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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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darüber aufragten. Schon als Kind hatte sie mit all ihrer Vorstellungskraft keine Bedeutung mehr in der undeutlichen Gestalt der Statue erkannt, die in der Nische stand.
    Einmal war sie so unklug gewesen, laut zu sagen, dass sie einem geschmolzenen Klumpen ähnelte. Wiederholt hatte sie das nie, wohl aber oft genug gedacht. Jetzt erblickte sie die Figur mit neuen Augen, und sie sah immer noch wie ein grauer,
    glänzender geschmolzener Klumpen aus, der mehr hoch als breit war. Die rings um seine Basis aufgestellten Kerzenständer waren sauber wie immer, und die kleinen weißen Kerzen lagen seitlich in einer Schachtel bereit.
    Esmays Vater nahm eine, steckte sie in den grünen Glas—
    ständer und zündete sie an. Esmay nahm ebenfalls eine,
    entzündete sie an der Flamme des Vaters und bekam sie in einen Ständer, ohne sich die Finger zu verbrennen. Der Vater sagte nichts, sie ebenfalls nicht; sie standen dort nebeneinander und verfolgten mit, wie sich die Flammen in der Brise schlängelten.
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    Schließlich pflückte ihr Vater eine Nadel von einem der Bäume und legte sie ins Feuer. Blauer Rauch kräuselte sich in die Höhe.
    Esmay fiel noch ein, sich zu bücken und einen Kieselstein aufzuheben, den sie dann in das Wachs ihrer Kerze legte.
    Als sie wieder im Auto saßen, dessen Fenster jetzt offen standen und den gleichmäßigen Wind hereinließen, schwieg ihr Vater immer noch. Esmay lehnte sich zurück und genoss die vielen Schattierungen von Grün und Gold. Die von schmalen Nadelbäumen gesäumte Einfahrt verlief einen Kilometer lang völlig geradlinig. Rechts lagen die Obstplantagen, die jetzt in die Blüte übergingen. Esmay konnte an einigen Ästen noch Knäuel grüner Früchte ausmachen … drüben auf der anderen Seite mussten gerade die ersten Pflaumen reifen. Links breiteten sich die Poloplätze der Familie aus, die in einem Kreuzmuster gemäht waren … jemand ging darauf herum, bückte sich immer wieder, stampfte ausgehackte Rasenstücke wieder fest. Dichter am Haus erstrahlten Blumengärten in einem Tumult von Farben.
    Der Wagen bog zur Hausfront ab und hielt auf einem weiten Schotterplatz, der ausreichte, um eine ganze Reiterschwadron zu inspizieren. In früheren Jahren hatte man ihn dafür auch benutzt.
    Dahinter lag ein breiter Säulengang im Schatten dicker
    Rebenknäuel, die an der Wurzel dick wie Baumstämme waren
    … Dann zwei Stufen hinauf zur breiten Doppeltür… zu Hause.
    Jetzt nicht mehr.
    Nichts hatte sich verändert… Zumindest oberflächlich nicht: Esmays Zimmer mit dem schmalen weißen Bett, den Regalen
    voller alter Bücher, den Würfelständern voller altbekannter Datenwürfel. Ihre Kleider von früher waren fortgeschafft worden, aber als sie oben eintraf, hatte jemand schon ihre Sachen ausgepackt. Sie wusste, ohne fragen zu müssen, was sie 105
    in jeder Schublade fand. Sie zog sich aus und hängte die Uniform ans linke Ende der Kleiderstange: Man würde sie dort wegnehmen, sie reinigen und dann wieder am rechten Ende
    einhängen. Zurzeit hingen am rechten Ende zwei Garnituren, die ihr nicht gehörten – jemandes Vorschlag, was sie zum Familien-dinner tragen sollte. Sie musste zugeben, dass sie bequemer aussahen als alles, was sie auf anderen Planeten gekauft hatte.
    Dann ging es den vertrauten Korridor entlang ins große
    quadratische Bad mit den beiden Duschkabinen und der riesigen Wanne … Im Vergleich zu den Einrichtungen auf Raumschiffen wirkte das alles unmöglich riesig. Aber dieses eine Mal… Sie schob den Türmarker auf »langes Bad« und lächelte vor sich hin. Sie liebte lange heiße Bäder.
    Als sie nach unten kam, bekleidet mit einer langen
    cremefarbenen Hemdbluse über einer weichen, losen braunen Hose, warteten Vater und Stiefmutter schon auf sie. Ihre Stiefmutter, die schon elegant auf die Welt gekommen war, nickte beifällig, was Esmay aus irgendeinem Grund wütend machte. Zweifellos hatte sie diese Hemdbluse ausgesucht und ihr in den Schrank gehängt… Einen Augenblick lang dachte Esmay daran, sie auszuziehen und zu zerreißen – aber RSS-Offiziere benahmen sich nicht so. Und ihre Halbbrüder sahen zu, während noch weitere Leute die Halle betraten. Esmay lächelte die Stiefmutter an und ergriff die ihr gereichte Hand.
    »Willkommen zu Hause, Esmaya«, sagte ihre Stiefmutter.
    »Ich hoffe, das Dinner wird dir gefallen …«
    »Natürlich wird es das«, fiel ihr Vater ein.
    Das Abendessen wurde im privaten Speiseraum aufgetragen, dessen breite Fenster auf

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