Heldenzorn: Roman (German Edition)
dabei kaum zu bewegen, stellte er fest, dass ihre Haut noch besser schmeckte, als sie duftete.
»Du hast noch mehr Hautbilder, oder?«
Er nickte.
»Wo?«
»Auf der Brust.«
»Ah.« Sie griff nach dem Kragen seiner Tunika, zog den Stoff nach unten und stellte sich auf die Zehenspitzen, um seine Haut zu begutachten. »Kreise. Du bist ein Schamane.«
Teriasch stutzte und wollte fragen, woher sie das wusste.
Carda hinderte ihn daran, indem sie an Nescas Seite trat, sie sanft ein Stück von ihm wegschob und ihr die Kapuze wieder hochschlug. »Vergesst bitte nicht, wo Ihr seid, Hoheit. Wir sollten gehen. Wir sind schon zu lange hier.«
»Lasst Euch durch uns ja nicht aufhalten«, sagte Rukabo eilfertig und mit einer neuerlichen Verbeugung. »Womit ich auf keinen Fall sagen will, dass mir Eure strahlende Gegenwart nicht die Seele streichelt, Euer Hoheit.«
»Was macht ihr hier?«, fragte Teriasch.
Rukabo knuffte ihn gegen das Knie. »Nichts, was zwei jämmerliche Gestalten wie uns auch nur im Entferntesten etwas angeht. Was fällt dir ein, dich in die Angelegenheiten deiner Oberen einmischen zu wollen?«
Carda nickte in spöttischer Anerkennung. »So viel Weisheit hätte ich einem räudigen Dieb gar nicht zugetraut.« Dann wandte sie sich an ihre Schutzbefohlene und deutete auf die Mündung der Gasse. »Lasst uns doch bitte aufbrechen, Hoheit, ja?«
»Noch nicht.« Teriasch stellte sich ihnen in den Weg. »Ich muss erst noch etwas von dir wissen.«
Nesca machte erst ein überraschtes Gesicht, ehe sie erneut lächelte. Carda hingegen hatte in Windeseile einen Dolch mit einer blutroten, geflammten Skaldatklinge gezückt, den sie auf Teriasch richtete. »Mach Platz, Junge!«
»Er meint es nicht so, er meint es nicht so«, jammerte Rukabo, der bleich wie ein Schluck Milch war.
Nesca legte eine Hand auf Cardas Arm. »Was willst du mich fragen?«
»In der Arena, als du uns gegen den Krebskrieger kämpfen gesehen hast …« Teriasch versuchte sein Bestes, nicht darauf zu achten, wie spitz und scharf Cardas Dolch war. »Silicis wollte, dass wir sterben, als die Feles nicht das taten, was sie sollten, und statt uns den Krebskrieger gefressen haben. Du warst es, die das verhindert hat, oder?«
»Das ist nicht dein Ernst«, ächzte Rukabo. »Deswegen hältst du die edle Dame auf? Damit du mir gegenüber im Recht sein kannst? Ich fasse es nicht.«
Nesca sah Teriasch nachdenklich an. »Ich habe ihm nur einen Rat gegeben, mehr nicht. Dass es sich nicht schickt, Mut mit dem Tod zu belohnen.«
Teriasch erwiderte ihren langen Blick tapfer. »Danke.« Er machte den Weg für Nesca und ihre Begleiterin frei.
»Seid Ihr Euch wirklich ganz sicher, dass es so gewesen ist, Hoheit?« Rukabo, der die Vorstellung, sich geirrt zu haben, nun offenkundig doch nicht ertragen konnte, wuselte hinter den beiden Frauen her. Er zupfte an Cardas Mantel. »Ganz sicher? Ganz, ganz sicher?«
»Bei allen Göttern!« Carda fuhr zu ihm herum, packte ihn am Kragen und drückte ihn gegen die Außenwand des Rauchhauses. Die Münzen in der Börse um seinen Hals klimperten laut genug, um seinen erschrockenen Schrei zu übertönen. Carda hob die Augenbrauen. »Oh, du hast also bereits irgendwo Beute gemacht? Wie schön!«
Rukabo riss die Augen auf, als Cardas Dolch quer über seine Brust zuckte. Die Scharlachrote Rose fing das herunterfallende Ledersäckchen noch in der gleichen Bewegung auf, wog es kurz in der Hand und steckte es schließlich in ihren Mantel. »Freu dich, Halbling«, sagte sie gut gelaunt. »Dank dir werden heute viele Bettler nicht hungern müssen.« Sie ließ Rukabo los, der schlau genug war, sich nicht mehr zu rühren, und schritt zurück an Nescas Seite. »Wir wären dann so weit.«
Nesca stand bereits halb im hellen Licht der Straße, als sie sich noch einmal zu Teriasch umdrehte. »Ich bereue den Rat nicht, den ich Silicis gegeben habe. Nicht im Mindesten.« Dann verbarg sie das Gesicht hinter ihrem Tuch, wandte sich ab und mischte sich unter eine Gruppe vorbeiziehender Menschen, die auf der Suche nach körperlichen Genüssen waren.
Teriasch hatte Rukabo noch nie derart schweigsam erlebt wie auf dem Rückweg zur Arena. Der Halbling beschwerte sich nicht einmal darüber, dass ihm sein immenser Gewinn aus den Verhandlungen mit Kaupodor, dem Geschmeidehändler, entrissen worden war. Er stapfte einfach nur vor sich hin, die Arme vor der Brust verschränkt. Teriasch ließ ihn schmollen und nutzte die Gelegenheit, Kalvakorums
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