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Helvetias Traum vom Glück (German Edition)

Helvetias Traum vom Glück (German Edition)

Titel: Helvetias Traum vom Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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Eidgenössischen Fortschrittspartei erwartete sie bereits. Im Sitzungszimmer hingen die neusten Wahlplakate, der Kommissär schaute sich interessiert um. Er hatte längst nicht alle gesehen. Die Plakate waren raffiniert in Schwarz-Weiss gehalten, eingerahmt vom Schweizer Rot, der Farbe der Partei. Schwarze, schemenhaft gezeichnete Ausländer, die auf einen am Boden liegenden harmlosen Bürger eintraten. Eine einzelne weisse Person, die von fremdländisch wirkenden Menschen an den Rand gedrängt wurde. Ein weiteres Motiv zeigte arbeitende Ausländer und einen traurig dreinblickenden jungen Schweizer, der anscheinend arbeitslos war. Insgesamt gab es sechs verschiedene Motive, jedes den drei Hauptthemen der Partei verschrieben: Überfremdung, Kriminalität und Arbeitslosigkeit, wobei die letzten beiden in Verbindung zur Ausländerthematik standen. In einigen Kantonen wurde die EFP wegen diskriminierender Werbung verklagt, woraufhin die Plakate zurückgezogen wurden. Den Zweck hatten sie aber längst erfüllt. Peter Weller nutzte die Medienpräsenz geschickt, um gegen die Scheinheiligen und Heuchler im Lande einen heiligen Krieg anzuzetteln. Die Stimmungsmache hatte Erfolg. Ganz offensichtlich.
    «Unsere Plakatkampagne der National- und Ständeratswahlen.»
    «Nicht zu übersehen!», zischte Nadine.
    «In einigen Kantonen wurde sie verboten. Das brachte den politischen Gegnern aber nichts. Unsere Demokratie ist einzigartig. Die lässt sich nicht einfach verbieten.»
    «Was bitte ist an diesen Plakaten demokratisch?»
    «Ich vermute, dass Sie keine Anhängerin unserer Politik sind, Frau Kupfer.»
    «Da vermuten Sie richtig.»
    «Ihrem Dialekt nach stammen Sie aus Bern. Da gibt es einen hervorragenden Nationalrat, der Ihren Namen trägt.»
    «Das ist mein Vater!»
    «Ein wirklich genialer Politiker. Er hat viel für unser Land getan. Wir würden uns glücklich schätzen, einen solch profilierten Mann in unserer Partei zu haben. Bitte nehmen Sie doch Platz.»
    Ferrari schmunzelte. Die erste Runde ging nach Punkten eindeutig an Stolz.
    «Ihre Kampagne zeigt schon ein wenig ein eigenartiges Bild der Schweiz, Herr Stolz», nahm der Kommissär den Faden auf.
    «Eigenartig? Nur die Realität.»
    «Glauben Sie wirklich, dass wir im Vereinten Europa isoliert eine Chance haben?»
    «Wir sind eine starke Nation, Herr Kommissär. Starke Menschen brauchen keine Hilfe von anderen, schon gar nicht von der EU. Was bringt diese Gemeinschaft den wichtigen Industriestaaten denn? Unkontrollierte Einwanderung, Lohndumping und hohe Verbrechensraten. Das wissen Sie doch am besten. Wer sitzt in unseren Gefängnissen? Kriminelle Ausländer, Ausländer und nochmals Ausländer. Wir füttern ein Heer von Kriminellen durch, anstatt sie einfach abzuschieben.
    «Sie zu eliminieren und auszurotten!», polterte Nadine.
    «Na, na, das haben Sie gesagt, nicht ich. Wenn auch Ihr zynischer Unterton andere Schlüsse zulässt, Frau Kupfer. Es ist unsere vaterländische Pflicht, für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Und genau dafür kämpfen wir. Wir stehen für unseren Staat und für unseren Glauben ein. Aber das darf man anscheinend heute nicht mehr, sonst heisst es sofort, ihr seid Rechtsradikale.»
    «Ich muss leider die interessante Diskussion unterbrechen. Wir sind nicht hier, um über die Politik der EFP zu debattieren, vielmehr müssen wir einen Mord aufklären. Wir hätten dazu einige Fragen an Sie, Herr Stolz.»
    «Ist es üblich, dass mehrere Kommissäre an einem Fall arbeiten? Einer Ihrer Kollegen befragte mich bereits.»
    «Kollege Suter ist mit einem anderen wichtigen Fall beschäftigt und bat uns um Unterstützung. Wenn es Ihnen recht ist, würden wir Sie gern nochmals befragen.»
    «Natürlich. Entschuldigen Sie, ich habe Ihnen im Eifer des Gefechts nicht einmal etwas zu trinken angeboten.»
    Patrick Stolz verliess den Raum.
    «Ich reisse diesem Luftheuler den Arsch auf!»
    «Super! Das bringt uns sicher tolle Informationen.»
    «Wie kannst du nur so ruhig bleiben und den Mistkerl ernst nehmen?»
    «Er ist …»
    Stolz kam mit Mineralwasser zurück und füllte drei Gläser.
    «Eine tragische Sache. Unfassbar. Der Schock sitzt tief. Peter war unser Vorbild, unser Führer. Ohne ihn wird es nicht mehr das Gleiche sein.»
    Beim Wort Führer zuckte Nadine zusammen und wollte aufspringen. Ferrari hielt sie jedoch am Arm zurück.
    «Wenn ich ehrlich sein will, trifft uns der hinterhältige Mord an unserem Vorsitzenden bis ins Mark. Ich mache mir keine

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