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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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einen Ruck … Ihre Hand stieß an eine rote Verbindungsstelle, und sie packte zu. Der Arm riss an der Schulter, und sie rotierte Schwindel erregend und verfluchte sich selbst, weil sie vergessen hatte, langsam zu machen. Als sie sich wieder in die richtige Position manövriert hatte, sah sie, dass jemand das Helmvisier zu ihr umgedreht hatte; sie konnte sich vorstellen, was die Leute jetzt dachten. Ein weiterer blöder Lieutenant lernte wieder mal, was Massenträgheit bedeutete. Sie hätte sich gern entschuldigt, aber sie sollten die Helmfunkgeräte nicht benutzen, solange kein echter Notfall vorlag.
    Esmay war jetzt auf der gegenüberliegenden Seite des
    Rumpfbruchs und ein Stück näher am Bug. In dieser Position hatte sie einen besseren Blick ins Loch – oder die Scheinwerfer hatten eine günstigere Position gefunden. Sie zwang sich, einen Blick ins Innere zu werfen … konnte jedoch keine Leichen sehen. Das Chaos dort wirkte gänzlich mechanisch, wie
    zertretenes Kinderspielzeug. Verdreht, gebrochen,
    zertrümmert… all die Worte für Zerstörung, die sie kannte.
    Langsam gewann sie einen Überblick, während sie alles weiter aufnahm. Die vordere Wölbung resultierte daraus, dass sich dort einige Rumpfbauteile gelöst hatten –wie ein altmodischer 352
    Fassreifen waren sie unter einer Erschütterung auseinander geplatzt, und der zertrümmerte Träger hatte sie begleitet.
    Pitak wollte bestimmt wissen, wie weit die Wölbung
    bugwärts reichte. Man konnte sie von der Koskiusko aus kartographieren, falls sonst niemand den Nähenscanner benutzte
    … Aber jemand würde das tun. Esmay betrachtete die Wölbung und wünschte sich, sie könnte den Major fragen. Falls es ihr gelang, mit dem Recorder die andere Seite der Ausbuchtung zu erreichen … allerdings gab es dort keine Gerüstleine. Sie überlegte, ob sie den fürs Gerüst zuständigen Chief bitten sollte, eine für sie auszulegen, entschied sich aber dagegen. Seine Leute waren viel zu beschäftigt, um einem neugierigen
    Lieutenant einen Gefallen zu tun. Nein, sie zog die Leine entweder selbst, oder sie ließ es. Letztgenanntes klang nicht nach einer guten Entscheidung. Esmay trug vier Zusatzleinen zusammengerollt am eigenen Raumanzug, wie die Mitglieder der Gerüstmannschaft … und so brauchte sie nur noch die
    Haken anzubringen.
    Den großen Videoscanner ließ sie zurück, ohne sich selbst den Grund einzugestehen. Sie hatte nicht vor, den Halt zu verlieren und davonzuschweben; es war einfach vernünftig, den Videoscanner dort zu lassen, wo man ihn leicht fand. Das in den Helm eingebaute Gerät war für diesen kurzen Ausflug gut
    genug. Sie klemmte das Ende einer ihrer langen Leinen an den Zehn-Meter-Sicherheitsring und rückte dann zentimeterweise an der Gerüstleine auf den Rumpf zu. Die kurze Sicherungsleine glitt dabei mit ihrem Ring an der Gerüstleine entlang. Die Gerüstleine war mit doppeltem Bolzen und Plattenflick
    verankert. Esmay führte ihre lange Zusatzleine durch den dort 353
    montierten Ring, was länger dauerte, als sie einfach
    anzuklemmen, aber sicherer war.
    Sie stemmte einen Stiefel auf den Schiffsrumpf und testete die Vorrichtung. Nichts. Sie hatte wirklich gehofft, die interne künstliche Schwerkraft der Wraith würde ihr etwas Halt geben, aber vielleicht funktionierte sie gar nicht mehr. Esmay konnte Magnetflicken an ihre Stiefel drücken oder einfach
    weitermachen wie bisher… Einfacher war es, wenn sie so
    weitermachte; die Magnetflicken konnte sie immer noch
    benutzen, wenn sie nicht mehr vorankam.
    Sie fischte einen Magnetflicken mit der rechten Hand aus dem Werkzeuggürtel, steckte ihn am Ende des Mittelfingers auf den Handschuh und stieß sich mit der Linken ganz leicht ab.
    Langsam glitt sie zum Ende ihrer Sicherungsleine hinüber.
    Vorsichtig streckte sie die Hand aus und berührte den
    Schiffsrumpf mit dem Magnetflicken; er heftete sich dort an, ganz wie er sollte. Jetzt konnte sie auch einen Stift an den Flicken heften … hoffte sie jedenfalls. Sie ließ die rechte Hand am Magnetflicken und tastete nach einem Stift. Da war er. Als sie langsam die Hand ausstreckte, zupfte die Sicherungsleine sie an der Taille. Sie hatte sich eindeutig so weit vorgewagt, wie sie es mit der Sicherungsleine nur konnte. Es gelang ihr, den Stift mit seiner eigenen Schnellschaltung an den Magnetflicken zu heften. Dann öffnete sie einen Verbindungsring, führte dort die lange Leine ein und befestigte den Ring am Loch des Stifts.
    Der nächste

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