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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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erklärte sie:
    »Altiplano ist anders als die Flotte … Obwohl wir auch eine Militärgesellschaft sind. Männer und Frauen tun normalerweise nicht die gleichen Dinge … Nicht als Lebensaufgabe jedenfalls.
    Die meisten Militärs und sämtliche führenden Kommandeure sind Männer. Frauen leiten die Estancias und die meisten staatlichen Dienststellen, die nicht direkt mit dem Militär zu tun haben.«
    »Das ist seltsam«, fand Barin. »Warum?«
    Es war ihr zuwider, darüber nachzudenken, geschweige denn, darüber zu reden. »Eine alte Geschichte«, sagte sie wegwerfend.
    »Und es betrifft sowieso nur Altiplano.«
    »Bist du deshalb weggegangen? Dein Vater war – ein Sektorbefehlshaber, hast du gesagt? Und du selbst konntest nicht zum Militär gehen?«
    Jetzt schwitzte sie; sie spürte das Prickeln im Genick. »Nicht ganz. Sieh mal – ich möchte nicht darüber reden.«
    Er breitete die Hände aus. »Fein – ich habe nie gefragt, du hast dich nie aufgeregt und wir können einfach wieder über meine Verwandten reden, falls das okay ist.«
    Sie nickte und stieß die Gabel in Speisen, die sie kaum sah, während Barin eine Geschichte von seinem Cousin Esser
    erzählte, der sich in langen Ferien als konstant widerlich erwiesen hatte. Sie wusste nicht, ob es stimmte; sie wusste, dass es darauf gar nicht ankam. Er war einfach höflich.
321
    In dieser Nacht meldeten sich die Albträume zurück, und das so schlimm, wie sie es nur je erlebt hatte. Sie erwachte aus der Schlacht auf der Despite und schnappte nach Luft, nur um sich im Körper dieses erschrockenen Kindes wiederzufinden, das den Angreifer einfach nicht abwehren konnte … Und von
    diesem Punkt an erlebte sie die schlimmsten Zeiten im
    Krankenhaus noch einmal. Ein Traum nach dem anderen, ganz Feuer und Rauch und Schmerz und Stimmen, die ihr erzählten, alles wäre in Ordnung, selbst während sie brannte und sich in Schmerzen wand. Endlich gab sie den Versuch auf
    weiterzuschlafen und schaltete das Kabinenlicht ein. Das musste aufhören! Sie musste es aufhalten! Sie musste irgendwie wieder zu Sinnen kommen.
    Das Naheliegende bot sich an, aber sie verwarf den Gedanken sofort. Sie hatte schon genug dunkle Flecken in der Dienstakte, wenn man an den Untersuchungsausschuss dachte und das
    Kriegsgericht und dann diesen lächerlichen Orden von Altiplano
    … Jetzt noch eine Psychonotiz in der Akte, und sie würde nie mehr erreichen, was sie wollte.
    Und was war das? Diese Frage hatte sich ihr noch nie so klar gestellt, und in dieser tristen Nacht stellte sie sich ihr ganz. Sie wünschte sich … vor einer Weile hätte sie noch Sicherheit gesagt. Die Sicherheit vor ihrer Vergangenheit, wie sie ihr die Flotte geben konnte. Aber der Mann war tot und die Lüge
    offenkundig… In dieser Hinsicht war sie also in Sicherheit. Was wollte sie wirklich?
    Fragmente blitzten auf, kurz und hell wie die Fetzen einer traumatischen Erinnerung. Der Augenblick auf der Brücke der Despite, als sie den Befehl erteilte, nach Xavier zurückzukehren
    … Der Augenblick, als sie den Feuerbefehl erteilte und der 322
    große feindliche Kreuzer zerplatzte. Der Respekt, den sie während des Vortrages in den Gesichtern erblickte, als sogar die Admirals – unwillkürlich sogar der Captain – die Art
    bewunderten, wie sie das Material präsentierte. Sogar die Bewunderung der Subalternen, auch wenn sie sich beinahe dafür verabscheute, dass sie sie genoss. Die Freundschaften, die sie allmählich aufbaute, zerbrechlich wie junge Pflanzen im
    Frühling.
    Das war es, was sie wollte: diese Augenblicke und noch mehr davon. Selbst in der Verantwortung stehen und dabei das
    Richtige tun. Die Talente nutzen, die sie schon bewiesen hatte.
    Anerkennung durch ihresgleichen; Freundschaften. Das Leben selbst.
    Die kritische Seite ihres Verstandes wies scharf darauf hin, das sie als Technikspezialisten kaum damit rechnen konnte, viele solche Augenblicke zu erleben, es sei denn, sie machte es sich zur Gewohnheit, auf Schiffen mit verräterischen oder inkompetenten Kommandanten zu dienen. Sie war in
    technischen Dingen weniger gut als andere; sie studierte fleißig, sie erwarb sich Kompetenz … aber nicht Brillanz.
    Du bist zu hart zu dir selbst. Sie war nicht hart genug zu sich selbst. Das Leben konnte immer noch härter sein; es war
    notwendig, ihm darin zuvorzukommen. Du schließt in dir ein, was du sein könntest. Was dachte er denn, dieser Ensign Serrano, was sie sein könnte? Er war nur ein Junge … Ein

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