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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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nicht vorstellen, wie sie einen muskelbepackten Elite-Soldaten der Bluthorde voll kotzt, nur weil jemand vom Arenakampf gesprochen hat.«
    »Du hattest einen Schlag auf den Kopf erhalten, nicht wahr?«
    Er zuckte zusammen, als hätte sie ihm einen Stoß in wunde Rippen versetzt. »Nicht so kräftig.«
    Esmay schluckte aufsteigenden Ärger herunter. Sie hatte es versucht; sie hatte ihm Dinge erzählt, die sie noch nie jemandem erzählt hatte, und er blieb anscheinend entschlossen, in den eigenen Schuldgefühlen stecken zu bleiben.
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    »Ich weiß einfach nicht, ob ich mich dem stellen kann«, sagte Barin fast zu leise, um es durch das leise Surren des Ventilators zu hören.
    »Was stellen?«, fragte Esmay mit scharfer Stimme.
    »Sie … sie möchten, dass ich darüber rede.«
    »Wer?«
    »Die Psychofritzen natürlich. Wie sie es mit dir gemacht haben. Ich … möchte aber nicht darüber reden.«
    »Natürlich nicht«, sagte Esmay. Dabei umging sie einfach seine Annahme, sie hätte eine Therapie gehabt.
    »Wie schlimm ist es eigentlich? Was sagen sie dort?« Eine Pause, ein Schlucken. »Was tragen sie einem in die Dienstakte ein?«
    »Es ist… nicht allzu schlimm.« Esmay tastete sich durch ihre Erinnerungen an die entsprechenden Texte, brachte aber nichts Konkretes hervor. Sie wandte den Blick ab und spürte jetzt deutlich, dass Barin sie ansah. »Du kommst wieder in Ordnung«, sagte sie rasch und ging zur Tür. Barin hob eine Hand, die noch die frischen rosa Streifen von Ersatzhaut zeigte.
    »Lieutenant… bitte!«
    Esmay holte tief Luft, ehe sie sich wieder zu ihm umdrehte.
    »Ja?«
    Seine Augen weiteten sich angesichts dessen, was er in ihrem Gesicht las. »Du … du hast gar nicht mit den Psycholeuten gesprochen, nicht wahr? Niemals?«
    590
    Die Luft, die sie geholt hatte, verschwand irgendwohin; sie bekam jetzt keine mehr. »Ich … ich …« Sie hätte gern gelogen, brachte es aber nicht fertig. Nicht ihm gegenüber und nicht jetzt.
    »Du hast es … einfach versteckt, nicht wahr? Hast dich ganz allein damit herumgeschlagen?«
    Sie zögerte ein paar Sekunden. »Ja. Das musste ich. Es war die einzige Möglichkeit…» Ein tiefer Atemzug. »Und es ist besser geworden … Mir geht es jetzt gut.«
    Barin musterte sie. »Genau wie bei mir.«
    »Nein.« Wieder ein Atemzug. »Ich bin älter. Es ist länger her.
    Ich weiß wirklich, wie du dich fühlst, aber es wird mit der Zeit besser.«
    »Das war es, was die Leute verwirrt hat«, sagte Barin, als redete er mit sich selbst. Dieser Gedankensprung weckte Esmays Aufmerksamkeit.
    »Was meinst du mit verwirrt?«
    »Es waren nicht nur die unterschiedlichen sozialen Bräuche Altiplanos und der Flotte … es war dein Geheimnis. Deshalb waren deine Talente alle eingeschlossen, versteckt … deshalb war eine Schlacht nötig, um sie freizulegen, damit du zeigen konntest, was in dir steckt.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, erwiderte Esmay. Sie
    spürte, wie ihre Gedanken zitterten, als wäre sie auf die bebende Oberfläche eines Sumpfs getreten.
    »Nein … aber … du brauchst ebenso Hilfe wie ich.«
    Panik! Sie spürte, wie ihre Züge zu einer Maske der Ruhe erstarrten. »Nein, das tue ich nicht. Mir geht es jetzt wieder gut.
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    Es ist unter Kontrolle; wie du schon gesagt hast, ich bin einsatzfähig.«
    »Nicht so gut, wie du eigentlich könntest. Ich habe von
    deinen besten Leistungen gehört; Großmutter sagte, die
    Gefechtsanalyse wäre einfach unglaublich …«
    Sie stutzte einen Moment lang. »Deine Großmutter gehörte gar nicht dem Untersuchungsausschuss an.«
    Er wedelte wegwerfend mit der Hand. »Untersuchungsausschüsse dienen dazu, Kommandanten solche Angst zu machen, dass sie Herzanfälle und Magengeschwüre bekommen.
    Was ich von meiner Familie gehört habe, war die Sichtweise der echten Kommandeure, der Leute mit Gefechtserfahrung. «
    Esmay zuckte die Achseln. Dieses Thema war nur ansatzweise weniger ungemütlich für sie als das andere.
    »Und niemand, Großmutter eingeschlossen, konnte verstehen, wie du das geschafft hast… Deine Herkunft gab keinerlei Hinweis, sagte sie.«
    »Mein Vater ist kein schlechter Taktiker«, versetzte Esmay steif und spürte dabei doch, dass die instinktive Verärgerung nicht ganz ehrlich war.
    »Das kann ich mir gut vorstellen. Aber nicht alle Kinder erben das Talent – und wer es tut, zeigt es meist früher. Du hast dich nicht mal für die Kommandolaufbahn entschieden.«
    »Ich habe mich beraten lassen«, wandte

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