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Heldenwinter

Heldenwinter

Titel: Heldenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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verwaschenen Glanz des Metalls hätte zuordnen können. Blaues Skaldat! Der Stoff, aus dem Wasser und Wind sind … In der Vergangenheit war er häufig Zeuge gewesen, wie sein Meister blaues Skaldat einer Legierung beimengte, aus der er anschließend Pflugscharen schmiedete. Wegen des Skaldats glitt solch ein Pflug sehr viel leichter durch einen harten Acker. Aber das waren keine Pflüge. Und bestimmt nichts, was man auf einem Feld einsetzen würde . Die Haken waren auf einen ungefähr unterarmlangen Stiel aufgesetzt, an dem wiederum etwa in der Mitte ein waagerecht aus dem Holz ragender Griff angebracht war. Dass diese Werkzeuge anscheinend paarweise eingesetzt wurden, ließ sich daran erkennen, dass Dalarr je zwei von ihnen zum Transport mit zwei Metallklammern verbunden hatte. Wie kleine Bärenfallen, deren Zacken stumpf waren. Auch die Klammern besaßen den verräterischen blauen Schimmer, und von ihren Enden baumelten kurze Lederriemen. Wozu sind diese Dinger gut?
    Dalarr löste die Klammern an einem der Paare und hob seine beiden Teile an, wobei er die Fäuste um den Griff in der Mitte des Stiels schloss und die Haken von ihm wegwiesen. Namakan begann zu dämmern, wie man die Werkzeuge verwendete. Man kann die Haken an etwas festmachen und sich dann daran hochziehen, wie bei einem Klimmzug.
    »Das sind Soli Notur«, erklärte Dalarr und scherte sich offensichtlich einen feuchten Kehricht darum, dass außer ihm keiner der Anwesenden die Sprache seiner fernen Heimat sprach.
    »Ach so«, merkte Wikowar trocken an. »Klar.«
    Dalarr trat zu einem Faden des Netzes und fuhr mit einem der Haken daran entlang.
    »Er klebt nicht fest«, sagte Namakan verblüfft und zugleich zufrieden, dass er mit seiner Ahnung wohl nicht ganz falsch gelegen hatte.
    »Wir haken uns an einen der Fäden und hangeln uns Stück für Stück weiter, bis wir drüben sind.« Dalarr klang, als wäre ein solcher Kraftakt das reinste Kinderspiel. »Das Skaldat sorgt dafür, dass wir nicht als Spinnenfutter enden.«
    »Dazu sind meine Arme niemals stark genug«, wandte Namakan ein.
    Dalarr ging zurück zu seinem Rucksack und deutete mit dem Haken auf das, was Namakan eben noch für Klammern gehalten hatte. »Du wirst dich nicht nur auf deine Arme verlassen müssen, du zauderndes Waschweib. Wir schnallen uns diese Kufen unter die Sohlen. Sie werden uns helfen, Halt zu finden. Komm her.«
    Namakan trottete an die Seite seines Meisters.
    »Nimm den Fuß hoch.«
    Während Dalarr sanft, aber bestimmt die Lederriemen um den Fuß seines Schülers band und anzurrte, drängte sich Namakan eine Frage auf, die ihn seine Furcht vor der Narbe fast vergessen ließ. »Woher hast du diese Sachen, Meister?«
    »Wenn man so lange lebt wie ich, häuft man allerlei nützliche und nutzlose Dinge an, mein Junge.« Dalarr drückte Namakans Fuß auf die Erde. Die Kufe drückte sich schmerzhaft in seine Sohle, aber es war auszuhalten. Dalarr tätschelte seinen anderen Fuß. »So, weiter geht’s. Stütz dich auf meine Schulter. Ja, gut so. Ich würde gern damit prahlen, ich hätte diese Soli Notur geschmiedet, aber ich neige nicht dazu, mich mit fremden Federn zu schmücken. Ich habe sie jemandem abgenommen.«
    »Abgenommen?«, krächzte Wikowar. »Bin ich unter Diebe geraten?«
    »Und das von einem Händler«, murmelte Dalarr. »Nein, bist du nicht. Ich habe sie zwei Mördern abgenommen. Zwei wahnsinnigen Mördern, die in der Zeit vor der Breitbrücke einen Weg suchten, um auf den Almen Jagd auf Halblinge zu machen. Heute glauben die Menschen, es würde Glück bringen, sich etwas ins Haus zu hängen, das einer aus dem Talvolk gemacht hat. Damals glaubten sie, man hätte noch viel mehr Glück, wenn man sich den Schädel eines kleinen Menschen übers Bett hängt.«
    »Vor der Breitbrücke?« Wikowar lachte auf. »Kowal Dalarr, du bist ein Geschichtenerzähler. Vor der Breitbrücke warst du doch nicht mehr als ein Jucken im Sack eines deiner Urahnen.«
    Dalarr schenkte dem Händler einen düsteren Blick. »Fertig«, verkündete er dann und ließ Namakans Fuß los.
    Namakan setzte sich, um seine Sohlen zu entlasten, und schaute dabei zu, wie Dalarr anfing, das zweite Paar Kufen an seinen Stiefeln festzumachen.
    »Äh …« Wikowar streifte die Trageriemen seiner Kiepe ab und schlich auf Dalarrs Rucksack zu. »Ist da zufällig noch ein Paar von diesen Soli-dingsbumsen drin? Ich sehe nämlich bisher nur zwei.«
    »Finger weg von meinem Rucksack, wenn dir deine Finger lieb

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