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Heldenwinter

Heldenwinter

Titel: Heldenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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des Zwergs erweichen lassen würde.
    »Es ist spät«, sagte Morritbi, deren Blicke ebenfalls sehnsuchtsvoll auf das Schild des Gasthauses gerichtet waren, das einen Storch beim Verspeisen eines Frosches zeigte. »Wir könnten dort übernachten, oder nicht?«
    »Nein, können wir nicht«, gab Dalarr nüchtern zurück. »Es sei denn, du möchtest, dass uns die Leute da drin für Dämonenanbeter halten, sobald unser Herr Graf seine Abendgarderobe anlegt.«
    »Smarna!« Eisarn, der eine von Kjells Verwandlungen bisher nur gehört, aber nie gesehen hatte, raufte sich den Bart. »Aber ich will ja auch gar nicht da drin übernachten. Nur was gegen meinen Durst tun. Jetzt erbarm dich doch, Dalarr!«
    »Warum können wir nicht beides tun?«, fragte Tschumilal. »Durst löschen und in diesem Haus schlafen?« Sie lächelte Kjell zu, der schon den Kopf hatte hängen lassen. »Warum gehen wir beide nicht wohin, wo dich keiner hören kann, wenn du eine Ratte bist, und ich trage dich später in meiner Tasche zurück hierher?«
    »Das klingt doch gut«, bemerkte Morritbi. »Worauf warten wir noch?«
    »Ich bin gerettet!« Eisarn schmatzte genüsslich mit den Lippen, als würde ihm bereits ein feiner Tropfen die Kehle hinunterrinnen.
    »Einverstanden.« Ammorna band den Käfig von ihrem Krallenstab los und drückte ihn der Elfentochter in die Hand. »Solange du daran denkst, morgen früh rechtzeitig aufzustehen. Sonst wird es für alle ein unsanftes Erwachen.«
    »Wozu brauche ich den?« Tschumilal stellte den Käfig auf die Straße und klopfte gegen ihre Tasche. »Ist darin nicht genügend Platz für ihn?«
    »Kinder …«, murmelte Ammorna und bückte sich nach dem Käfig. »Kinder …«
    »So kommst du also deinen Pflichten als fürsorgliche Amme nach«, merkte Dalarr sauertöpfisch an.
    »Ach, erzähl du mir nichts von Pflichten«, seufzte Ammorna. Sie sah Kjell nachdenklich an. »Ich weiß nur, dass es nichts nützt, sich gegen das Knüpfen zarter Bande zu stellen, wenn die ersten Knoten schon geschnürt sind.«
    »Danke.« Kjell errötete tatsächlich schamhaft.
    Ihr Untrennbaren, was bin ich dumm! Namakan vergaß vorübergehend seinen knurrenden Magen. Deshalb holt sie ihn nachts aus dem Käfig. Er ist der erste Mann außer ihrem Vater, den sie je zu Gesicht bekommen hat. Und Angst vor Ratten scheint sie nicht zu haben, die Glückliche!
    »Wohlan …« Dalarr schnürte sich die Geldbörse vom Gürtel und zählte die Münzen darin. »Aber freut euch nicht zu früh. Das reicht höchstens für Hängematten im Schlafsaal.«
    »O nein.« Ammorna schüttelte energisch den Kopf. »Ich will ein Bett. Ein richtiges Bett. Und etwas zu essen, das in einem Topf zubereitet wurde.«
    »Hurra!«, jubelte Eisarn. »Ein Weib ganz nach meinem Geschmack!«
    »Mir ist neu, dass man bei den Nebelkrähen das Geheimnis des Goldscheißens gelüftet hat«, murrte Dalarr. »Oder hoffst du auf Spenden für eine fromme Pilgerin?«
    »Ich hätte jemandem wie dir mehr Einfallsreichtum zugetraut«, sagte Ammorna nur und stieg flugs die Treppe zum Gasthaus hinauf.
    Ich verstehe das einfach nicht. Namakan nippte an seinem Becher Moosbeerenwein. Er stand auf einem Schemel und sah Ammorna dabei zu, wie sie Runde um Runde in einem Würfelspiel gewann, dessen genaue Regeln ihm ein Mysterium blieben. Er vermutete, dass es das gleiche Spiel war, bei dem Eisarn in Swemmanger seinen Schlüssel an Pustelauge verloren hatte, denn auch über diesen Tisch rollten bunte Würfel. Offenbar konnte man die Würfel einer Farbe, mit der man die gleiche Augenzahl gewürfelt hatte, zu einem Türmchen vor sich aufstapeln, und je höher das Türmchen wurde, umso besser. So weit, so leicht ersichtlich. Zu welchen Gelegenheiten man dann jedoch die Würfel aus einem Türmchen wieder in den Becher geben konnte, wollte Namakan nicht in den Kopf. Ebenso wenig wie der Umstand, wann und wie man seinen Einsatz, der in der Tischmitte zu einem Haufen aus Münzen und Schmuckstücken zusammengeschoben wurde, erhöhen durfte. Was Namakan nach einigen Partien sonst noch offenbar wurde, war der Umstand, dass die Türmchen sinnbildlich für etwas vollkommen anderes standen: Wer eine Runde mit nur zwei gestapelten Würfeln beendete, dem war ein Mückerling gewachsen, während ein Spieler mit fünf gleichen Würfeln einen schönen Riemen vorzuweisen hatte.
    Er wusste nicht, worüber er sich mehr wundern sollte. Über die Gewinne, die Ammorna einheimste, oder dass die schmutzigsten Bemerkungen am

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