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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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eine Zeit lang dauern, bis ein neuer Posten für mich frei wird, und ich könnte dreißig Tage Heimaturlaub plus Reisezeit haben. Ich war nicht mehr zu Hause, seit ich ursprünglich von dort
    weggegangen bin.« Sie war gar nicht so scharf darauf, wusste aber auch kein anderes Ziel, um der Aufmerksamkeit der
    Medien zu entfliehen.
     
    85

Kapitel vier
Altiplano
    Esmay glaubte, sie hätte die Nachrichtenschnüffler zwei
    Haltepunkte vor ihrem Heimatplaneten Altiplano abgehängt. Als sie aus der Ankunftshalle kam und die Haupthalle betrat, blendeten die hellen Lichter sie einen Augenblick lang.
    Natürlich hatten sie sich ausgerechnet, wohin sie unterwegs war.
    Sie presste die Lippen aufeinander und ging weiter. Sie konnten von ihrem Marsch quer durch die Station gern alle Aufnahmen haben, die sie wollten. Vielleicht brachten sie sogar jemanden an Bord des Shuttles, das zum Planeten hinunterging, aber sobald Esmay die Oberfläche betrat, würden sie sich blockiert finden. Wenigstens ein Reiz, den diese verquere Heimkehr zu bieten hatte.
    »Lieutenant Suiza!« Sie brauchte eine ganze Weile und
    mehrere Schritte, bis sie endlich bemerkte, dass einer der Schreie nicht von einem Nachrichtenschnüffler kam, der nach einem Kommentar verlangte, sondern dass es ihr Onkel Berthol war. Sie drehte sich um. Er trug seine Galauniform, und Esmay stöhnte auf, als sie an die spätere Reaktion ihrer
    Flottenkameraden dachte, wenn sie die Nachrichtenbilder
    hiervon sahen. Als er ihren Blick entdeckte, hörte er auf zu winken und nahm Haltung an. Seufzend blieb Esmay stehen, wappnete sich innerlich gegen den erwarteten Ansturm von hinten und salutierte. Als ihr Vater ihr die Nachricht hatte zukommen lassen, dass er sie nicht auf der Station abholen 86
    konnte, hatte sie gedacht, niemand würde heraufkommen … mit Berthol hatte sie jedenfalls nicht gerechnet.
    »Schön, dich zu sehen, Esmaya«, sagte er jetzt und öffnete zwischen ihnen einen Weg, indem er die Nachrichtenschnüffler mit einem Blick bedachte, unter dem sie hastig auswichen.
    »Ebenfalls, Sir«, sagte sie und war sich dabei des forschenden Blicks der Kameras nur zu bewusst.
    »Bei Gottes Zähnen, Esmaya, ich bin doch kein Sir für dich!«
    Aber das Funkeln in seinen Augen verriet, wie sehr er diese Förmlichkeit billigte. Die Sterne auf seinen Schultern glitzerten, als die Kameras bessere Positionen suchten und sich dabei die Balken ihrer Scheinwerfer kreuzten. Esmay hatte der Flotte erzählt, dass ihr Vater einer von vier Regionalkommandeuren war… hatte sie aber nicht an das erinnert, was ohnehin in ihrer Akte stehen musste, dass ihre Onkel Berthol und Gerard zwei weitere waren. »Ich schätze, du bist bei der Flotte doch nicht verhungert. Weißt du, Großmutter ist nach wie vor davon
    überzeugt, dass du dort nichts Erlaubtes zu essen findest …«
    Esmay musste lächeln, obwohl sie wünschte, er hätte das
    nicht zur Sprache gebracht. Großmutter war seine Großmutter, nicht ihre – gut über hundert Jahre alt, und sie übte auf ihre eigene Art nicht weniger Einfluss aus als Papa Stefan. »Mir geht es gut«, sagte sie und wandte sich ab, wobei sie hoffte, Berthol zu überzeugen, er möge sich für die Kameras nicht groß in Positur werfen.
    »Mehr als nur gut, Esmaya.« Er wurde ernst und berührte sie sachte an der Schulter. »Du machst uns stolz. Wir sind so froh, dich zu Hause begrüßen zu können.« Jetzt wandte er sich ab; seine Adjutanten waren, wie ihr jetzt auffiel, überall in der 87
    Menge verstreut und sammelten sich jetzt hinter ihm. Die grellen Lichter zogen sich ungeachtet der lauten Rufe hinter sie zurück. »Wenn wir unten ankommen, feiern wir.«
    Esmay verließ der Mut. Was sie sich wirklich wünschte,
    waren eine ruhige Fahrt hinaus zur Estancia und ein Zimmer, dessen Fenster zum Rosengarten hin offen standen … und eine volle Nacht durchschlafen, eine Nacht, die dem Rhythmus ihres Körpers entsprach.
    »Wir dürfen die Gelegenheit nicht verschenken«, sagte er leiser, während sie schnurstracks an einer Abflugshalle
    vorbeischritten, wo es von Menschen wimmelte, die Esmay
    nicht kannte, die sie aber mit dem sanften Applaus bedachten, an den sie sich so gut erinnerte. Berthol führte sie an Bord des wartenden Shuttles und ins Heckabteil, das seine Adjutanten anschließend absperrten.
    »Was geht vor?«, fragte Esmay. Die Spannung verknotete ihr den Magen; aber eigentlich wollte sie es gar nicht wissen.
    »Was hier vorgeht… Darüber werden wir

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