Heldenklingen
der verzweifelt gebrüllten Befehle ihrer Offiziere.
Pfeile prasselten herunter. Einer prallte direkt neben ihm von einem Helm ab. Andere bohrten sich in den Bergrücken hinter der Mauer. Still und schweigsam, als seien sie wie durch Zauberei gewachsen und nicht vom Himmel gefallen. Wieder drehte sich jemand um und wollte davonlaufen, aber bevor er einen Schritt getan hatte, erschlug ihn einer der Offiziere mit seinem Säbel.
»Für den König!«, kreischte er mit völlig verrücktem Blick. »Für den König!«
Rose hatte den König nie gesehen. Ein Nordmann sprang zu seiner Linken über die Mauer. Er wurde sofort von zwei Speeren durchbohrt, heulte laut auf und fiel nach hinten. Der Mann neben Rose erhob sich und fluchte, während er seinen Flachbogen anlegte. Dann flog ihm die Schädeldecke weg und er stolperte, der Bolzen löste sich und stieg hoch in den Himmel. Durch die Lücke, die er hinterließ, sprang ein Nordmann, noch jung, mit wutverzerrtem Gesicht. Ein Teufel, der auch wie ein Teufel brüllte. Ein Unionist stürmte mit einem Speer auf ihn zu, aber den wehrte er mit seinem Schild ab, holte mit seiner Axt aus, als er über die Mauer sprang, und ließ das Blatt in die Schulter eines Soldaten krachen, dass das Blut zur Seite spritzte. Überall überwanden die Nordmänner nun die Mauer. Die Lücke zur Linken füllte sich mit zuckenden Körpern, einem Gewirr aus Speeren. Stiefel rutschten über das niedergetretene Gras.
In Roses Kopf dröhnte das Klirren und Klappern von Waffen und Rüstungen, die Schlachtrufe und Schmerzensschreie, und sie mischten sich mit einem eigenen, wimmernden Atem. Er starrte vor sich hin; seinen Bogen hatte er vergessen. Der junge Nordmann parierte den Säbelhieb des Offiziers und traf ihn über der Hüfte, hieb mit dem nächsten Schlag in seinen Arm und schleuderte die Hand im bestickten Ärmel davon. Dann trat er seinem Gegner die Beine weg und schlug ihn zu Boden, und Blut spritzte über sein grinsendes Gesicht. Einer seiner Kameraden kletterte neben ihm über die Mauer, ein großes Gesicht mit einem schwarzen, grau melierten Bart, der mit rauer Stimme etwas schrie.
Dann tauchte ein großer Mann mit langen, nackten Armen auf, der einen glatten Satz über den Steinwall machte und dabei mit den Stiefeln nur leicht das Gras berührte, das auf der Oberseite wuchs. Er hob das größte Schwert, das Rose je gesehen hatte. Rose begriff nicht, wie jemand so eine schwere Waffe überhaupt schwingen konnte. Die matte Klinge fuhr einem Bogenschützen in die Seite, und der Mann knickte zusammen und brach in einem Nebel von Blut auf dem Gras zusammen. Plötzlich kam wieder Leben in Roses Glieder, und er drehte sich um und lief, stieß mit jemandem zusammen, der dasselbe tat, rutschte aus und verdrehte sich den Knöchel. Stolpernd richtete er sich auf, machte einen ruckartigen Schritt und wurde dann so hart am Kopf getroffen, dass er sich die Zunge abbiss.
Agrick schlug dem Bogenschützen noch einmal zwischen die Schulterblätter, um auf Nummer sicher zu gehen. Das Heft rutschte in seiner aufgescheuerten, blutverschmierten Hand hin und her. Er sah Whirrun, der mit einem großen Unionisten kämpfte, und schlug dem Gegner mit seiner Axt von hinten in die Beine, erwischte ihn aber nicht richtig und traf nur mit der Breitseite, aber das genügte immerhin, damit der Mann zusammenbrach und Scorry, der über die Mauer nachgekommen war, ihm den Speer zwischen die Rippen rammen konnte.
Noch nie zuvor hatte Agrick so viele Unionisten gesehen, und sie sahen alle gleich aus, als seien sie nur Kopien ein und desselben Mannes – dieselben Rüstungen, dieselben Uniformen, dieselben Waffen. Es war, als ob man wieder und wieder denselben Gegner tötete. Dadurch fühlte es sich überhaupt nicht so an, als würde man echte Menschen töten. Sie flohen inzwischen den Hügel hinauf, verließen die Mauer, und er folgte ihnen wie ein Wolf einer Herde Schafe.
»Langsam, Agrick, du verrückter Hund!«, brüllte Yon Fröhlich von hinten, aber Agrick konnte sich nicht bremsen. Der Angriff war wie eine große Welle, und er konnte sich von ihr tragen lassen, nach vorn, nach oben, und heran an die Dreckskerle, die seinen Bruder getötet hatten. Weiter zur Bergspitze, während Whirrun nach wie vor an der Mauer mit dem Vater der Schwerter auf ein Knäuel Südländer einhieb, das noch standhielt, und sie trotz ihrer Rüstungen in Stücke schlug. Brack war neben ihm und brüllte, während er seinen Streithammer
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