Heliosphere 2265 - Band 4: Das Gesicht des Verrats (German Edition)
möchten, und verschwinden Sie aus dem Sol-System. Sie wollen nicht mehr hier sein, wenn der Staub sich legt, glauben Sie mir."
Santana runzelte wütend die Stirn. Wie kam diese Person dazu, ihr etwas Derartiges vorzuschlagen?
"Wenn Sjöberg mit seinem Plan Erfolg hat, ist er nicht nur legitimiert, die Öffentlichkeit wird ihn auch lieben. Was auch immer er tut, Sie haben verloren."
Ein weiteres theatralisches Seufzen.
"Nun hauen Sie schon ab, Santana. Und wenn Sie es tun, vergessen Sie niemals: Ich habe Ihnen und Ihren Offizieren gerade das Leben gerettet. Sie schulden mir etwas. In Kürze melde ich mich, um einen Gefallen zu erbitten, den Sie mir hoffentlich nicht abschlagen werden. Viel Glück."
Die Aufzeichnung endete.
Kurz darauf erklang die Stimme von Lieutenant Yost aus dem Interkom: "Brücke an Admiral Pendergast."
"Sprechen Sie."
"Wir haben soeben eine Explosion in einer Entfernung von 300.000 km geortet. Die Auswertung der Sensordaten deutet auf eine Sonde hin. Seltsamerweise bestand sie zu einem großen Teil aus Desponit."
Santana spürte einen Kloß in ihrem Hals. Desponit! Aus diesem Material hatten auch jene Schiffe bestanden, die NOVA angegriffen und Pearl in eine radioaktive Wüste verwandelt hatten.
"Danke Lieutenant, ich komme gleich auf die Kommandobrücke."
Grundgütiger! Sie riss die Augen auf, als ihr die Zusammenhänge klar wurden.
Mehr als einmal hatte sie sich über die seltsamen Berichte von Captain Cross gewundert, der zwischen den Zeilen von Sabotage an seinem Schiff gesprochen hatte. Ausfallende Waffensysteme, veränderte Sensorlogs, auf der anderen Seite aber auch fremde Schiffe, die bei ihrem Angriff auf die HYPERION aufgehalten wurden.
Irgendwie stand jene Person, die sie kontaktiert hatte, mit den Fremden in Verbindung. Santana massierte sich die Schläfen.
Und sie ist ausgezeichnet informiert. Nach all diesen Problemen nun also auch noch ein Verräter, der von fremden Massenmördern auf dem neuesten Schiff der Solaren Union platziert wurde.
Der Raum um sie herum schien sich für einige Sekunden zu drehen. Michalews Verschwörer, Sjöbergs Leute und dann auch noch das. Wem konnte sie denn überhaupt noch vertrauen?
Sie zwang sich zur Ruhe. Es galt, logisch und überlegt vorzugehen. Nach allem, was sie wusste, blieb ihr tatsächlich kaum noch eine Wahl. Sollte Präsidentin Kartess die richtige Entscheidung treffen, bestand noch immer Hoffnung. Das Risiko konnte und wollte sie jedoch nicht eingehen.
Santana erhob sich und verließ den Bereitschaftsraum. Auf der Kommandobrücke wandte sie sich an Yost. "Stellen Sie mir eine Konferenzschaltung zu den loyalen Schiffen her, verschlüsselt."
"Aye, Ma'am."
Nun erwies sich, wer an ihrer Seite stehen würde. Jetzt, da sie den Befehl gab, den jeder Kommandooffizier der Flotte verachtete. Den Befehl zur Flucht. Würde ihr Crew es verstehen oder sie für immer verachten? Bald würde sie es herausfinden.
*
Admiral Björn Sjöberg saß mit übereinandergeschlagenen Beinen im Sessel und erwiderte den Blick von Ione Kartess gelassen.
"Ich habe über Ihren Vorschlag nachgedacht." Das Gesicht der mächtigsten Frau in der Solaren Union wirkte noch bleicher als sonst.
Hinter ihr hatten ihre beiden Leibwächter Position bezogen.
"Das hoffe ich doch, Madame Präsident. Es scheint, als blieben uns nicht mehr viele Optionen."
Schon vor einigen Tagen hatte er sich mit Kartess einen heftigen Disput über das weitere Vorgehen geliefert. Neben Santana Pendergast, die am Rande des Systems festsaß und Isa Jansen, die in einem sicheren Haus untergebracht worden war, gab es nur noch Björn. Der Rest des Admiralitätsrates war tot oder, wie im Fall von Michalew, in den Augen der Präsidentin die Wurzel allen Übels.
"Ich habe Sie immer geschätzt, Admiral", sagte Kartess. "Ihre ständigen Schlagabtausche mit Juri Michalew haben mich natürlich aufs Übelste gestört, doch mittlerweile weiß ich, dass Sie schon viel früher erkannten, wozu er fähig ist."
"Ich habe Admiral Zhang mehrmals vor einer derartigen Situation gewarnt", die Lüge kam ihm glatt über die Lippen, "doch er wollte nicht auf mich hören. Er hielt mich wohl für ein wenig paranoid."
"Yoshio war zu gutgläubig, wie es scheint. Ebenso wie ich. Natürlich habe ich damit gerechnet, dass Michalew etwas plant, dass er an Macht gewinnen will … aber einen Putsch?! Herrgott noch mal, wir leben nicht mehr im Mittelalter! Dieser Gedanke lag so weit entfernt, war so
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