Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
hypnotischem Bann zu stehen?«
A: »Nein, ich hatte nicht das Gefühl, dass er hypnotische Kräfte besaß.«
F: »Hatten Sie den Eindruck, dass er überhaupt besondere Kräfte hatte?«
A: »Ich hielt ihn für Jesus Christus. Das reicht mir an Kraft.«
Im Rückblick auf seine Zeit mit Manson gab Poston an: »Ich habe viel von Charlie gelernt, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass er all diese Leute befreit.« Und Watkins bemerkte: »Charlie predigte immer Liebe. Charlie hatte keine Ahnung, was Liebe ist. Charlie war von Liebe so weit entfernt, dass es schon nicht mehr komisch war. Der Tod ist Charlies Ding, so viel steht fest.«
Seit seiner Auslieferung nach Kalifornien hatte sich Charles »Tex« Watson seltsam benommen. Zuerst sprach er nur wenig, dann verstummte er ganz. Die Mithäftlinge in seinem Zellenblock unterzeichneten eine Petition, in der sie sich über die unhygienischen Verhältnisse in seiner Zelle beschwerten. Er starrte stundenlang ins Leere und warf sich dann aus unerfindlichen Gründen gegen seine Zellenwand. Als er in eine Zwangsjacke gesteckt wurde, verweigerte er die Nahrungsaufnahme, und obwohl er zwangsernährt wurde, wog er nach einer Weile nur noch etwa 50 Kilogramm.
Auch wenn einiges darauf hindeutete, dass er zumindest einen Teil seiner Symptome nur vortäuschte, ersuchte sein Anwalt, Sam Bubrick, das Gericht, ihn von drei Psychiatern untersuchen zu lassen. Zwar differierten deren Ergebnisse durchaus, doch in einem Punkt waren sie sich einig: Watson litt an einer rasch fortschreitenden Regression in einen embryonalen Zustand, die, falls sie nicht behandelt wurde, tödlich enden konnte. Auf der Grundlage ihrer Gutachten befand Richter Dell Watson am 29. Oktober für vorläufig verhandlungsunfähig und ordnete an, ihn in die staatliche Heilanstalt Atascadero zu überstellen.
In der Verhandlungspause bat Manson darum, mich sprechen zu können.
»Vince«, flehte Manson durch die Zellentür, »geben Sie mir nur eine halbe Stunde mit Tex. Ich bin mir absolut sicher, dass ich ihn heilen kann.«
»Tut mir leid, Charlie«, antwortete ich. »Das Risiko kann ich nicht eingehen. Falls Sie ihn wirklich heilen, glauben am Ende noch alle, Sie wären tatsächlich Jesus Christus.«
1. bis 19. November 1970
Einen Tag bevor Watson in die Heilanstalt Atascadero eingewiesen wurde, erklärten zwei vom Gericht bestellte Psychiater die 17-jährige Dianne Lake für vernehmungsfähig.
Nach ihrer Entlassung aus der Nervenheilanstalt Patton hatte Dianne gute Nachrichten erhalten: Der Ermittler Jack Gardiner und seine Frau, die sich nach ihrer Verhaftung im Zuge der Barker-Razzia mit Dianne angefreundet hatten, waren zu ihren Pflegeeltern bestimmt worden. Bis zu ihrem Highschoolabschluss sollte sie bei ihnen und ihren Kindern leben.
Aufgrund der Aranda-Vorgaben würden die Geschworenen einige Dinge nie zu hören bekommen – zum Beispiel, dass Tex Leslie befohlen hatte, auf Rosemary LaBianca einzustechen und später an allen Gegenständen, die sie berührt hatten, die Fingerabdrücke abzuwischen. Denn Dianne hatte diese Dinge von Katie erfahren, und jeder Hinweis von Katie auf ihre Mitangeklagten war unzulässig.
Dagegen durfte Dianne über das sprechen, was Leslie nach eigenen Angaben selbst getan hatte, wobei sich allerdings das Problem ergab, dass Leslie Dianne nie erzählt hatte, auf wen sie eingestochen hatte. Sie hatte nur angegeben, dass sie auf jemanden eingestochen hatte, der schon tot war, und dass dies in der Nähe von Griffith Park passiert sei und draußen ein Boot gestanden habe. Ich hoffte, dass die Geschworenen aus diesen Fakten schließen würden, dass von den LaBiancas die Rede war. Dianne sagte ebenfalls aus, dass Leslie eines Morgens im August auf der Spahn Ranch ins Hinterhaus gekommen war und eine Geldbörse, eine Kreditkarte sowie ihre eigene Kleidung verbrannt hatte. Einen Beutel mit Münzen hatte sie behalten, die Münzen hatten die Mädchen dann unter sich aufgeteilt und für Essen ausgegeben. Doch Dianne wollte sich nicht auf das genaue Datum festlegen, und obwohl ich hoffte, dass die Geschworenen zu dem Schluss kommen würden, dass es sich um den Morgen nach den LaBianca-Morden handelte, gab es für diese Annahme keinen Beweis.
Da dies abgesehen von Linda Kasabians Zeugenaussage der einzige Beweis war, der Leslie Van Houten mit den LaBianca-Morden in Verbindung brachte, war es richtig schmerzhaft, als Hughes im Kreuzverhör aufdeckte, dass Dianne sich nicht sicher war, ob ihr
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