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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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Schlafgas verpasst, und womöglich war er immer noch ein bisschen benebelt. Irgendwas stimmte da nicht ganz …
    »Petty-light«, sagte sie. Er stoppte mitten in einem Schritt und drehte sich ruckhaft um. Irgendwas stimmte hier überhaupt nicht. Sein Blick war nicht der eines Menschen, den
    Medikamente benebelt machten … Seine Augen verbreiteten ein helles Glimmen, halb versteckt unter gesenkten Lidern.
    »Ja … Lieutenant?«
    Sie konnte nicht klar umreißen, was hier im Argen lag … Es war nichts so Eindeutiges wie mangelnder Respekt, den sie oft genug erlebt hatte. Respekt und Respektlosigkeit traten in einer Beziehung auf, in einer Verbindung. Hier empfand sie
    überhaupt keine Verbindung, als gehörte Petty-light Camajo gar nicht der Flotte an, sondern wäre Zivilist.
    »Wenn Sie Major Pitak sehen, sagen Sie ihr, dass die Produktions-Simulationen von der Abteilung Spezialstoffe eingetroffen sind.«
    »Die Simulationen sind eingetroffen … ja … M … Sir.«
    Camajo wandte sich ab; er bewegte sich entschiedener als jemand unter den Nachwirkungen von Schlafgas und war schon weg, ehe Esmay noch etwas sagen konnte. Ja… M… Sir? Was hatte er eigentlich sagen wollen?
    Ihr war unbehaglich zumute. Hatte die Wraith Verräter in der Besatzung? War sie deshalb so stark beschädigt? Warum war 395
    Camajo lebendig und unverletzt, nachdem ihn ein solcher
    Rumpfbruch vom Rest des Schiffes getrennt hatte?
    Das war ja lächerlich! Auf der Despite war ihr gar nichts aufgefallen, hatte sie keinen der Verräter als solchen erkannt.
    Sie hatte damals nicht dieses Unbehagen verspürt. Vielleicht hatte die Erfahrung bei ihr zu Verfolgungswahn geführt, zur Bereitschaft, jede Diskrepanz als bedrohlich zu deuten. Camajo hatte einfach Glück gehabt, das war alles, und jetzt war er desorientiert, bewegte sich ohne die Gesellschaft vertrauter Kameraden auf einem fremden Schiff.
    Das ging nicht auf. Die Verluste auf der Despite, ob nun aus den Reihen der Verräter oder der Loyalen … keiner wäre über die altbekannten Grußformeln und Ehrenbezeugungen der Flotte gestolpert. Mit Blut im Mund und im Sterben hatte Chief Major Barscott Esmay mit »Ja, Sir« geantwortet. Wie viele
    Überlebende dieser vorderen Sektionen hatten eigentlich Glück gehabt? Wie viel Glück? Und war es Glück gewesen?
    Camajos Augen … sein Blick … erinnerte sie an die Soldaten ihres Vaters. Die Augen eines Bodenkämpfers … des Soldaten einer Kommandoeinheit… schweifend, abschätzend, auf der
    Suche nach Schwächen einer Stellung, bewegt von der
    Überlegung, wie sie einzunehmen war … Was einzunehmen?
    Esmay schalt sich selbst aus und schaltete zum nächsten
    Bildschirmdisplay weiter, aber ihre Gedanken schweiften
    trotzdem wieder ab. Im Bürgerkrieg – so nannte sie es jetzt selbst, obwohl es für ihre Familie weiter der Califer-Aufstand blieb – hatten beide Seiten versucht, die Verteidigungs-stellungen der jeweils anderen Seite mit Truppen zu infiltrieren, die gestohlene Uniformen trugen und gestohlene IDs benutzten.
    Es hatte ein paar Mal funktioniert, obwohl beide Seiten von 396
    vornherein wussten, dass so etwas möglich war. Esmay hatte allerdings noch nie gehört, dass dergleichen bei der Flotte passiert wäre. Schiffe wurden nicht von Einzelpersonen
    infiltriert… sie wurden von anderen Schiffen angegriffen. Ganz selten hatte man in der Geschichte der Flotte Versuche von Enteraktionen vermeldet; Gefechtszonen waren einfach zu
    gefährlich für Weltraumspaziergänge. Piraten enterten gelegentlich einzelne Handelsschiffe … aber sie waren kein Militär.
    Voraussetzung war … ein einzelnes, schwer beschädigtes
    Flottenschiff, das die Bewegung von Einzelpersonen in
    Raumanzügen nicht mehr orten konnte … war auch ein Rumpfbruch, der ihnen Zutritt ermöglichte … eine Möglichkeit, an die richtigen Uniformen zu gelangen … Nein. Jetzt wurde sie
    albern.
    Major Pitak trat ein, während Esmay nach wie vor mit sich selbst rang. »Dieser Camajo von der Wraith muss immer noch halb benebelt sein«, fand Pitak und packte ein halbes Dutzend Würfel auf Esmays Schreibtisch. »Ich konnte ihm nicht
    entlocken, welche Simulationen eingetroffen sind … habe ihn hinunter nach E-12 geschickt; dort können sie ihn wenigstens als Boten einsetzen. Dabei kann er nicht viel falsch machen.«
    Esmay verlor ihren Streit mit der Umsicht. »Major, ich habe mir Gedanken über ein mögliches Sicherheitsproblem
    gemacht…«
    »Sicherheitsproblem! Wovon reden

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