Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
ablichten und sah dabei so verwirrt und verloren aus, als beträte er einen seiner eigenen Drehorte und stellte dabei fest, dass alles sich vollkommen und unwiderruflich verändert hatte.
Hurkos erklärte später der Presse gegenüber: »Drei Männer haben Sharon Tate und die anderen vier getötet – und ich weiß, wer. Ich habe der Polizei die Täter genannt und ihr gesagt, dass sie ihnen rasch Einhalt gebieten muss, sonst töten sie wieder.« Die Mörder, fügte er hinzu, seien Freunde von Sharon Tate, die, aufgeputscht von extrem hohen Dosen LSD, zu »blutrünstigen rasenden Irren« geworden seien. Das Gemetzel, wurde er zitiert, sei plötzlich während eines als »goona goona« bekannten Rituals aus der schwarzen Magie ausgebrochen und habe die Opfer völlig unvorbereitet getroffen.
Falls Hurkos der Polizei die drei Männer tatsächlich genannt hatte, so befand es dort niemand der Mühe wert, dies in einem Bericht zu erwähnen. Trotz gegenteiliger Veröffentlichungen gehen die Beamten im Polizeidienst mit solchen »Informationen« in der Regel folgendermaßen um: Hör höflich zu, und dann vergiss es. Da solche Aussagen als Beweismittel ohnehin unzulässig sind, haben sie keinerlei Wert.
Ebenso skeptisch gegenüber Hurkos ’ Behauptung war Roman Polanski. In den nächsten Tagen kehrte er noch mehrfach in das Haus zurück, als suche er nach einer Antwort, die ihm sonst niemand geben konnte.
In den Lokalnachrichten der Los Angeles Times gab es an diesem Sonntag ein seltsames Zusammentreffen von Nachrichten.
Die große Tate-Story rangierte mit der Schlagzeile »Anatomie eines Massenmords in Hollywood« ganz oben.
Darunter kam ein kleinerer einspaltiger Artikel mit der Überschrift »Mordopfer LaBianca feierlich beigesetzt«.
Links vom Tate-Artikel und direkt über einer Zeichnung vom Tate-Anwesen befand sich ein viel kürzerer, scheinbar in keinem Zusammenhang zu den benachbarten Nachrichten stehender Artikel, der wohl dort platziert worden war, weil er kurz genug war, um in die Lücke zu passen. Die Überschrift dazu lautete: »Polizeirazzia auf Ranch, 26 Angehörige eines Kartells von Autodieben verhaftet«.
Der Artikel fing folgendermaßen an: »26 Personen, die auf einer abgelegenen Ranch in Chatsworth, einem ehemaligen Westerndrehort, leben, wurden am Samstag bei einer frühmorgendlichen Razzia von Hilfssheriffs festgenommen. Sie werden verdächtigt, einem Kartell von Autodieben anzugehören.«
Den Beamten zufolge hatte die Gruppe VWs gestohlen und anschließend zu Strandbuggies umgebaut. Der Artikel, der keinen der Verhafteten namentlich nannte, erwähnte, dass ein beachtliches Waffenarsenal beschlagnahmt worden war, und schloss mit den Worten: »Die Farm gehört George Spahn, einem blinden, 80-jährigen Halbinvaliden. Sie liegt in den Simi Hills, 12000 Santa Susana Pass Road. Die Sheriffs erklärten, dass Spahn, der allein in einem Haus auf der Ranch lebe, wisse, dass Leute an diesem Ort hausten, ihre Aktivitäten seien ihm jedoch nicht bekannt gewesen. Sie führten weiter aus, dass er ans Haus gefesselt sei und Angst vor ihnen habe.«
Eine unbedeutende Meldung, der nicht einmal eine Fortsetzung folgte, da ein paar Tage später sämtliche Verdächtigen wieder auf freien Fuß gesetzt wurden, als herauskam, dass der Haftbefehl falsch datiert worden war.
Nachdem bekannt wurde, dass Wilson, Madigan, Pickett und Jones sich in Kanada aufhielten, schickte die Kripo Los Angeles den Kollegen von der Royal Canadian Mounted Police Fahndungsdaten über die vier gesuchten Männer, die die »Mounties« veröffentlichten. Aufmerksame Reporter griffen diese Meldung auf, und binnen weniger Stunden verkündeten die Nachrichtenmedien in den Vereinigten Staaten »einen Durchbruch im Fall Tate«.
Auch wenn die Polizei von Los Angeles leugnete, dass die vier Männer Verdächtige seien, und stattdessen behauptete, sie nur befragen zu wollen, verdichtete sich der Eindruck, dass die Verhaftungen unmittelbar bevorstünden. Daraufhin gab es zahlreiche Anrufe, unter anderem auch von Madigan und Jones.
Jones hielt sich zu der Zeit in Jamaika auf und meinte, er würde freiwillig zurückfliegen, wenn die Polizei ihn sprechen wolle. Madigan erschien in Begleitung seines Anwalts im Park Center. Er war in vollem Umfang kooperativ und erklärte sich bereit, alle Fragen zu beantworten, außer solchen, die dazu angetan waren, ihn mit dem Konsum oder Handel von Drogen zu belasten. Er gab zu, Frykowski in der Woche vor den Morden
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