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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Weg!« Vallimir deutete auf einen staubigen Hauptmann, dessen Kompanie ordentlich aufgereiht, aber schlecht gelaunt ins Stocken geraten war. Vermutlich eine der Kompanien, die den Regimentern oben auf der Anhöhe fehlten. Oder auch nicht . Der Hauptmann sagte nichts über seine Zugehörigkeit, und er wurde auch nicht gefragt. »Der General kann doch wohl kaum gemeint haben, dass wir hier hocken sollen, das begreifen Sie doch wohl!«
    »Das verstehe ich«, leierte der Bote, »aber der General befiehlt nun einmal, dass Sie Ihre jetzige Stellung halten.«
    Das ist nur ein weiteres schönes Beispiel für die ganz normale Unfähigkeit. Eine Gruppe bärtiger Arbeiter trampelte in perfektem Gleichschritt vorüber, die Schaufeln über die Schulter gelegt, die Gesichter ernst. Die bei weitem am besten organisierte Truppe, die ich heute den ganzen Tag gesehen habe, und vermutlich die besten Soldaten, über die Seine Majestät verfügt. Das Heer hatte einen unersättlichen Bedarf an Gruben. An Feuergruben, Gräbern, Latrinegruben, Schützengräben, Befestigungen und Futtermauern, Sickergruben und Gräben in allen möglichen Formen, Tiefen und zu allen möglichen Zwecken, von denen einige sich selbst nach monatelangem Grübeln vermutlich nicht erschlossen. Der Spaten ist wahrlich mächtiger als das Schwert. Vielleicht sollten die Generäle statt gekreuzten Klingen vergoldete Maurerkellen an ihren Uniformjacken tragen. Von Aufregung keine Spur.
    Gorst wandte sich wieder seinem Brief zu und kräuselte ärgerlich die Lippen, als er entdeckte, dass er einen unansehnlichen Tintenfleck auf die Seite gekleckst hatte. Zornig zerknüllte er den Bogen in der Hand.
    Dann frischte der Wind wieder auf und trug neuerliche Rufe an sein Ohr. Höre ich das wirklich? Oder sehne ich mich nur so sehr danach, dass mir meine Fantasie einen Streich spielt? Aber einige der Soldaten in der Nähe sahen plötzlich auch irritiert zum Hügel hinüber. Gorsts Herz begann laut zu klopfen, und sein Mund wurde trocken. Er stand auf und schritt wie unter einem Zauberbann zum Wasser hinunter, die Augen auf die Helden gerichtet. Fast glaubte er nun, dort oben Bewegungen zu erkennen, als ob winzige Gestalten auf der grasbewachsenen Flanke des Berges unterwegs waren.
    Knirschend ging er über das Kiesbett zu Vallimir hinüber, der noch immer darüber stritt, auf welcher Seite des Flusses seine Männer nutzlos herumlungern sollten. Ich vermute, das wird bald völlig unerheblich sein . Er betete darum, dass es so war.
    »… Aber der General will doch sicherlich nicht …«
    »Oberst Vallimir.«
    »Was denn?«
    »Sie sollten Ihre Männer in Kampfbereitschaft versetzen.«
    »Sollte ich?«
    Gorst löste keinen Augenblick die Augen von den Helden, von den Silhouetten der Soldaten an der östlichen Flanke. Es waren nicht wenige. Kein Bote von Marschall Kroy war über die Furt gekommen. Und daher konnte es nur einen Grund dafür geben, dass so viele Männer den Hügel verließen … nämlich einen Angriff der Nordmänner von einer anderen Seite. Ein Angriff, ein Angriff, ein Angriff …
    Er merkte, dass er noch immer den halbfertigen Brief in der Faust hatte, so fest umklammert, dass die Knöchel weiß hervortraten. Er ließ das zerknüllte Papier in den Fluss flattern, und die Strömung riss es wirbelnd mit sich. Noch mehr Stimmen wurden laut, schriller als zuvor, und nun stand zweifelsfrei fest, dass es ernst wurde.
    »Da oben wird doch geschrien«, sagte Vallimir.
    Eine wilde Freude kroch langsam Gorsts Kehle hinauf und ließ seine Stimme noch heller klingen als zuvor. Es war ihm egal. »Sie sollten sich bereit machen.«
    »Wofür?«
    Gorst schritt bereits zu seinem Pferd. »Zur Schlacht.«

OPFER
    H auptmann Lasmark kämpfte sich in einem Mittelding zwischen schnellem Schritt und langsamem Lauf durch die wogendes Korn, und die Neunte Kompanie des Rostod-Regiments zockelte ihm so schnell wie möglich hinterher. Der wenig präzise Befehl »Dem Feind entgegen!«, der sie nach Osrung beordert hatte, dröhnte ihnen noch in den Ohren.
    Der Feind war zweifelsohne vor ihnen. Lasmark sah bereits die aufgerichteten Leitern an den grün bemoosten Bohlen der Palisade, die sich um die Stadt zog. Standarten flatterten im leichten Wind, und eine ausgefranste schwarze ragte dabei höher empor als alle anderen – die Standarte des Schwarzen Dow persönlich, hatten die Kundschafter aus dem Norden gesagt. Und dann hatte General Jalenhorm den Befehl zum Vorrücken gegeben und keinen

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