Helvetias Traum vom Glück (German Edition)
Attacke auf Peter statt. Der Kerl tauchte wie aus dem Nichts auf und verschwand genauso schnell wieder im Niemandsland. Ich hatte nicht den Hauch einer Chance. Wenn uns diese Chaoten nur nicht so bedrängt hätten, dann wäre Peter noch am Leben.»
«Seid ihr schon öfters mit den Chaoten zusammengerasselt?»
«Zwei oder drei Mal.»
«Dann kennst du sicher den einen oder anderen.»
«Es sind immer die gleichen Spinner, die das grosse Wort führen. Vor allem drei stehen im Vordergrund: Ruedi Fink, Bodo Stein und eine Frau ist auch dabei, Dagmar Lesser.»
«Weisst du, wo wir sie finden?»
«Fat Georg weiss es bestimmt, Francesco.»
Ferrari nickte. Wenn einer wusste, wer sich wo in Basel aufhielt, dann Georg Kaufmann kurz Fat Georg, wie alle den hundertdreissig Kilo schweren Fahndungschef nannten.
«Sie haben sich anscheinend nach dem Mord ziemlich über Ihre Truppe aufgeregt», schaltete sich Nadine ins Gespräch ein.
«Das kann man wohl sagen. Ich bin total ausgerastet. Schliesslich trug ich die Verantwortung für Weller.»
«Wo standen denn Ihre Leute?»
«Sie waren in einem Halbkreis positioniert, gut einen Meter von Peter Weller entfernt. Wie konnte sich der Kerl nur unbemerkt anschleichen und ungehindert zustossen? Ich verstehe das einfach nicht …»
«Weshalb haben Sie sich eigentlich mit Cornelia gestritten?»
«Mit Cornelia? Wer sagt das? Da irren Sie sich.»
«Es gibt Zeugen.»
«Das war doch kein Streit. Sie warf mir vor, dass ich am ganzen Schlamassel schuld sei. Ich versuchte mich zu rechtfertigen. Verständlicherweise wurde sie wütend. Auf ihren Vater war soeben ein Anschlag verübt worden und wir konnten es nicht verhindern. Verdammt noch mal! Das war keine Heldentat, absolut nicht. Ines hat uns zwar noch nicht rausgeworfen, aber es sieht nicht rosig aus. Bisher hatten wir einen echt guten Ruf. Das ist jetzt Schnee von gestern.»
«Du kannst immer noch zurückkommen, du bist ein ausgezeichneter Polizist.»
«Danke, Francesco. Aber mir gefällt es gut, auf eigenen Füssen zu stehen. Weisst du, das hat etwas mit Freiheit zu tun. Solltest du jemanden kennen, der Personenschutz braucht, bin ich über eine Empfehlung natürlich sehr dankbar.»
«Klar, das mache ich gern.»
«Sieht gut aus, der Kerl. Dieser Body …»
«Wenn Noldi dich so hören würde. Ich glaube nicht, dass ihm das gefällt.»
«Ich bin nicht mit Noldi verheiratet. Wir schlafen zusammen und ja, ich mag ihn. Mehr ist aber nicht.»
Ferrari enthielt sich eines Kommentars. Die jungen Leute sind anders als wir damals. Die nehmen alles eine Spur lockerer. Liebe und Sex sind nicht zwingend miteinander verbunden, die Beziehungen unverbindlich. Treue ist bedeutungslos. Natürlich gab es dies zu allen Zeiten, bloss nicht in diesem Ausmass. Die Unverbindlichkeit, gepaart mit Oberflächlichkeit, erobert die Welt. Wo aber bleibt die Verantwortung für den Mitmenschen? Unwillkürlich dachte Ferrari an den Fuchs, der dem kleinen Prinzen vor Augen führte, dass dessen Rose einzigartig war. Denn nur sie hegte und pflegte er Tag für Tag, nur mit ihr verband ihn eine tiefe Beziehung, die mit Verantwortung, Rücksichtnahme und Respekt einherging. Man ist zeitlebens für das verantwortlich, was man sich vertraut gemacht hat. Genau.
«Huber sieht zwar top aus, aber er ist ein schlechter Lügner», riss ihn Nadine aus seinen Gedanken.
«Was meinst du?»
«Zuerst sagt er, dass sie sich nicht gestritten haben. Kaum fühlt er sich ertappt, kehrt die Erinnerung zurück.»
«Vielleicht hat er es verdrängt. Es ging um das Bewachungsdesaster. Was ja eigentlich logisch ist.»
«Blödsinn! Das muss etwas anderes gewesen sein.»
«Und was, bitte sehr?»
«Das weiss ich auch nicht. Du bist ja hier der grosse Supermacker. Also bemüh dich ein wenig, Herr Kommissär!»
«Hm!»
Nadine fuhr mit ihrem Porsche langsam durchs Dreispitzareal. Eine reine Industriezone. Ziemlich ineinander verflochten. Nach einigen Minuten hielt sie bei einer Orientierungstafel.
«Frankfurtstrasse, Stuttgartstrasse, Lyonstrasse, nur die verdammte Florenzstrasse finde ich nicht.»
«Du hättest dein GPS aktivieren sollen», murmelte Ferrari.
«Schon gut. Ich kann auf deine Kommentare verzichten.»
Sie studierte die Tafel, stieg wieder ein, rauschte um drei Ecken und war am Ziel.
«Na also, hier ist sie ja.»
Der Kommissär schaute heimlich auf seine Armbanduhr.
«Zehn Minuten zu spät. Das ist doch nicht die Welt. Du nervst, Francesco!»
Der Sekretär der
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