Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
Vom Netzwerk:
diesen Begriff kannte, hier relevant war.
    Ventilation? Wie bei einer Sauerstoffzufuhr? Beim Perforieren?
    »Das ist gut. Ich schicke Sie zu den Unterstützungssystemen hinüber, sobald Sie Ihre Sachen beisammen haben. Oh,
    Camajo?« Wieder Schweigen. Vokrais betete zum Herz—
    zerreißer, dass bald jemand so klug sein würde, etwas zu sagen.
389
    Nach zu vielen Herzschlägen gab Hoch ein Husten von sich –
    für Vokrais' Ohren offensichtlich ein gespieltes – und fragte:
    »Ja, Sir?«
    »Ich schätze, Sie sind immer noch ein bisschen benommen; man hat mir gesagt, ich sollte Ihnen noch eine Stunde gönnen, aber wir brauchen sofort Hilfe. Camajo, Sie melden sich bei Major Pitak in R&A. Mal sehen … Bradinton?«
    Ab jetzt schalteten die Leute schneller, und jemand sagte fast munter: »Ja, Sir.« Vokrais fragte sich, ob sich die anderen an die Namen auf den Uniformen erinnerten, die sie Toten ausgezogen hatten, oder ob sie einfach aufs Geratewohl antworteten.
    Wahrscheinlich kam es nicht darauf an. Angeblich verfügte man auf den Schiffen der Familias über tolle Möglichkeiten
    herauszufinden, wer wirklich zu den eigenen Leuten gehörte, aber bislang hatte er nichts davon gesehen.
    Schließlich hatten sich alle auf die neuen Namen hin gemeldet – Namen, bei denen sie sich unbehaglich fühlten, auch wenn sie ihnen kein großes Gewicht beimaßen, Namen, hinter denen kein Familienlied mitschwang. Einen Augenblick lang fragte sich Vokrais, ob die Fremden überhaupt Familien hatten
    … und ob diese Familien eigene Lieder hatten … aber das war keine passende Überlegung, während er sich gerade im Bauch eines feindlichen Schiffes aufhielt. Er verbannte diese
    Gedanken, und sie fielen von seinem Verstand herunter wie eine Landratte in rauer See vom Deck eines Drachenschiffs.
    Vielmehr dachte er jetzt an die bevorstehende Schlacht, das heiße Blut der Feinde, das seine Kleidung durchnässen würde, nicht kalt und klamm, sondern diesmal noch dampfend, wie es sich gehörte. Es hatte ihm nichts ausgemacht, einen Toten zu entkleiden und seine blutnasse Uniform überzustreifen … nicht 390
    nach dem Ritual der Blutweihe … aber es war widerlich
    gewesen zu spüren, dass es schon erkaltet war.
    Das Rudel folgte ihm durch das feindliche Schiff; er spürte die Erheiterung seiner Leute, obwohl seine eigene unmittelbar unter der Oberfläche sprudelte. Der Feind … eher Beute als Feind, wie Schafe, die einen Wolf unter die eigene Herde führten, in der irrigen Annahme, es handelte sich um einen Schäferhund. Schon während er einen Stapel
    zusammengefalteter Kleidungsstücke entgegennahm, war er
    überzeugt, dass sein Rudel dieses Schiff nackt und mit nichts weiter als Blutdurst hätte erobern können. Stattdessen … zog er sich rasch an, wobei er sorgfältig darauf achtete, niemandem in die Augen zu blicken. Er hatte schon früher Familias-Kleidung getragen, in seinen Jahren als Spion … Der weiche Stoff und die schräg gesetzten Verschlüsse fühlten sich fast so vertraut an wie seine eigene Kleidung.
    Das galt nicht für das Fehlen von Waffen. Er vermisste den vertrauten Druck von Nadler und Stunner, Schlagstock und Bauchstecher. Truppen der Familias trugen Waffen nur im
    Gefecht… und DSRs kämpften nicht.
    Der hilfreiche Feind hatte ihnen geholfen, die ersten beiden Phasen ihres Plans zu überspringen, und bot ihnen die Chance, sich im Schiff zu verteilen. Mit ein bisschen Glück – und die Götter schienen sie eindeutig mit Glück zu überhäufen – würde niemandem von der Wraith auffallen, dass die Männer in den Uniformen ihrer Schiffskameraden gar keine Schiffskameraden waren.
    Vokrais folgte der Route, die auf dem handflächengroßen
    Mapcom skizziert war, und war überzeugt, dass er mit allem fertig wurde, was ihn am Zielort erwartete.
391
    »Nein, ich denke nicht daran, jemanden von der Wraith wieder hinüberzuschicken … nicht, nachdem sie ungefähr eine Woche lang durch Schlafgas bewusstlos waren. Ihre Räder
    werden noch weitere zwei Schichten lang nicht ganz ineinander greifen, und wir wollen doch keine Unfälle provozieren.«
    Vokrais bekam das Ende davon mit und fragte sich, ob es
    irgendwas nutzen würde, geistige Störungen vorzutäuschen.
    Wahrscheinlich nicht. Sie schickten ihn dann vielleicht zurück auf die Krankenstation, wo er wieder ohne Hose im Bett landen konnte. Besser machte er einen diensteifrigen, aber leicht verwirrten Eindruck – die Verwirrung wenigstens war ehrlich genug.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher