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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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wichtig zu sein. Von den Dingen, die er getan haben wollte, bis er dreißig war, hatte er nichts geschafft. Er hätte am liebsten seinen Säbel fallen lassen und sich hingesetzt. Dann fiel sein Blick auf seinen Ring, und er hob die Hand, um ihn anzusehen. Emlins Gesicht war in den Stein geschliffen worden. So, wie es aussah, würde er wohl nicht mehr zu ihr zurückkehren. Vermutlich würde sie nun doch ihren Vetter heiraten. Vetternehen, eine scheußliche Sache.
    Korporal Lock stürmte in einem Anfall verschwendeter Kühnheit voraus und schlug eine Kerbe in einen Schild. Auf dem Schild war eine Brücke aufgemalt. Er schlug noch einmal darauf ein, als ein weiterer Nordmann auf ihn zukam und ihm einen Axthieb verpasste. Lock wurde beiseitegeschleudert und dann von einem Schwertstreich getroffen, der einen Kratzer auf seinem Helm und einen tiefen Schnitt auf seinem Gesicht hinterließ. Er kam ins Trudeln, die Arme wie ein Tänzer ausgestreckt, wurde dann vom Ansturm umgerissen und verschwand im Getreide.
    Lasmark sprang auf den Schild mit der Brücke zu, wobei er den Mann dahinter seltsamerweise kaum wahrnahm. Vielleicht wollte er sich selbst einreden, dass gar kein Mann dahinter stand. Sein Fechtmeister wäre unglaublich ungehalten gewesen. Noch bevor er ihn erreichte, schlug ein Speer gegen seinen Brustpanzer und brachte ihn ins Stolpern. Die Spitze schrammte am Metall entlang, und er holte gegen den Mann aus, der ihn geschwungen hatte, einen hässlichen Kerl mit einer übel gebrochenen Nase. Der Säbel spaltete dem Gegner den Kopf, und Gehirnmasse spritzte heraus. Es war überraschend leicht. Säbel sind schwer und scharf, sogar die billigen, vermutete er.
    Dann hörte er ein Klacken, und die Welt ging zu Bruch, Erde traf ihn, Getreidehalme umfingen ihn. Eines seiner Augen war dunkel. Ein abartig lautes Dröhnen setzte ein, als sei sein Kopf der Klöppel einer großen Glocke. Er versuchte aufzustehen, aber die Welt drehte sich um ihn. Nichts hatte er geschafft von all dem, was er sich vorgenommen hatte, bevor er dreißig wurde. Außer der Tatsache, dass er zum Militär gegangen war.
    Der Südländer versuchte sich noch einmal aufzurichten, und Leichtschlaf versetzte ihm mit seinem Streitkolben einen Schlag auf den Kopf, der seinen Helm verbeulte. Ein Stiefel zuckte kurz, dann war er erledigt.
    »Wie schön.« Die übrigen Unionisten waren eingekreist und wurden niedergemetzelt oder wie eine Spatzenschar auseinandergetrieben, genau, wie Golding es vorhergesagt hatte. Leichtschlaf kniete sich hin, klemmte sich den Streitkolben unter den Arm und zog dem toten Südländer einen hübschen Ring vom Finger. Ein paar andere Jungs forderten ihren Anteil, einer schrie, und Blut lief ihm über sein Gesicht, aber hey, sie kämpften in einer Schlacht, oder etwa nicht? Wenn sich alle am Ende lächelnd voneinander verabschiedeten, hatte das Ganze ja wenig Sinn. Im Süden fegten Goldings Reiter die Reste der gegnerischen Truppen zusammen und trieben die flüchtenden Südländer in den Fluss.
    »Zum Hügel!«, bellte Scabna, der aalglatte Drecksack, und zeigte mit seiner Axt in die entsprechende Richtung. »Zum Hügel, ihr Ärsche!«
    »Dann lauf doch zum Hügel«, knurrte Leichtschlaf, dem die Beine noch vom Spurt wehtaten und der außerdem vom vielen Brüllen heiser war. »Ha!« Endlich hatte er den Ring des Unionisten abbekommen. Er hielt ihn ans Licht und runzelte die Stirn. Nichts weiter als ein polierter Stein mit einem hineingeschnittenen Gesicht, aber ein paar Silberstücke würde er vielleicht einbringen, also steckte er ihn in sein Wams. Dann nahm er auch noch den Säbel des Mannes und schob ihn in seinen Gürtel, obwohl das Ding mickrig wie ein Zahnstocher war und der Griff klapperte.
    »Vorwärts!« Scabna packte einen der anderen Plünderer und versetzte ihm einen Tritt in den Hintern, um seinem Befehl Nachdruck zu verleihen. »Los, ihr Säcke, vorwärts!«
    »Schon gut, schon gut!« Leichtschlaf rannte hinter den anderen her auf die Anhöhe zu. Er war ein bisschen sauer, weil er nicht die Möglichkeit gehabt hatte, die Taschen des Südländers zu durchstöbern und ihm vielleicht noch die Stiefel auszuziehen. Nun würden sich die Leichenfledderer und die Frauen, die nachrückten, über ihn hermachen. Bettlerärsche, zu feige zum Kämpfen, die dann Profit aus der Arbeit anderer Leute schlugen. Das war eine Schande, aber er vermutete, dass sich wenig dagegen tun ließ. So war nun mal das Leben, das war wie mit den Fliegen

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