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Heldensabbat

Heldensabbat

Titel: Heldensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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anschließen«, sagt Studienprofessor Heinke, der Religionslehrer.
    »Ja«, erwidert Dr. Schütz, »das überrascht uns wohl alle.«
    »Diese Anstalt sollte Dr. Faber bei seinem nächsten Urlaub in der Aula einen stürmischen Empfang bereiten«, fordert Studienrat Färber, immer auf der Höhe der Situation.
    Dr. Schütz zögert. Der lupenreine Opportunist wagt sich nicht zu weit vor, wenigstens nicht offiziell, aber im Anschluss an die Lehrerratssitzung ruft er das Kultusministerium in München an und schlägt in Anbetracht der militärischen Auszeichnungen Dr. Fabers vor, seine wiederholt zurückgestellte Beförderung zum Studienrat möglichst sofort auszusprechen.
    Mit der Eroberung von Warschau am 27. September ist der Krieg in Polen praktisch beendet, auch wenn an verschiedenen Orten versprengte Verteidiger deutschen Einheiten noch Scharmützel liefern. Die Schüsse aber, die danach fallen, haben mit Kampfhandlungen nichts mehr zu tun: Mehrere RSHA-Exekutionskommandos sind in dem von der Wehrmacht besetzten Gebiet – das man bald Generalgouvernement nennen wird – unterwegs, um nach Weisung des SS-Obergruppenführers Reinhard Heydrich ›die Juden, die Popen und den Adel‹ genauso zu liquidieren, wie auf der sowjetischen Seite bei Katyn Stalins Schergen kriegsgefangene polnische Offiziere erschießen werden.
    Eines der erfolgreichsten Kommandos führt ein Mecklenburger aus Mainbach, der fahlblonde, extrem magere Hauptsturmführer Panofsky, an. Er hat rasch begriffen, daß es, trotz aller weltanschaulichen Schulung, für seine Männer doch einen Unterschied macht, ob sie auf Zielscheiben schießen oder Menschen abknallen, die zuvor ihre eigenen Gräber haben ausheben müssen. Die Salven liegen schlecht, die Hand der Schützen zittert. Der Hauptsturmführer, der – um ein Beispiel zu geben – selbst an den Exekutionen teilnimmt, versucht sie mit Schnaps wieder auf Vordermann zu bringen. Das brauchen sie auch, aber sie werden dadurch nicht zielsicherer, und es kommt zu Zwischenfällen und Verzögerungen. Es gibt zudem eine Reihe von Zeugen, feldgrauen Zeugen, die empört die Massaker verfolgen.
    »Meinen Sie«, brüllt der General der Artillerie Georg von Küchler den Oberschergen Erich Koch, Gauleiter von Ostpreußen, an, »daß die Wehrmacht ein Lieferant für eine Mörderbande ist?«
    Admiral Wilhelm Canaris, der Chef der Abwehr, läßt unter der Hand alle Gräuelmeldungen der Augenzeugen sammeln und gibt sie an die Kommandeure im Westen weiter. Fast einhellig ist die Meinung der Entrüsteten, bei den Vernichtungsaktionen handle es sich um Übergriffe untergeordneter Stellen, von denen man im Führerhauptquartier nichts wisse.
    Der spätere Generalmajor Helmuth Stief spricht in einem Brief an seine Frau von der »angeblichen« Duldung durch den Führer. »Ich schäme mich, ein Deutscher zu sein«, stellt er wörtlich fest. »Diese Minderheit, die durch Morden, Plündern und Sengen den deutschen Namen besudelt, wird das Unglück des ganzes deutschen Volkes werden, wenn wir ihr nicht bald das Handwerk legen.«
    Dazu ist der Oberbefehlshaber der Besatzungstruppen in Polen, Generaloberst Johannes Blaskowitz, entschlossen. Er läßt in einem Schnellverfahren eine Anzahl Mordschützen, unter ihnen Hauptsturmführer Panofsky und seine Männer, festnehmen und zum Tod verurteilen. Die standrechtliche Erschießung unterbleibt, weil Hitler die Urteile aufhebt, wogegen der General – was sich in den Kasinos und Befehlsständen rasch herumspricht – heftig protestiert. Tatsächlich fordert Heydrich nunmehr seine Einsatzgruppen auf, ihre Opfer künftig geräuschloser und unsichtbarer zu erledigen.
    Seit dem Rapport bei seinem Kommandeur ist das Weltbild des Feldwebels Faber in Unordnung geraten, nicht gegenüber den Braunen, die seine schlimmsten Erwartungen bereits in Polen übertreffen, wohl aber gegenüber einem Teil des Offizierskorps. Als notorischer Zivilist macht er sich aus Uniformen wenig, jetzt erfasst er, daß auch in der militärischen Montur Menschen mit Zivilcourage stecken. Noch ist Hitler, auf den sie mit herablassender Verachtung herabsehen, als auf den Klippschüler aus Linz, den Gefreiten des Ersten Weltkriegs, auf sie angewiesen. Sie reißen Kasinowitze über ihn, aber sie gewinnen seine Schlachten. Die Wiederaufrüstung kommt ihnen zupass, nur einen anderen Oberbefehlshaber hätten sie gerne. Sie sind unpolitisch, rechtschaffen bis zur Naivität, dabei seltsam gespalten, aber immerhin macht

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