Heliosphere 2265 - Band 6: Die Bürde des Captains (Science Fiction)
natürlich erhalten. - Nach unserem Auftrag.” Johnston erhob sich. “Ich gehe jetzt auf die Krankenstation und spreche mit Doktor Branch. Ich bin sicher, er wird den Captain wieder zusammenflicken. Kümmern Sie sich um die Koordination der Reparaturen und den Weiterflug an das Ziel.
Und sollte die Ijus keine ausreichende Kapazität besitzen, nehmen wir die Rettungskapseln natürlich auf. Auf diesen Zeitverlust kommt es wohl nicht mehr an.” Damit erhob sich der E.C. und verließ die Brücke.
Noriko sah ein, dass er mit seinem Einwand recht hatte. Es ergab keinen Sinn auf weitere Schiffe zu warten, sie mussten ohne die Ablenkung auskommen. Sie machte sich an die Arbeit und konnte nur hoffen, dass Doktor Branch den Captain retten konnte.
*
Als Jayden blinzelnd die Augen aufschlug, wusste er zuerst nicht, wo er sich befand. Er versuchte sich aufzurichten, konnte seinen Körper jedoch weder bewegen, noch fühlen. Immerhin spürte er keine Schmerzen. Schlagartig erinnerte er sich an die Raumschlacht, die Beschädigung der Kommandobrücke, das dortige Chaos. Sein Puls begann zu rasen. Er wollte wissen, was weiter geschehen war, doch es kamen einfach keine Worte aus seinem Mund.
Wie durch Watte vernahm er die Stimme von E.C. Johnston, der sich leise mit dem Chefarzt unterhielt. “… kommt direkt von Präsident Sjöberg.”
Nach und nach wurden die Stimmen klarer, sein Gehör kehrte zurück.
“Ich verstehe.” Doktor Branch hantierte außerhalb von Jaydens Gesichtsfeld. “Sie wissen hoffentlich, was Sie da von mir verlangen. Ich konnte die inneren Verletzungen des Captains heilen, er wäre zweifellos in wenigen Stunden wieder auf den Beinen.”
“Was einmal mehr verdeutlicht, warum Rispon Sie für diesen Posten auserkoren hat”, sagte Johnston. “Aber dieser Mann wird uns alle in den Untergang stürzen, wenn er das Kommando zurückerhält. Wir haben gerade das Dock verlassen und schon ist die HYPERION erneut beschädigt.”
“Wie ich bereits sagte: Das verstehe ich.” Branch atmete geräuschvoll aus. “Ich muss mich um einen anderen Patienten kümmern. Ich lasse diesen Injektor hier.” Etwas wurde direkt neben Jayden abgelegt. “Darin befindet sich eine Nano-Mixtur, die für multiple Perforierungen in Captain Cross’ Lunge sorgen wird. Derartige Verletzungen können nachträglich eintreten und sind nur schwer zu entdecken. Es wäre höchst … bedauerlich, wenn jemand dem Captain diese Injektion verabreicht.
Ich kümmere mich nun um meinen nächsten Patienten und werde Paramedic Pembleton und Doktor Isaak um Hilfe bitten.”
Während Jayden auf die leiser werdenden Schritte von Branch lauschte, versuchte er das Gehörte zu begreifen. Hatte der Chefarzt gerade tatsächlich ein tödliches Gift zurückgelassen?
“Ich würde eine andere Lösung bevorzugen, Captain.” Johnston trat an die Liege und blickte hinab. Ihre Blicke trafen sich. “Aber der Befehl kommt von Präsident Sjöberg persönlich. Es ist ihm äußerst wichtig, dass Ihr Leben endet, bevor wir die Mission abschließen.”
Immer wieder versuchte Jayden, sich zu bewegen, den Arm hochzureißen; irgendetwas zu tun. Doch sein Körper wollte einfach nicht gehorchen. Johnston nahm den Injektor und verabreichte ihm die Injektion.
Nein! So kann es nicht enden! So darf es nicht enden! Er verfluchte sich dafür, den Worten von Sarah McCall nicht geglaubt zu haben. Sie hatte tatsächlich recht - vermutlich mit allem. Doch für diese Erkenntnis war es zu spät. Kühl und nach Doktor Branchs Worten tödlich, rann die Mixtur durch seine Adern.
Johnston schob sich den Injektor in die Tasche. “Den werde ich natürlich verschwinden lassen.” Damit wandte er sich ab und ging.
Noch während die Schritte des Mannes verklangen, fiel es Jayden zunehmend schwerer zu atmen. Er begann zu zittern. Tränenflüssigkeit löste sich aus seinen Augenwinkeln. Innerlich bäumte er sich in einem letzten Versuch auf, das Unvermeidliche abzuwenden - vergeblich.
Schließlich kam die Schwärze und umfing ihn mit gnadenloser Endgültigkeit.
*
Gefangenenkolonie Pearl, Alzir-System, 07. Juni 2266, 10:30 Uhr
“Jetzt nimm schon das Ding weg, ich bin in Ordnung.”
Irina Petrova bedachte Zev Buckshaw mit einem bösen Blick, zog den Scanner dann jedoch zurück. “Du kannst von Glück reden, dass sie dich nicht nach draußen geworfen haben.”
“Sie wollten mir eine Lektion erteilen, mehr nicht”, erwiderte er.
“Ich weiß, ich weiß.” Irina winkte ab.
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