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Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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sondern weil sie sich mit Thanassis verabredet hatte.
    »Hat euch jemand gesehen?«
    »Nur ein Pärchen, Bekannte von ihr, aber sie hat mich ihnen nicht vorgestellt. Von meinen Bekannten war keiner in dem Restaurant, da bin ich ganz sicher. Es war eines dieser Szenelokale, in denen sich Yuppies einen Abend lang zur Unterwelt gehörig fühlen möchten. So wie sie jetzt in Psyrri, Gazi und Metaxourgeio aus dem Boden schießen.«
    »Habt ihr euch direkt dort getroffen?«
    »Nein. Auf einem Platz in der Nähe. Jeder kam mit seinem eigenen Wagen.« Er denkt kurz nach und ergänzt: »Die einzige Möglichkeit, daß uns jemand gesehen hat, war, während ich vor der Kirche auf sie wartete, als sie am Kiosk Zigaretten kaufte. Aber das halte ich für unwahrscheinlich.«
    »Wie spät war es?«
    »Kurz nach neun. Wir hatten uns um neun verabredet, doch sie kam eine gute Viertelstunde zu spät.« Er fügt rasch hinzu: »Machen Sie sich keine Gedanken. Ich bin währenddessen im Auto sitzengeblieben. Ich habe ohnehin aufgepaßt.«
    »Seid ihr getrennt aufgebrochen?«
    »Ja. Die –« Er setzt zu ihrem Namen an, doch der bleibt ihm im Hals stecken, und er verstummt. »Die – jedenfalls ist um ungefähr elf Uhr aufgebrochen. Ich habe bezahlt und bin kurz danach gegangen.«
    Er zieht die Rechnung aus der Jackentasche und überreicht sie mir. Sie beläuft sich auf 1 1 800 Drachmen. Sechs Tausender pro Person für das Essen in einem miesen kleinen Lokal in Psyrri. In jedem anderen Land findet man die schlauen Leute an Schulen und Universitäten. Nur in Griechenland versammeln sie sich da, wo es die meisten Idioten gibt, um sie nach Strich und Faden auszunehmen. Je mehr Idioten herumlaufen, desto weniger Schulen brauchen wir in diesem Land.
    »Die Rechnung behalte ich. Und über die Karajorgi kein Wort, zu niemandem! Du hast sie weder gesehen, noch hast du mit ihr gesprochen. Andernfalls stecken wir beide in der Klemme.«
    »In Ordnung.«
    Ich stecke die Rechnung ein, hole meine Brieftasche heraus und zähle ihm zwölf Tausender auf die Hand. Während ich sie ihm übergebe, habe ich das Gefühl, daß ich meine letzten Punkte in Gikas’ Bewertungssystem in einer illegalen Spielhölle auf die falsche Karte setze. Zwei Dinge zumindest gibt es in diesem Tohuwabohu, die mir Erleichterung verschaffen. Erstens hat man Thanassis höchstwahrscheinlich nicht zusammen mit der Karajorgi gesehen. Zweitens weiß ich jetzt mit Gewißheit, was die Karajorgi zwischen neun Uhr und dem Zeitpunkt des Mordes getan hat.
    Thanassis will schon aussteigen, als ich ihn noch einmal zurückhalte. »Hat die Karajorgi irgend jemanden angerufen, als ihr zusammen wart?«
    »Ja, kurz bevor sie aufbrach. Genauer gesagt hat sie telefoniert und ist unmittelbar danach gegangen.« Er sieht mich forschend an. »Warum?« fragt er.
    »Sie hat eine Kollegin angerufen, die Kostarakou. Sie sagte zu ihr, sie solle sich das Nachtjournal ansehen, weil sie eine Affäre hochgehen lassen würde. Und sie sagte auch, die Kostarakou solle die Nachforschungen weiterführen, für den Fall, daß ihr etwas zustoßen sollte.«
    »Welchen Skandal wollte sie denn enthüllen?«
    »Die Kostarakou behauptet, von nichts zu wissen. Vielleicht hält sie es vor uns geheim, um damit dann auf Sendung zu gehen und sich in Szene zu setzen. Hat die Karajorgi dir in irgendeiner Weise angedeutet, daß sie in Gefahr schwebte oder Angst hatte?«
    »Nein«, entgegnet er schnell. »Wenn sie mir gegenüber so etwas erwähnt hätte, hätte ich Sie doch sofort informiert. Ganz im Gegenteil, sie war prächtig gelaunt, zog mich ständig auf und erging sich in spitzen Bemerkungen über unsere Dienststelle.«
    Mit einemmal erinnere ich mich, aus welchem Grund ich ihn der Karajorgi auf die Fersen gesetzt hatte. »Sag mal, hast du irgend etwas über diese Sache mit den Kindern in Erfahrung gebracht?« Nicht, daß es mich nun sonderlich interessierte. Und doch hätte ich für meine zwölf Tausender gerne ein greifbares Resultat.
    Er grinst. »Während des Essens fing ich immer wieder davon an, aber sie wand sich wie ein Aal und wich mir aus. Am Schluß sagte sie zu mir, daß sie zuerst mit mir ins Bett gehen wollte, und nur wenn ich ihren Erwartungen entspräche, dann würde sie mir vielleicht etwas erzählen.«
    Kurz zuvor hatte mir die junge Nichte erzählt, ihre Tante hätte viel im Leben verkehrt gemacht und sich dafür vor ihrem eigenen Spiegelbild geschämt. Eine unersättliche Nymphomanin. Mit Gewissensbissen. Da

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