich ihm viel Glück.«
»Behaltet das mal lieber selbst. Schließlich habe ich es Euch gegeben.«
Calder war zu sehr damit beschäftigt, diese Neuigkeiten zu verarbeiten. »Aber … Fremder-klopf-an kämpfte für Dow. Warum trat er nicht auf Seiten der Union an? Damit hättest du am zweiten Tag gewinnen und es uns ersparen können, noch einmal …«
»Er war mit meinem ersten Angebot nicht einverstanden.« Bayaz spießte verärgert ein paar Gemüsestücke mit der Gabel auf. »Dann stellte er seinen großen Wert eindrucksvoll unter Beweis, und ich erhöhte mein Angebot.«
»Es ging alles nur um das richtige Angebot?«
Der Magus neigte den Kopf ein wenig. »Was dachtet denn Ihr, worum man im Krieg sonst streitet?« Diese Worte gingen in dem Schweigen zwischen ihnen unter wie ein vollbemanntes Schiff. »Es gibt viele andere, die Schulden haben.«
»Caul Espe.«
»Nein«, sagte der Diener. »Sein Eingreifen war ein … nun, nennen wir es … ein glücklicher Zufall.«
Calder blinzelte. »Ohne ihn … hätte der Schwarze Dow Hackfleisch aus mir gemacht.«
»Eine gute Planung schließt Zufälle nicht aus«, erklärte Bayaz, »sondern lässt sie bewusst zu. Sie wirkt nur darauf hin, dass sie in die richtige Richtung führen. Ich bin kein so leichtsinniger Spieler, dass ich auf nur ein einziges Pferd setzen würde. Aber im Norden gab es wenig gutes Ausgangsmaterial, und ich muss zugeben, Ihr wart meine erste Wahl. Ihr seid kein Held, o Calder. Das gefällt mir. Ihr seid so schlau wie Euer Vater und ebenso ehrgeizig und gewissenlos, aber nicht so stolz wie er.«
»Stolz erschien mir immer verschwendete Liebesmühe«, sagte Calder leise. »Jeder Mensch dient einem anderen.«
»Wenn Ihr das beherzigt, wird es Euch gut ergehen. Wenn Ihr das vergesst … nun …« Bayaz schaufelte sich eine Portion Fleisch in den Mund und kaute geräuschvoll. »Mein Rat wäre, dass Ihr Euch diese Leichengrube stets vergegenwärtigt, die sich vorhin zu Euren Füßen auftat. Und dass Ihr nie vergesst, wie es sich anfühlte, als Ihr vor ihr standet und auf den Tod gewartet habt. Dieses schreckliche Gefühl der Hilflosigkeit. Die Angst um jene, die Ihr zurücklasst.« Er lächelte breit. »Denkt jeden Morgen als Erstes an diese Grube. Denkt daran, denn Vergesslichkeit ist der Fluch der Macht. Und das würde vielleicht bedeuten, dass Ihr eines Tages doch auf Euer eigenes Grab hinunterblickt und es dann nicht wieder so glimpflich ausgeht. Ihr müsst Euch nur gegen mich wenden.«
»Ich habe die letzten zehn Jahre damit zugebracht, vor dem einen oder anderen Mann zu knien.« Calder musste nicht einmal lügen. Der Schwarze Dow hatte ihn am Leben gelassen, dann Gehorsam von ihm gefordert, dann gedroht. Und wohin hatte all das geführt? »Meine Knie geben sehr leicht nach.«
Der Magus leckte sich die Lippen, als er das letzte Stückchen Karotte verzehrt hatte, und warf dann das Besteck auf den Teller. »Das macht mich froh. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie oft ich ähnliche Unterhaltungen mit Männern geführt habe, die weniger biegsame Knie hatten. Inzwischen bringe ich keinerlei Geduld mehr für sie auf. Aber gegenüber jenen, die einsichtig sind, kann ich sehr großzügig sein. Es mag eines Tages dazu kommen, dass ich jemanden zu Euch schicken werde, der … Euch um einen Gefallen bitten wird. Wenn es so weit ist, dann hoffe ich, dass Ihr mich nicht enttäuschen werdet.«
»Was für eine Art von Gefallen?«
»Jene Art, die verhindern wird, dass Ihr jemals wieder von Männern mit Messern den falschen Weg entlanggeführt werdet.«
Calder räusperte sich. »Solche Art von Gefallen will ich gern gewähren.«
»Gut. Im Gegenzug werdet Ihr Gold von mir bekommen.«
»Das ist die Großzügigkeit der Magi? Gold?«
»Was habt Ihr erwartet, einen verzauberten Schrittschutz? Wir sind hier nicht in einem Märchenbuch. Gold steht für alles, was man sich nur vorstellen kann. Macht, Liebe, Sicherheit. Es ist Schild und Schwert in einem. Ein größeres Geschenk gibt es nicht. Aber tatsächlich habe
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