Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Helix

Helix

Titel: Helix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
fragte mich insgeheim, wann das letzte Mal jemand so mit der Außenministerin gesprochen hatte, aber jetzt lächelte sie.
    »Und was weiter?«, fuhr Gary fort. »Das Marsprogramm ist tot. Wir haben gekniffen, genau wie beim Apollo-Programm fünfundsiebzig Jahre vorher. Erzählen Sie mir nicht, Sie schicken uns dorthin, denn wir haben nicht einmal die nötige Technologie, um wieder zurückzukommen.«
    »Die Wanzen haben sie«, erklärte Außenministerin Bright Moon. »Und wenn Sie einverstanden sind und den Sohn des Mantispa-Sprechers mit auf den K2 steigen lassen, dann, so haben die Lauscher versprochen, wird man Sie binnen zwölf Monaten zum Mars befördern. Offenbar dauert die Reise nur zwei Wochen in jede Richtung. Man wird für Sie eine Expedition auf den Olympus Mons organisieren. Druckanzüge, Atemgeräte und alles, was man so braucht.«
    Wir drei wechselten einen Blick. Wir brauchten nicht darüber zu diskutieren. Wir betrachteten noch einmal das Foto. Schließlich schaute Gary zu Bright Moon auf. »Was müssen wir sonst noch tun, außer mit ihm zu klettern?«
    »Sorgen Sie dafür, dass er überlebt, wenn Sie können«, antwortete sie.
    Gary schüttelte den Kopf. »Sie haben gehört, was Paul gesagt hat. Oberhalb von achttausend Metern können wir nicht einmal garantieren, dass wir selbst am Leben bleiben.«
    Die Ministerin nickte. »Wenn wir nun noch ein einfaches Notrufgerät mit einem Ihrer Palmlogs verbinden könnten. Eine Art Notsender. Damit könnten wir rasch zu Hilfe kommen und den Mantispa evakuieren, falls er krank wird oder sich verletzt, ohne die … ohne die Integrität Ihrer Besteigung zu gefährden.«
    »Eine Art Panikknopf«, sagte Gary. Wieder wechselten wir einen Blick. Die Vorstellung war widerwärtig, doch auf ihre Art nicht unvernünftig. Außerdem, wenn die Wanze vom Berg verschwunden war, aus welchem Grund auch immer, konnten wir drei den Aufstieg fortsetzen und durften vielleicht immer noch den Olympus Mons in Angriff nehmen. »Was gibt es sonst noch?«, fragte Gary die Frau.
    Außenministerin Bright Moon faltete die Hände und schlug einen Moment die Augen nieder. Als sie wieder aufsah, wirkte ihr Blick völlig aufrichtig und ehrlich. »Meine Herren, Sie wissen, wie wenig die Mantispa bisher mit uns gesprochen haben … wie wenig von ihrer Technologie sie uns gegeben haben …«
    »Sie haben uns CMG gegeben«, unterbrach Gary.
    »Ja«, stimmte Bright Moon zu. »CMG im Austausch für ihre Enklave in der Antarktis. Wir haben eine vage Vorstellung davon, welche Wunder sie sonst noch haben – Generationenschiffe, eine Heilung für Krebs, unbeschränkte Energie. Die Lauscher … nun ja, sie lauschen nur. Dies ist der erste direkte Vorstoß, den sie bisher unternommen haben.«
    Wir warteten.
    »Wir möchten, dass Sie alles aufzeichnen, was der Sohn des Sprechers während des Aufstiegs sagt«, erklärte die Außenministerin Bright Moon. »Stellen Sie ihm Fragen. Hören Sie zu, was er antwortet. Freunden Sie sich mit ihm an, wenn Sie können. Das ist alles.«
    Gary schüttelte den Kopf. »Wir wollen nicht verdrahtet werden.« Bevor Bright Moon Einwände erheben konnte, fuhr er fort. »Wir müssen Thermohäute tragen – molekulare Wärmemembranen. Wir werden darunter oder darüber keine Drähte tragen.«
    Die Außenministerin sah aus, als wollte sie den Marines gleich den Befehl geben, Gary über den Haufen zu schießen und Paul und mich aus dem Fenster zu werfen. Nicht dass man hier ein Fenster öffnen konnte. Das ganze verdammte Restaurant stand unter künstlichem Luftdruck.
    »Ich mache es«, sagte ich.
    Gary und Paul sahen mich überrascht an. Ich muss zugeben, dass ich selbst über mein Angebot überrascht war. Ich zuckte mit den Achseln. »Warum denn nicht? Meine Verwandten sind an Krebs gestorben. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir eine Heilung finden. Ihr könnt einen Aufzeichnungsdraht in meinen Anorak einbauen. Oder ich benutze den Rekorder in meinem Palmlog. Ich zeichne auf, was die Wanze sagt, und fasse die übrigen Unterhaltungen in meinem Palmlog zusammen. Sie wissen ja, ich zeichne auch sonst alles auf.«
    Außenministerin Betty Willard Bright Moon sah aus, als schlucke sie bittere Galle hinunter, doch sie nickte. Zuerst in unsere Richtung, dann noch einmal zu den Marines. Die Marines kamen zu uns herum und eskortierten uns zum CMG der UN.
    »Moment mal«, sagte Gary, bevor wir abgeführt wurden. »Hat diese Wanze eigentlich auch einen Namen?«
    »Kanakaredes«, sagte die

Weitere Kostenlose Bücher