Hellas Channel
sogar die Spesen! Und du stellst dich so an!«
»Ich will nirgends hineingezogen werden. Wenn mich jemand dabei sieht und es in die oberen Etagen weiterleitet, komme ich in Teufels Küche.«
»Warum solltest du hineingezogen werden? Schlimmstenfalls bekomme ich einen Rüffel, weil ich dich losgeschickt habe. Oder fürchtest du, daß ich mich dumm stelle, wenn es herauskommt, und alles auf dich abwälze?«
»Nein«, entgegnet er rasch. Doch gleich gerät er wieder ins Stocken. »Da ist noch meine Freundin. Wenn die herausfindet, daß ich mit einer anderen ausgegangen bin, kriege ich Ärger. Die glaubt mir kein Wort!«
»Schick sie einfach zu mir, und ich gebe es ihr schriftlich, daß du dienstlich unterwegs warst. Jetzt mach schon und komm mir ja nicht ohne neue Informationen unter die Augen.«
Noch immer steht er da und sieht mich an wie ein verschrecktes Vögelchen. »Mann, mach schon!« poltere ich, und er stolpert hinaus.
Verdammt und zugenäht, dieses Punktesystem raubt mir den letzten Nerv.
8
Bevor ich nach Hause fahre, halte ich noch kurz bei der Bank an und hebe die Dreißigtausend für Adriani ab. Ursprünglich hatte ich nicht vor, sie ihr schon so bald auszuhändigen. Doch entgegen allen Schwierigkeiten ist heute alles glattgegangen, und ich bin guter Dinge. Zunächst einmal habe ich mich bezüglich des Albaners so weit abgesichert, daß mir in diesem Fall kein Ausrutscher mehr vorgehalten werden kann. Des weiteren konnte ich Gikas’ Bericht korrigieren, ohne daß er Wind davon bekam. Die Geschichte mit der Karajorgi freilich bildet einen Unsicherheitsfaktor, denn Thanassis ist nicht besonders auf Draht. Und wenn ihm herausrutscht, daß er sie in meinem Auftrag aushorchen soll, dann wird das die Karajorgi zweifellos an die große Glocke hängen und mich in die Bredouille bringen. Aber selbst dem umsichtigsten Bergsteiger kann sich mal ein Haken in der Wand lockern. Ab und zu muß man ein gewisses Risiko eingehen.
Ich habe mir ein Konto mit Kontokarte zugelegt. Das war Adrianis Idee, die aus einer gewissen Berechnung heraus geboren wurde. Obwohl ich ihre Motive durchschaute, ging ich darauf ein. Anfangs ließ sie nicht locker und versuchte mich zu überzeugen, wir sollten ein gemeinsames Konto eröffnen. Das hat sie sich jedoch schnell wieder abgeschminkt. So verrückt bin ich noch nicht, daß ich sie an mein Geld heranlas se. Mein Konto wäre sofort leer geräumt, und ich würde mir vor Verzweiflung die Haare raufen. Nicht, daß sie verschwenderisch veranlagt wäre, doch der Appetit kommt beim Essen. Deshalb setze ich sie lieber auf Diät. Sie weiß, daß aus dieser Richtung ein frostiger Wind bläst. Also änderte sie ihre Taktik und setzte alles daran, mich von den Vorteilen eines Bankkontos mit Kontokarte zu überzeugen. Sie war in dem Irrglauben befangen, sie könnte mir den Code entlocken und mit meiner Karte Zugriff auf mein Geld erlangen. Doch auch aus dieser Richtung fuhr ihr eine steife Brise ins Gesicht. Weder verriet ich ihr die Geheimzahl, noch bekam sie die Karte je zu Gesicht. Ich gebe ihr dreißigtausend pro Woche als Haushaltsgeld. Und wenn sie eine Aufbesserung verlangt, dann lasse ich sie ein paar Tage schmoren. Ich gebe stets nach, doch ich mache es ihr nicht leicht. Mit Absicht, damit sie nicht übermütig wird. Das einzige, was ihr manchmal gelingt, ist, mich zum Einkaufen zu schicken. Auf meine eigenen Kosten. Da sie angeblich keine Zeit hat. Und das Geld, das sie sich dadurch vom Haushaltsgeld erspart, legt sie sich auf die hohe Kante.
Ich stecke die Karte in den Schlitz. »Bitte hier für den Text in griechischer Sprache drücken«, sagt der Geldautomat, um mir zu zeigen, wie weltgewandt er ist und wie provinziell ich bin. Ich wische ihm jedoch eins aus und drücke den zweiten Knopf, auf dem steht »Touch here to speak english«. Das heißt noch lange nicht, daß ich alle Anweisungen auf englisch verstehe. Aber ich kenne die Abfolge der Befehle auswendig, deswegen ist mir die Sprache einerlei. Es ist, als ob sich hier mein tägliches stummes Zwiegespräch mit Thanassis’ Blick wiederholte: »Ich bin ein verdammter Wichser – Ich weiß, daß du ein verdammter Wichser bist.« Nur, daß der Wichser jetzt ich bin. Denn der Geldautomat kaut mir jeden Schritt einzeln vor, damit ich nur ja nichts verkehrt mache.
Ich hebe fünfzigtausend ab und fahre nach Hause. Adriani sitzt mit der Fernbedienung in der Hand in ihrem Fernsehsessel. Nur, daß ich heute auf dem Bildschirm nicht
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