Hellas Channel
zurück, um ihre Schlüssel zu holen, die sie liegengelassen hatte. Und da fand sie ihn im Gespräch mit der Dourou vor. Sie sagte ebenfalls, daß ein gewisser Ramis öfter anrief und die Dourou sprechen wollte.
Der Dourou fehlen zum ersten Mal die Worte. »Wer soll das sein?« fragt sie, doch ihre Stimme hat an Festigkeit verloren.
»Ein Albaner, der zwei seiner Landsleute umgelegt hat. Vorgestern hat ihn ein anderer Albaner getötet, ein Mitgefangener in der Strafvollzugsanstalt in Korydallos.«
Ich lege ihr die Fotografie aus der Spurensicherungsabteilung vor. Sie wirft einen flüchtigen Blick darauf und schiebt sie von sich.
»Den seh ich zum ersten Mal.«
»Den sehen Sie nicht zum ersten Mal. Ihre Haushaltshilfe hat ihn gesehen und wiedererkannt.«
»Wie konnte sie ihn wiedererkennen, wo er doch tot ist?«
»Aufgrund der Fotografie. Möchten Sie ihre Aussage einsehen?«
»Nicht nötig. Ich jedenfalls sehe ihn zum ersten Mal.«
»Es geht hier nicht nur um die Fotografie. Wir haben bei ihm Ihre Adresse gefunden. Wie kommt Ramis Shehi an Ihre Adresse?«
»Woher soll ich das wissen? Möglicherweise hat sie ihm jemand von den Eltern gegeben mit dem Auftrag, mir eine Nachricht oder etwas anderes zu überbringen, und er kam nicht mehr dazu.«
»Und die Eltern sollten einem Mörder trauen?«
»Alle Albaner werden irgendwann zu Mördern, ohne es zu merken«, entgegnet sie verächtlich.
Eine halbe Stunde geht das Frage- und Antwortspiel noch weiter, doch wir kommen auf keinen grünen Zweig. Als wir das Büro verlassen, sieht mich Gikas draußen zweifelnd an.
»Und was machen wir jetzt?« frage ich ihn. Mit dieser Taktik möchte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Einerseits erfrage ich seine Meinung, um ihn festzunageln. Damit, falls demnächst mit Pylarinos irgend etwas schiefläuft, nicht alles an mir hängenbleibt wie im Fall Delopoulos. Denn ich kann mich nicht immer auf meinen Schutzengel verlassen. Andererseits ist Gikas wesentlich gewiefter als ich im Umgang mit verfahrenen Situationen, und ich würde ihm gerne die Initiative überlassen.
»Wie wurden die Kinder zum Kindergarten gebracht?« fragt er mich.
»Die junge Frau hatte einmal pro Woche Ausgang. Ihr freier Tag wurde von Mal zu Mal von der Dourou festgesetzt. Immer wenn sie zurückkam, fand sie neue Kinder vor. Und in regelmäßigen Abständen griff die Dourou eines der Kinder heraus, um es seinen Eltern abzuliefern.«
Gikas lacht. »Da hat sie nicht gelogen. Das waren nämlich die Adoptiveltern.« Er wird wieder ernst. »Sehen Sie zu, was Sie aus Chourdakis herausbekommen können. In der Zwischenzeit werden wir die Festnahme der Dourou bekanntgeben, aber mit keinem Wort Sovatzis oder Pylarinos’ Unternehmensgruppe erwähnen. Warten wir erst mal ab, wie sich Sovatzis verhält. Danach entscheiden wir, ob wir ihn uns krallen oder ob wir zuerst mit Pylarinos sprechen.«
Von meinem Büro aus rufe ich beim Sozialamt an und frage nach der für die Aufsicht der Kindergärten zuständigen Dienststelle. Die Leiterin versichert mir, daß ›Die kleinen Füchse‹ vor zwei Jahren eine Konzession erhalten hätten und auf vollkommen legaler Basis arbeiteten. Die Unterlagen wiesen keinerlei Verdachtsmomente auf. Ich frage sie, ob bei der alljährlichen Inspektion irgend etwas aufgefallen war.
»Was sollte denn aufgefallen sein?«
»Daß alle Kinder Albaner sind. Kein einziger kleiner Grieche ist darunter.«
»Wenn da etwas auffällig daran ist, Herr Kommissar, dann ist es die Tatsache, daß halb Griechenland von Albanern bevölkert ist.«
Auf diese Weise macht sie mich mundtot, und ich lege den Hörer auf. Es scheint, daß die Neuigkeit von Dourous Festnahme bereits die Runde gemacht hat, denn Sotiris betritt beflügelt das Büro.
»Na, endlich ist Land in Sicht, oder?«
»Weiß nicht. Wird sich zeigen.«
»Wenn nicht, stehen wir schön dumm da, denn die Nachforschungen zu Chourdakis’ Konten erweisen sich eher als Schlag ins Wasser.«
»Was soll das heißen?«
»Ich habe die Kontoauszüge aller Familienmitglieder von den Banken erhalten.«
»So schnell?« wundere ich mich.
»Ich überzeugte den Staatsanwalt von der Dringlichkeit. Er stellte mir eine Erlaubnis aus, die erst nachträglich durch einen Gerichtsbescheid abgesegnet wird. Es tauchen jedoch nirgendwo größere Summen auf. Der fetteste Fisch ist eine Überweisung von dreihunderttausend.«
Und er legt mir die Kontoauszüge vor. Ich nehme sie zur Hand und blicke zunächst auf
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