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Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Nein, er paßte irgendwie nicht in die ganze Angelegenheit. Er tötete tatsächlich wegen Pakise. Folglich war die Angelegenheit mit dem Albaner erledigt, und man konnte ihn expreß an den Staatsanwalt weiterleiten. Was das weitere Vorgehen betraf: Sollte doch Gikas den Bericht lesen und entscheiden, ob die Nachforschungen fortgesetzt werden sollten und von wem. Ich heimse meine Pluspunkte ein und kann mich zufrieden zurücklehnen.
    Mit einem Mal bohrt sich die Karajorgi in meine Gedanken. Hatte nicht alles mit ihr angefangen? Hatte sie mir nicht wegen des angeblichen Kindes die Hölle heiß gemacht, so daß ich anfing, wie verrückt zu suchen? Ein Kind haben wir freilich nicht gefunden, doch die Alte hatte etwas gesehen, das sie für ein Bündel hielt. Und wenn es kein Bündel, sondern ein in eine Decke gewickelter Säugling war?
    Ich rufe Thanassis über die Dienstleitung in mein Büro. Bis er kommt, ergänze ich den Bericht um die letzten Eintragungen und übergebe ihn ihm.
    »Bring das zu Koula hoch und komm dann nochmals runter. Ich habe etwas mit dir zu besprechen«, sage ich. Damit versuche ich mir noch ein wenig Spielraum zu verschaffen, bevor ich Thanassis endgültig in die Sache hineinziehe.
    Wozu mische ich mich immer ein? Warum lasse ich den Fall nicht auf sich beruhen und den normalen Dienstweg gehen? Wenn es hier überhaupt so etwas wie einen Fall gibt! Hundertmal habe ich schon die Dienststelle mit meinen Anordnungen verrückt gemacht, und am Schluß kam nichts dabei heraus. Statt der Pluspunkte heimste ich Ohrfeigen ein. Deshalb habe ich es nie zu einem Fortbildungsseminar beim FBI gebracht, nicht einmal zu einem Weiterbildungskurs an der Athener Verwaltungsakademie.
    Thanassis kehrt kurz darauf zurück. Er hat den Braten gerochen, daß ich ihm einen zusätzlichen Auftrag aufhalsen möchte. Er sieht mich wieder mit diesem Blick an, der mir sagen soll, daß er ein verdammter Wichser ist. »Ich weiß, daß du ein verdammter Wichser bist«, entgegne ich mit meinem Blick, »aber ich brauche dich jetzt.«
    »Sag mal, Thanassis«, hebe ich lautstark an, »diese Karajorgi ist doch scharf auf dich, oder täusche ich mich da?«
    Ihm bleibt vor lauter Staunen der Atem weg. Er sieht mich verdutzt und gleichzeitig beklommen an. »Wie kommen Sie denn darauf, Herr Kommissar?« stammelt er hilflos.
    »Ich frage bloß, weil mir da was aufgefallen ist. Die Art, wie sie dich anschaut, wie sie dich angrinst … Komm schon, tu nicht so, als ob du das nicht bemerkt hättest.«
    »Ach, das bilden Sie sich nur ein«, meint er schnell. »Warum sollte sie scharf auf mich sein?«
    »Kommt drauf an … Möglich, daß sie auf dich steht, weil du gut aussiehst. Möglich, daß sie mit dir schäkert, weil sie direkten Zugang zur Dienststelle gewinnen und an vertrauliche Informationen gelangen möchte … Möglicherweise auch beides …«
    »Halten Sie mich für jemanden, der nicht dichthalten kann?« fragt er beleidigt. Als gäbe es das nicht, undichte Stellen im System.
    »Ich will doch nur, daß du dich mit ihr triffst. Daß du sie anrufst, angeblich streng vertraulich, und ihr Informationen in Aussicht stellst. Und wenn ihr euch einig seid, dann fragst du sie nach dem Kind.«
    Er starrt mich verdattert an. Ich warte ein wenig, damit er die Nachricht verdauen kann. Wie gesagt, er ist beschränkt und braucht ein bißchen länger. »Laß mich dir erst ein paar Dinge erklären«, sage ich, nachdem ich ihm eine kleine Atempause gegönnt habe. »Seit zwei Tagen löchert mich die Karajorgi, ob die Albaner ein Kind hatten. Gestern in den Abendnachrichten behauptete sie, daß wir nach einem Kind suchten. Das war eine Lüge, doch sie muß einen Grund dafür gehabt haben. Heute hat eine betagte Nachbarin ausgesagt, sie habe das Ehepaar aus einem Geländewagen steigen sehen und die junge Frau habe ein Bündel in ihren Armen gehalten. Das Bündel könnte ein Säugling gewesen sein, was sie im Dunkeln nicht erkennen konnte. Ich möchte, daß du herausfindest, was sie tatsächlich weiß und warum sie ständig herumstichelt.«
    »Bitte, tun Sie mir das nicht an«, preßt er mühsam hervor.
    »Was tu ich dir an, du Stümper!« Ich spreche ›verdammter Wichser‹ nie aus, denn das ist unsere ganz spezielle stille Verschwörung. »Jahrelang drückst du dich schon um jeden Auftrag, und ich meinerseits drücke ständig beide Augen zu! Ein einziges Mal schicke ich dich nun los, noch dazu ein angenehmer Auftrag mit einer schicken Braut, und bezahle

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