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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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Lieutenant«, sagte er. »Ich glaube, eine Operation wird nicht nötig sein.«
    »Gut. Vielleicht möchtest du zu einem kleinen Imbiss
    mitkommen?«
    »Ich denke, ich könnte mit knapper Not die Hand zum Mund führen«, sagte er lächelnd. »Es war sowieso Lieutenant
    Forresters Schuld. Er hat sich in meine Schussbahn geworfen, und sein Knie geriet damit in den Weg meines Ellbogens.«
    Esmay versuchte, daraus schlau zu werden – in einem Vario-G-Spiel konnte sich ein Satz in einen ungeplanten Sturz
    verwandeln und zu einem Rückprall in Flugposition führen –, und gab auf.
    Während sie aßen, sprach sie zum ersten Mal über seine
    Familie. »Ich habe auf demselben Schiff gedient wie Heris Serrano, als ich noch Ensign war. Sie war ein guter Offizier; ich habe sie verehrt. Als sie diese Schwierigkeiten bekam, war ich so wütend … Und ich wusste nicht, wie ich helfen sollte, falls es überhaupt möglich war. Das war es nicht, wie sich
    herausstellte.«
    »Ich bin ihr nur einmal begegnet«, erzählte er. »Meine
    Großmutter hatte mir von ihr erzählt. Natürlich nicht alles, nur das, was legal war. Sie schickte mich mit einer Nachricht los; sie wollte nur Familienmitglieder als Kuriere einsetzen. Wir 318
    waren nicht sicher, wer von uns Heris auffinden würde, und ich hatte das Glück.« Bei seinem Tonfall wusste Esmay nicht recht, ob er es wirklich für einen Glücksfall hielt.
    »Hast du sie nicht gemocht?«
    »Gemocht!« Auch diesen Ton konnte sie nicht recht deuten.
    Dann fuhr er weniger explosiv fort: »Es ist keine Frage des Mögens. Es ist… Ich bin an Serranos gewöhnt; ich bin selbst einer. Wir haben leicht diese Wirkung auf andere Menschen.
    Stets beschuldigt man uns der Arroganz, selbst wenn es nicht zutrifft. Aber sie … ähnelte eher Großmutter als
    irgendjemandem sonst.« Jetzt lächelte er. »Sie hat mir ein Abendessen ausgegeben. Sie war stinksauer, als ich auftauchte, und dann gab sie mir ein echt teures Abendessen aus, und …
    Naja, jeder weiß, was sie bei Xavier geleistet hat.«
    »Aber letztlich bist du ihr Freund geworden?«
    »Ich bezweifle es.« Er blickte auf seinen Teller. »Ich bezweifle, dass sie heute noch für irgendeinen Serrano
    Freundschaft empfindet, obwohl ich gehört habe, dass sie wieder mit ihren Eltern spricht.«
    »Das hatte sie nicht mehr?«
    »Nein. Das ist alles richtig verwickelt… Laut Großmutter hatte sie Hilfe von der Familie erwartet, als Lepescu sie bedrohte, und es geschah nicht; und dann resignierte sie. Danach wies Großmutter alle an, sie in Ruhe zu lassen.«
    »Aber ich dachte, sie wäre damals nur auf einem Undercover-Einsatz gewesen.«
    »Das auch, aber ich weiß nicht, wann … oder was überhaupt vorging. Großmutter sagt, das ginge mich nichts an, und ich 319
    sollte da nicht meine Nase hineinstecken und lieber den Mund halten.«
    Esmay konnte sich das vorstellen und wunderte sich, warum er dieses Verbot auch nur so weit übertrat wie jetzt gerade. Sie unterlag eigenen Verboten, die zu brechen sie nicht vorhatte, nur weil sie einen neuen Freund gefunden hatte.
    »Ich habe sie natürlich nach Xavier getroffen, aber nur kurz«, sagte Esmay. In den dunklen Zeiten vor dem Prozess, als sie noch überzeugt gewesen war, aus der Flotte geworfen zu
    werden, hatte ihr die Erinnerung an den Respekt in diesen dunklen Augen Kraft gegeben. Gern hätte sie sich diesen Blick häufiger verdient. »Es hieß, es gäbe rechtliche Gründe, uns zu trennen.« Dann wechselte sie zu einem weniger gefährlichen Thema.
    Ein paar Tage später fragte Barin sie nach Altiplano, und sie erlebte sich dabei, wie sie ihm die welligen Grasebenen
    schilderte, die Berghänge, die Estancia ihrer Familie, die alte, aus Steinen erbaute Stadt, sogar das Buntglas, das sie als Kind so fasziniert hatte.
    »Wer vertritt euch im Rat?«, fragte Barin.
    »Niemand. Wir sind nicht direkt vertreten.«
    »Warum nicht?«
    »Der Gründer ist gestorben. Die Familie, der wir gedient haben. Angeblich ist die halbe Miliz zusammen mit der Familie umgekommen. Manche sagen etwas anderes; sie behaupten,
    Altiplano hätte auf Grund einer Meuterei keinen Sitz im Rat.«
    »Was sagt deine Großmutter dazu?«
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    »Meine Großmutter?« Warum sollte sie den Worten ihrer Großmutter irgendein Gewicht beimessen … Oh, natürlich, weil seine Großmutter Admiral Serrano war! »Papa Stefan sagt, es wäre eine alberne Lüge, Altiplano sollte einen Sitz haben oder vielleicht sogar vier.« Als sie sein Gesicht sah,

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