Helle Barden
Struk-tur, wie andere al gemein bekannte Tatsachen. Sie haben Vorrang gegen-
über al en Informationen, die von den Sinnen übermittelt werden. Aus
gutem Grund: Wenn die Leute ständig darauf achten würden, was um sie
herum geschieht, brächte niemand mehr etwas zustande.*
Außerdem spricht die überwiegende Mehrheit der Hunde wirklich
nicht. Die sprechenden Exemplare sind nur ein statistischer Fehler, den
man getrost ignorieren kann.
Gaspode hatte inzwischen herausgefunden, daß man ihn auf einem un-
terbewußten Niveau hörte. Am vergangenen Tag hatte ihn zum Beispiel
jemand getreten und dann nach einigen Schritten gedacht: Ich bin doch
ein echter Mistkerl.
»Da oben ist etwas«, sagte Karotte. »Sieh nur… An der Steinfigur
hängt was Blaues.«
»Wuff-wuff, wuff! Wol t ihr euch das Ding nun aus der Nähe ansehen oder nicht?«
Mumm kletterte auf Karottes Schultern und streckte die Hände an der
Wand hoch, doch er erreichte den blauen Streifen nicht.
Die Steinfigur drehte ein Auge in seine Richtung.
»Wenn du bitte so freundlich wärst…«, sagte Mumm. »Es hängt an
deinem Ohr.«
Stein schabte über Stein, als die Figur eine Hand hob und das Etwas
von seinem Ohr löste.
»Danke.«
»Keine Urfache.«
Mumm kehrte auf den Boden zurück.
»Diese Steinfiguren gefal en dir, nicht wahr, Hauptmann?« fragte Ka-
rotte, als sie fortgingen.
»Ja. Es sind natürlich Trolle – eine Subspezies –, aber sie bleiben unter sich, erscheinen nur selten unterhalb des ersten Stocks und verüben keine Verbrechen, von denen jemand etwas erfährt. Solche Leute mag ich.«
Er sah sich den blauen Streifen an.
Das Ding erwies sich als der Rest eines Halsbands. Unter dem Ruß
zeichnete sich das Wort »Chubby« ab.
* Das ist eine wichtige Überlebenseigenschaft der Menschen.
»Meine Güte!« brachte Mumm hervor. »Es ist tatsächlich ein Drache
explodiert!«
An dieser Stelle soll der gefährlichste Mann der Scheibenwelt vorgestellt werden.
Nie hat er einem lebenden Geschöpf ein Leid zugefügt. Ein paar sind
von ihm seziert worden, aber erst nach ihrem Tod*. Bei diesen Gelegen-
heiten staunte er, wie gut al es zusammenpaßte, was er um so bemer-
kenswerter fand, weil nur ungelernte Arbeit dahintersteckte. Mehrere
Jahre lang blieb er in einem großen, luftigen Zimmer, was ihn jedoch
kaum belastete: Die meiste Zeit verbrachte er ohnehin im eigenen Kopf.
Bestimmte Personen lassen sich nicht einsperren.
Er hatte herausgefunden, daß eine Stunde Gymnastik pro Tag gesun-
den Appetit schuf und die Verdauung förderte. Derzeit saß er auf einem
von ihm selbst erfundenen Apparat.
Die Vorrichtung bestand aus einem Sattel über einer Tretkurbel, die
über eine Kette ein hölzernes Rad antrieb. Ein metal ener Ständer hielt
es über dem Boden. Ein zweites Holzrad vor dem Sattel konnte mittels
einer Steuerstange gedreht werden. Das zweite Rad und die Stange hatte
der Mann hinzugefügt, um den Apparat leichter hin und her schieben zu
können. Außerdem ergab es eine hübsche Symmetrie.
Er nannte seine Erfindung »Das-Rad-mit-Pedalen-drehen-und-noch-
ein-Rad-Maschine«.
Lord Vetinari arbeitete ebenfal s.
Normalerweise saß er im Rechteckigen Büro oder auf dem einfachen
Holzstuhl am unteren Ende der Treppe im Palast. Dahinter führten Stu-
fen zu einem prunkvollen und verstaubten Thron empor. Es war der
* Er war ein früher freidenkender Wissenschaftler und glaubte nicht, daß Menschen ihre Existenz irgendwelchen Göttern verdankten. Das Sezieren lebender Personen war in erster Linie Priestern vorbehalten: Sie glaubten fest daran, daß Menschen von einem Gott erschaffen worden waren, und wollten deshalb Sein Werk aus der Nähe betrachten.
Thron von Ankh-Morpork, und er bestand zum größten Teil aus Gold.
Vetinari hatte nie davon geträumt, dort Platz zu nehmen.
Es herrschte gutes Wetter, und deshalb arbeitete er im Garten.
Für viele Besucher in Ankh-Morpork war es eine große Überraschung,
daß der Palast des Patriziers von ausgedehnten Gartenanlagen umgeben
war.
Der Patrizier gehörte sicher nicht zu den gärtnerisch veranlagten Per-
sonen. Aber einige seiner Vorgänger hatten solche Neigungen entfaltet,
und Lord Vetinari veränderte oder zerstörte nie etwas, wenn es keinen
zwingenden Grund dafür gab. Er behielt sowohl den kleinen Zoo als
auch den Rennpferdstal . Darüber hinaus akzeptierte er, daß die Gärten
ganz offensichtlich von historischem Interesse waren.
Sie
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