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Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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daß er zu Unrecht verurteilt wurde?«
    Dieses Vorhaben ist ihm anscheinend vollkommen entfallen. »Ich hätte das wirklich gerne gemacht, doch das geht nicht mehr«, meint er und seufzt. »Kolakoglou ist kein Thema mehr in den Medien. Keiner interessiert sich mehr für ihn. Wenn ich jetzt eine Reportage über ihn mache, wirft sie der Chef der Nachrichtenredaktion aus dem Programm.«
    Ach, Robespierre, du massenmedialer Angestellter mit Abfertigungs- und Rentenanspruch. Es ist mittlerweile vier Uhr. Ich bin seit insgesamt vierzig Stunden auf den Beinen. Ich beschließe, die Akten seinzulassen und mir endlich Ruhe zu gönnen. Für heute bleibt mir ohnehin nichts mehr zu tun übrig.
    Bevor ich gehe, lasse ich Sotiris kommen und ordne an, man solle keinen Stein auf dem anderen lassen, bis man etwas über Sovatzis ans Tageslicht gefördert habe.

41
    D er Reihe nach treten sie alle an und erstatten mir Bericht. Und mit jedem Bericht verlieren meine Hoffnungen an Flughöhe, bis sie endgültig bruchlanden. Nicht ein einziger Zeuge wurde aufgetrieben, der Sovatzis wiedererkennen konnte. Weder beim Hellas Channel noch in der Akritas-Straße, wo die beiden Albaner ermordet aufgefunden wurden, und auch nicht in Kostarakous Wohngegend. Selbst in der Koumanoudi-Straße ist er völlig unbekannt. Weder die Bewohner des Wohnhauses noch die Nachbarn kennen ihn. Der schlaue alte Fuchs ließ sich in der Nähe der ›Kleinen Füchse‹ nicht sehen, um keinen Verdacht zu erregen.
    Ich versinke langsam in Verzweiflung, weil ich zusehen muß, wie mir eine Tür nach der anderen vor der Nase zugeschlagen wird. Ich werde doch noch den Sprung ins kalte Wasser wagen. Ich werde Sovatzis herbringen lassen und beginnen, ihn in die Enge zu treiben. Ich versuche mir darüber klarzuwerden, wie ich am besten vorzugehen habe: Soll ich ihm mit den Hinweisen, die ich über ihn und Krenek besitze, die Daumenschrauben ansetzen oder lieber an sein brüderliches Ehrgefühl appellieren, mit der schreckenerregenden Tatsache in der Hinterhand, daß seine Schwester zwanzig Jahre hinter Gitter wandern könnte? Ich bin zu keinem endgültigen Schluß gelangt, als das Telefon läutet.
    »Kommen Sie mal rauf«, sagt Gikas in seinem knappen Telegrammstil, den er jedesmal anwendet, wenn er Gäste in seinem Büro hat und seine Rolle als Vorgesetzter hervorkehren möchte.
    Ich hatte mich nicht verrechnet. »Hoher Besuch«, meint Koula, als ich eintrete.
    »Wer ist es denn?«
    »Pylarinos.«
    Meine Hoffnungen erhalten neuen Aufwind. Wenn Pylarinos sich hierherbemüht, dann muß er uns etwas Wichtiges mitzuteilen haben. Sollte Sotiropoulos schließlich recht behalten und Pylarinos Sovatzis ans Messer liefern, um ihn wie eine heiße Kartoffel fallenzulassen?
    Er sitzt in demselben Sessel, in dem er auch bei unserem letzten Zusammentreffen saß. Doch sobald er mich erblickt, erhebt er sich und streckt mir herzlich die Hand entgegen.
    »Ich habe bereits dem Herrn Kriminaldirektor gegenüber meine Glückwünsche geäußert, doch ich wollte sie Ihnen gegenüber noch einmal persönlich zum Ausdruck bringen, Herr Kommissar. Sie haben ja keine Ahnung, wie groß meine Erleichterung darüber ist, daß der Fall ohne schwerwiegende Folgen für meine Unternehmensgruppe zum Abschluß gebracht wurde.«
    »Der Fall ist zum Teil aufgeklärt, doch noch nicht zum Abschluß gebracht«, verbessere ich ihn. »Karajorgis und Kostarakous Mörder befindet sich immer noch auf freiem Fuß.«
    »Ich bin freilich kein Polizeibeamter, doch für mich ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einer der beiden Fahrer oder der Zöllner der Schuldige. Man hat die beiden Frauen umgebracht, um sie mundtot zu machen.«
    »Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist Sovatzis der Schuldige. Die anderen haben alle ein Alibi. Und es ist ausgeschlossen, daß die Dourou die Tat begangen hat. Die Morde sind von einem Mann verübt worden.«
    Er blickt mich an. »Ich muß gestehen, daß mir diese Möglichkeit auch durch den Kopf ging. Deswegen fragte ich telefonisch beim Herrn Kriminaldirektor an, wann genau die Morde passierten. Wie er mir mitteilte, geschah der erste am 27. und der zweite am 30. November. Herr Sovatzis verreiste am 25. November ins Ausland und kehrte am 2. Dezember zurück.« Er zieht einen Reisepaß aus seiner Jackentasche und übergibt ihn mir. »Sie können selbst die Daten im Reisepaß nachprüfen.«
    Ich ergreife ihn und blättere hin und her. In der Tat weist er einen

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