Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
erste wirkliche Beweis, der die Verdächtigen mit dem Tatort in Verbindung brachte.
Helder schickte 15 Ermittler los, die versuchen sollten, Watson an einer seiner alten Adressen aufzustöbern, doch sie hatten kein Glück. Immerhin erfuhren sie, dass Watson aus McKinney, einer Kleinstadt in Texas, stammte.
Als wir im Atlas nachforschten, stellten wir fest, dass McKinney im County Collin lag. Also rief Patchett den Sheriff von Collin an und unterrichtete ihn davon, dass in Kalifornien nach Charles Denton Watson, einem ehemaligen Bewohner seiner Stadt, wegen 187 PC – der Codenummer für Mord – gefahndet wurde.
Der Sheriff hieß Tom Montgomery. War es nur Zufall, dass Watson sich den Nachnamen des örtlichen Sheriffs als Pseudonym zugelegt hatte? Es war mehr als das: Denn Sheriff Montgomery war Watsons Cousin zweiten Grades.
»Charles lebt jetzt hier«, sagte Sheriff Montgomery. »Er hat eine Wohnung in Denton. Ich fahre hin und verhafte ihn.«
Der Sheriff rief daraufhin, wie wir später erfahren sollten, Watsons Onkel, Maurice Montgomery, an und bat ihn: »Kannst du Charles zum Gefängnis bringen? Wir haben da ein Problem.«
Maurice holte seinen Neffen ab und brachte ihn in seinem Pick-up nach McKinney. »Unterwegs hat er nicht viel geredet«, gab der Onkel später an. »Ich wusste nicht, worum es ging, aber ich schätze mal, dass er es die ganze Zeit über ahnte.«
Watson verweigerte angeblich die Aussage und wurde im örtlichen Gefängnis in Verwahrung genommen.
Die Texaner sind, wie mir die Polizei in L. A. versicherte, ehrliche Leute. Sie würden ihn sicher dabehalten, bis wir mit dem Haftbefehl einträfen.
Da ich aber kein Risiko eingehen wollte, schlug ich vor, dass jemand den Haftbefehl persönlich nach McKinney bringen sollte. Sartuchi und Nielsen wurden dazu auserkoren, am nächsten Morgen um elf Uhr dorthin zu fliegen.
Manson, Atkins und Watson waren nunmehr in Haft, zwei andere Verdächtige dagegen noch auf freiem Fuß. Von einem der Arbeiter auf der Spahn Ranch erfuhr die Polizei, dass Linda mit Nachnamen Kasabian hieß und dass sie angeblich in einem Konvent in Neu-Mexiko steckte. 37 Marnie Reeves hielt sich einem Gerücht nach auf einer Farm in der Nähe von Mobile, Alabama, auf.
Noch am selben Tag befragte Patchett Terry Melcher bezüglich seiner Kontakte zu Manson. Er bestätigte das, was wir schon von Jakobson gehört hatten: Er war zweimal auf der Spahn Ranch gewesen, um sich die Musik von Manson und den Mädchen live anzuhören, und war »nicht angetan« gewesen. Außerdem hatte er Manson davor bereits zweimal bei Dennis Wilson getroffen. Allerdings lieferte Melcher ein wichtiges Detail, das Jakobson nicht erwähnt hatte.
Bei einer dieser Gelegenheiten hatte Wilson ihn spätnachts zu seinem Haus am Cielo Drive zurückgefahren, und Manson war mitgekommen. Er hatte auf dem Rücksitz gesungen und Gitarre gespielt. Sie waren bis ans Tor gefahren und hatten Melcher aussteigen lassen, danach war Wilson mit Manson wieder weggefahren.
Jetzt wussten wir, dass Charles Manson vor den Morden zumindest einmal schon beim Haus am Cielo Drive gewesen war, auch wenn es keinen Hinweis darauf gab, dass er je weiter als bis zum Tor gelangt war.
Um 17.30 Uhr sprach ich an diesem Sonntag im Präsidium mit Richard Caballero. Der ehemalige stellvertretende Bezirksstaatsanwalt, der inzwischen eine Anwaltspraxis führte, vertrat Susan Atkins im Fall Hinman. Zuvor hatte sich Caballero mit Aaron Stovitz in Verbindung gesetzt, um zu erfahren, was die Staatsanwaltschaft gegen seine Mandantin in der Hand hatte. Aaron hatte ihm den Sachverhalt unterbreitet: Während ihrer Haft in Sybil Brand hatte Susan Atkins gegenüber zwei Mithäftlingen gestanden, nicht nur an der Ermordung von Hinman, sondern auch an den Tate- und den LaBianca-Morden beteiligt gewesen zu sein. Aaron händigte Caballero Kopien der aufgezeichneten Aussagen von Ronnie Howard und Virginia Graham gegenüber der Kripo L. A. aus.
Die Staatsanwaltschaft ist gesetzlich dazu verpflichtet, einem Strafverteidiger sämtliche Beweise gegen seinen Mandanten zur Verfügung zu stellen. Das ist allerdings eine Einbahnstraße, denn während die Verteidigung so im vorneherein genau weiß, mit welchen Indizien die Staatsanwaltschaft aufwarten wird, ist die Verteidigung nicht verpflichtet, den Anklagevertretern irgendetwas preiszugeben. Auch wenn die Offenlegung der Beweise gewöhnlich erst nach einem förmlichen Ersuchen an das Gericht erfolgt, wollte Aaron
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