Helvetias Traum vom Glück (German Edition)
Illusionen, Herr Kommissär. Mit dem Tod von Peter verlieren wir auch unseren Bundesratssitz, denn bei den anstehenden Neuwahlen werden die Bürgerlichen wieder einen der FDP krönen.»
«Dann geht das Taktieren hinter den Kulissen wieder von vorne los, oder?»
«Aha! Ich vermute, dass Sie sich mit Ihrem Herrn Papa unterhalten haben. Das ist uns ein zu grosses Risiko, denn gewisse Parteimitglieder wollen jetzt nach Peters Tod die Seiten wechseln. Einige werden sich der CVP, einige der FDP und die meisten der SVP anschliessen. Dieser Entwicklung können wir nur entgegenwirken, indem wir uns ruhig verhalten, mit den Bürgerlichen zusammenarbeiten und in den nächsten vier Jahren eine gute Politik machen, die unser Land vorwärts bringt. Und nicht wie ein Fähnchen im Wind mal auf dieser, mal auf jener Seite stehen, wie es Peters Linie war. Wir wollen den Bürgerlichen ein verbindlicher Partner sein.»
«Und nach vier Jahren lassen Sie die Sau raus, hoffen, Ihren Stimmenanteil nochmals zu erhöhen und stellen erneut die Forderung nach einem Bundesratssitz. Darf ich raten, wer als Kandidat in Frage kommen wird? Patrick Stolz.»
Stolz lächelte milde und verständnisvoll.
«Die Säue können wir nicht rauslassen, Frau Kupfer. Die sind bereits überall auf unseren Strassen unterwegs. Wir können höchstens einen Stall bauen und sie einsperren, damit sie nicht unser schönes Land zertrampeln. Und wer letztendlich Bundesratskandidat wird, entscheidet die Partei.»
«Um bei Ihrem Vergleich zu bleiben, Herr Stolz. Wir sind auf der Suche nach einem dieser Schweine und hoffen, dass Sie uns bei der Suche helfen können.»
«Da Sie sich ja so gut im Saustall auskennen …», ergänzte Nadine.
Stolz’ Lächeln ging in ein Grinsen über.
«Wenn ich dazu beitragen kann, den Mörder meines Freundes Peter zu fassen, dann können Sie jederzeit mit meiner Hilfe rechnen, Frau Kupfer.»
Ferrari sah, dass Nadine innerlich kochte. Eine Eskalation war wohl nicht mehr fern. Nun denn, wenn es knallen soll, bitte schön. Manchmal ergab sich auch aus solchen Situationen ein konstruktives Moment.
«Noch etwas Mineralwasser?»
Ferrari hielt ihm sein Glas hin.
«Wo standen Sie, als Peter Weller niedergestochen wurde?», setzte der Kommissär die Unterhaltung fort.
«Rechts von ihm. Der Täter ist zwischen mir und Huber durchgerannt und stiess mich um. Bevor einer von uns wusste, was geschah, lag Peter bereits in einer Blutlache am Boden.»
«War es eine Frau oder ein Mann?»
«Ich dachte, dass Sie das fragen. Wenn ich die Heftigkeit des Stosses in Betracht ziehe, dann muss es ein Mann gewesen sein oder eine sehr starke Frau. Ich denke, dass so eine zierliche Person wie Frau Kupfer mich nicht einfach hätte umwerfen können.»
«Wir können es ja einmal ausprobieren!»
«Wenn Ihnen daran liegt, Frau Kupfer, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.»
«Also ein Mann. Können Sie ihn beschreiben?»
«Etwas kleiner als ich, so um einen Meter achtzig rum. Ganz in Schwarz vermummt, die Mütze hatte nur ein paar wenige Schlitze. Aber da liefen noch mehr solcher Gestalten herum. Es war an jenem Abend ziemlich kalt und die Leute mussten lange auf Peter warten. Von daher ist es schwierig abzuschätzen, ob jemand sich aus Schutz vor der Kälte einhüllte oder weil er unerkannt bleiben wollte.»
«Haben Sie eine Vermutung, wer der Täter sein könnte?», fragte Nadine sachlich.
Sie hat sich wieder im Griff. Zum Glück! Ferrari atmete erleichtert auf.
«Wahrscheinlich ein Auftragskiller, beauftragt von politischen Gegnern. Denn offen Peter anzugreifen, Mann gegen Mann, hätte dieses Saupack nicht gewagt.»
«Weshalb sind Sie so sicher, dass die Tat politisch motiviert ist?»
«Eine komische Frage, Frau Kupfer. Weil die Classe politique Angst hat. Angst vor bevorstehenden Umwälzungen, vor notwendigen Veränderungen und letztendlich vor der wahren Zukunft. Wir sind die Partei von morgen. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache; waren es gestern noch sieben Prozent, sind es heute bereits vierzehn und morgen, morgen erobern wir die Mehrheit. Durch uns wird sich die Schweiz endlich wieder auf ihre eigenen Werte besinnen und zu den helvetischen Wurzeln zurückkehren. Bodenständig, traditionell, aufrichtig, sauber und stolz, so sind wir Schweizer. Und andere Länder werden unserem Vorbild folgen. Es wird zu einem vereinten Europa kommen, unter ganz anderen Vorzeichen. Für Ausländer gibt es dann keinen Platz mehr.»
«Na ja, in einem
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