Heldin wider Willen
anderen alles über langsame und schnelle Ports, als hätte er es schon immer gewusst. Dann schaltete er aufs offene Display um, und die Schiffsgraphik leuchtete vor ihren Augen.
»Wir brauchen eine Sonde mit höheren Zugriffsrechten, um alles zu finden, was wir brauchen«, sagte er. »Deshalb müssen wir jemanden von der Schiffssicherheit töten – mit vielen Streifen – und seinen Zugang benutzen.« Er zeigte ihnen die Brücke, die sekundäre Kommandozentrale zwischen den beiden Überlichttriebwerken, die medizinischen Decks und die
Sicherheitsbüros in T-5. »Die von der Sicherheit werden Waffen haben – selbst diese Schafe müssen manchmal Amok laufen –, und falls wir ihr Sicherheitspersonal ausschalten, haben wir jeden Widerstand eliminiert.« Alle, die zählten, alle, die sich auf 423
irgendeine organisierte Form des Kampfes verstanden. »In der medizinischen Abteilung werden sie noch mehr von diesem
Schlafgas und dem Gegenmittel haben …«
»Auge um Auge«, murmelte Hoch lächelnd. Eine Tradition
der Bluthorde war es, Kränkungen so präzise wie möglich
heimzuzahlen, ehe es zum abschließenden Blutvergießen kam.
Das laute Blöken irgendeines Alarms veranlasste sie alle, die Köpfe zu drehen. Dann ertönte die gedämpfte Stimme, die
vermutlich eine Durchsage machte. Hoch steckte seinen
Datenstab wieder in den Port, wobei er diesmal das schnellere Display wählte, das nur der Benutzer selbst zu sehen bekam.
»Sie sind uns auf die Schliche gekommen«, sagte er einen Augenblick später. »Sie trommeln alle zu Ausweiskontrollen zusammen, in großem Maßstab … was immer das zu bedeuten
hat.« Vokrais war beeindruckt. Nach der anfänglichen
Nachlässigkeit hatte er erwartet, hier tagelang umherspazieren zu können, ehe man sie entdeckte. Aber so war es besser. Er grinste sein Rudel an.
»Sie wissen, dass etwas nicht stimmt, aber sie wissen nicht, wo wir stecken. Sie werden eine Zeit lang brauchen, um die Kontrollen durchzuführen und neue ID-Anstecker zu verteilen.
Wahrscheinlich Stunden. So lange wissen sie nicht mal, wie viele wir sind. Vanter, Pornuk…« Das waren nicht ihre
Flottennamen, sondern die eigenen. »Ihr besorgt uns neue Anstecker. Versteckt die Leichen an Stellen, wo es einige Zeit dauert, bis man sie findet. Nehmt auch die Datenstäbe an euch.
Falls ihr weitere von unseren Leuten trefft, nehmt sie mit. Hoch, nimm zwei Leute – oder drei, wenn es sein muss – und hole diese Consultingleute; wir müssen erfahren, wo wir die
Selbstvernichtungsanlage finden, und sicherstellen, dass der 424
Captain sie nicht einsetzen kann. Die anderen begleiten mich.
Wir brauchen Waffen, besonders da wir zur Zeit knapp an
Leuten sind.«
»Kommen wir hierher zurück?«
»Nein. Auf diesem Schiff haben sie sogar einen Garten, ob ihr es glaubt oder nicht. Vielleicht mehr als einen; er liegt ganz oben in T-2 auf den Decks 16 und 17. Viele Verstecke und zahlreiche Ein-und Ausgänge. Dort wächst ein großer Baum –
den könnt ihr nicht übersehen –, und es gibt eine Kletterwand.«
»Und falls man uns sieht?«
»Gefangen nehmen oder töten, aber nicht mehr Leute
gefangen nehmen, als ihr unter Kontrolle halten könnt, während ihr in Bewegung seid. Sie wissen jetzt, dass sie in
Schwierigkeiten stecken; wir werden ihnen zeigen, wie sehr.«
Leises Knurren war die Antwort; das gefiel ihnen besser, als butterweiche Flottentechs zu spielen. »Los.«
*
Captain Hakin, der auch ein neues ID-Schild trug, sah so grimmig aus, wie zu erwarten gewesen war, als er sich mit den übrigen Senioroffizieren an Bord traf. Er hatte sie in dem Offizierssalon versammelt, der der Brücke am nächsten lag; hier konnten sich Offiziere, die ihre Freischicht antraten oder zum Dienst kamen, in formloser Umgebung treffen. Jetzt bewachten Sicherheitsleute den Raum und behielten jeden in Sichtweite wachsam im Auge.
425
»Die Besatzungsmitglieder der Wraith, die als Verwundete aus den vorderen Sektionen an Bord gebracht wurden, haben sich nicht zur ID-Prüfung gemeldet«, sagte er. »Wir haben das Videoscan-Material an Kommandant Seska auf der Wraith weitergeschickt, und er ist sicher, dass wenigstens acht dieser Leute nie zu seiner Besatzung gehörten. Er zeigt alle Bilder auch seiner restlichen Mannschaft, um die Fälle zu überprüfen, bei denen er es selbst nicht genau weiß. Wir müssen jedoch jetzt schon davon ausgehen, dass alle fünfundzwanzig Wraith-Leute, die nicht verletzt waren und von Chief Barrahide
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