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Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition)

Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition)

Titel: Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Kraus
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pädagogische Euphorie auslösten. Die Wirkung seiner Theorie freilich hatte Skinner überschätzt, denn der Einsatz des über Jahre hinweg hochgejubelten Programmierten Unterrichts erzeugte, entgegen den Erwartungen, rasch Langeweile.
    Joachim Fest (1993) beschreibt folgerichtig die Zeit seit dem späten 18. Jahrhundert als eine Epoche, die sich von jeder anderen durch den Glauben unterschied, dass der Mensch die Unvollkommenheit seiner Bedingungen überwinden und die Welt gleichsam neu erschaffen könne. Die Erfahrungen aber, dass die neuen Verhältnisse immer wieder den alten Adam hervorgebracht hätten, seien wirkungslos verhallt. Sie hätten den Glauben nicht aufgehalten, dass der Mensch neu gemacht und zu einem störungsfreien funktionierenden Lebewesen entwickelt werden könne, ameisenhaft geschäftig, von aller Zweideutigkeit befreit und nur dem Gemeinwohl dienend. «Im Grunde ist die Vorstellung des leidenschaftslos agierenden, durch Züchtung und Erziehung abgerichteten Neuen Menschen nur ein anderer Ausdruck des Allmächtigkeitswahns der Epoche», so Joachim Fest, die sich bis weit hinein ins 20. Jahrhundert fortgesetzt habe und ihren parolenhaften Ausdruck in der Losung der russischen Revolution «Der Mensch wird umgebaut» gefunden habe.
    Einmünden könnte dieser Machbarkeitswahn in Aldous Huxleys Horror-Utopie «Brave New World» oder die «Schöne neue Welt». Dort geht alles noch viel schneller und besser. Dort werden die jungen Erdenbürger in einer 34-stöckigen Brut- und Normzentrale mittels Eugenik auf Anpassung getrimmt. Dort weiß man, wie man «Alphas» – vulgo: High Potentials – formt und die Jungen in sechseinhalb Jahren zum Erwachsensein durchschießt. Und dort weiß man, wie man mittels Menschenproduktion am Fließband einen Bienenstaat macht. Schöne neue Welt!
    Diese größenwahnsinnige Vorstellung einer Machbarkeit aller menschlichen Möglichkeiten durch «Bildung» nach vorgegebenen Normen muss endlich überwunden sein, kommt sie doch aus einem Behaviorismus, der seine Erkenntnis aus der Dressur von Kleintieren gewann. Was gut für Ratten ist, soll für Kinder gut sein?
    Peter Sloterdijks boshafter Begriff der «Fötagogik» liegt gar nicht zu weit daneben – nicht weit neben Huxley, auch nicht weit neben so mancher Realität. In Kalifornien gibt es bereits eine Prenatal University. Sie bietet ab der Mitte der Schwangerschaft ein Fötentraining an. Das kommt den Züchtungsvisionen, die Sloterdijk 1999 in seinen «Regeln für den Menschenpark» beschreibt, schon einen Meter näher: «Ob aber die langfristige Entwicklung auch zu einer genetischen Reform der Gattungseigenschaften führen wird – ob eine künftige Anthropotechnologie bis zu einer expliziten Merkmalsplanung vordringt; ob die Menschheit gattungsweit eine Umstellung vom Geburtenfatalismus zur optionalen Geburt und zur pränatalen Selektion wird vollziehen können – dies sind Fragen, in denen sich, wie auch immer verschwommen und nicht geheuer, der evolutionäre Horizont vor uns zu lichten beginnt.» Man sollte in diesem Kontext an Albert Schweitzers Warnung denken. Wer Übermenschen produzieren will, bekommt am Ende Unmenschen. Denn – um Schweitzer fortzusetzen – bei einem Designer-Kind aus der Retorte berühren sich eugenische Vision und eupädagogischer Förderwahn. Kindheit «passiert» dann nicht mehr einfach, sondern sie wird nach Plan durchgezogen.
    Vergessen wird dabei, dass jede Planung nur dann Sinn hat, wenn das Ziel halbwegs konkret und der Nutzen halbwegs kalkulierbar ist. Auf den Förderwahn angewendet, heißt das: Alle Frühförderung ist unnütz, wenn man sich über den Nutzen täuscht. Man kann die Zukunft der Kinder bei aller Versessenheit eben nicht planen und nach Plan umsetzen, denn Zukunft ist das, was «kommt» – oder anders kommt oder gar nicht kommt.
    Hypersensible Traumagläubigkeit
    So wie es Hypochonder und Ökochonder gibt, so gibt es auch Pädochonder. Die Ersten spüren nach dem Motto «Hypochondrie ist die einzige Krankheit, die ich noch nicht hatte» täglich eine oder mehrere Krankheiten in sich, die Zweiten wittern mehrmals wöchentlich Umweltkatastrophen, die Dritten fahnden immer und immer wieder nach Schäden, die Erziehung anstiften könnte. Es soll Eltern geben, die endlos lange Debatten führen, was das Kind denn heute anziehen will, kann, darf – alles andere könnte ja eine autoritäre Entscheidung sein, durch die der kleine Prinz traumatisiert würde.
    Aber abseits

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