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Heldensabbat

Heldensabbat

Titel: Heldensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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verloren.«
    »Was ist mit den anderen?« fragt der Hauptmann.
    »Die meisten haben die Russen geschnappt«, antwortet Nützel. »Ich glaube nicht, daß von den Verwundeten noch einer lebt.« Er deutet Richtung Abhang. »Vor ein paar Minuten hörte ich da noch schreckliche Schreie, aber dann wurde es plötzlich ganz still. Ich fürchte«, sagt der Unteroffizier mit verschluckter Stimme, »es war Leutnant Hartwig.«
    »Wie weit ungefähr?«
    »Vielleicht zweihundert, auch dreihundert Meter. Genau kann man das bei diesem Scheißnebel ja nicht sagen.«
    Während sich der Hauptmann mit seinen Männern heranpirscht – und zwei weitere Versprengte aufsammelt –, lichtet sich die Waschküche ein wenig.
    Der Trupp teilt sich: Der nur leicht verwundete Nützel übernimmt die Führung auf der linken Seite; Faber robbt mit ein paar Männern über das Schneefeld, vorbei an bewegungslosen Kampfwagen, die wie gestrandete Schiffe im Gelände herumliegen. Die Dunkelheit gibt noch genug Deckung. Auf einmal stoßen sie in der Nähe von Hartwigs Panzer IV auf drei weitere Versprengte.
    »Klettern Sie mal rein«, befiehlt der Hauptmann dem Obergefreiten Hengst und deutet auf das Wrack.
    Der Mann hebt vorsichtig seine genagelten Schuhe über die Panzerplatten, verschwindet im Turm. Sehr schnell erscheint sein Kopf wieder im Luk. Sowie Hengst auf festem Boden steht, taumelt er wie betrunken.
    Faber packt ihn am Arm, aber der Obergefreite krampft sich zusammen und übergibt sich, und der Hauptmann weiß, wie es im Innern des Kampfwagens aussehen muß. Er reißt Hengst zu Boden, drückt seinen Kopf in den Schnee. »Reißen Sie sich gefälligst am Riemen, Mann!« staucht er ihn zusammen.
    Der Wind bläst die letzten Schwaden weg. Über den Köpfen der Retter ist der Himmel der Sowjetunion zu sehen. Die Sterne glänzen winzig und fern. Sofort zischen Leuchtkugeln mit grellweißem Licht über die Senke. Die Nacht wird zum Tag. Ein Maschinengewehr meckert am anderen Ufer. In den nächsten Sekunden schon wachsen die Erdfontänen aus der Böschung; krachend, fauchend, berstend bricht der Sturm los. Der Luftdruck läßt Faber in den Knien wanken. Diesmal haben er und seine Leute nicht einmal Panzer, in denen sie vor den Splittern geschützt sind.
    »Ist doch Wahnsinn, Herr Hauptmann«, stöhnt Hengst.
    »Kehren sie um, wenn sie schlapp machen«, zischt ihn Faber an und starrt nach vorne.
    Plötzlich schweigt die russische Artillerie. Sicher nur für Sekunden.
    Faber hört leises Wimmern, schiebt sich näher, erblickt die Umrisse eines Körpers in einer Schneemulde. Es muß Stefan sein.
    Der Rettungstrupp gerät ins MG-Feuer.
    In den ersten Sekunden spürt der Hauptmann den Schlag nicht. Er beißt die Zähne zusammen. Eine Feuerzange hat ein glühendes Stück Kohle auf seine Brust gelegt. Er taumelt weiter. Mit der Hand wischt er sich über den Mund. Er schmeckt den blutigen Schaum. Die Lunge, denkt Faber. Zuerst hatte er den harten, knöchernen Schlag gegen seine Brust für einen Stein gehalten. Dann beugt er sich über die zusammengekrümmte Gestalt.
    Eine Leuchtkugel zerplatzt hoch über dem fahlen Gesicht von Stefan Hartwig.
    »Los!« sagt Faber zu den Rettern. »Faßt an!«
    Als sie den Verwundeten aufheben, setzt die Artillerie wieder ein. Die erste Salve rauscht über ihre Köpfe hinweg. Dann legen die Sowjets eine Sperrwand aus Feuer. Die Samariter müssen sich fallen lassen. Stefan brüllt. Der Schmerz hat ihm das Bewußtsein zurückgebracht, er erkennt seinen Lehrer, seinen Kommandeur und versucht zu lächeln.
    In diesem Moment erwischt es Hans Faber zum zweiten Mal. Diesmal spürt er den Schlag, der ihn ummäht, härter. Dann fühlt er keinen Schmerz mehr, nur noch Taubheit. Er versucht sich hochzurappeln, aber er kommt nicht mehr auf die Beine.
    »Nicht rühren, Herr Hauptmann, nicht sprechen«, sagt der Obergefreite Hengst. »Wir schaffen das schon.«
    Einer faßt Faber an den Händen, der andere an den Füßen, vorsichtig ziehen sie ihn und Stefan zurück. Zum Glück kommt wieder Nebel auf, und Oberfeldwebel Schulz handelt auf eigene Faust: Er fährt ihnen mit dem Rest der Kampfgruppe zur vorläufigen Rettung entgegen. Die beiden Schwerverwundeten werden auf ein Halbkettenfahrzeug geladen und während des Durchbruchs der Panzerkolonne nach hinten provisorisch versorgt. Abwechselnd fallen sie ins Koma und kommen wieder zu sich. Sie liegen so nah beieinander, daß sich ihre Körper wärmen.
    Schulz und seine Männer schaffen es,

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